Burke 3 - Bluebelle
Mortay mit ihm gespielt, bevor er ihn auseinandernahm. Jetzt steht er nur noch drauf. Auf Tod. Er sucht sich einen Dojo, geht durch die Tür. Der Sensei muß gegen ihn kämpfen oder die Kampffläche räumen.«
»Er muß närrisch sein. Früher oder später ...«
»Yeah. Genau das hat jeder gesagt. Aber er is immer noch da draußen.«
Der Prof holte tief Luft. »Er macht auch Aufträge.«
»Auf Bestellung?«
»So geht das Gerücht.«
»Hat er dir das angetan?«
»Ich bin auf meiner Karre, rede mit ein paar arbeitenden Mädchen, laß meinen religiösen Rap vom Stapel. Als wär ich der Mann, der sich den Bus vorknöpft, weißt du?«
»Yeah.«
»Ein Auto bleibt stehen. Ein Lieferwagen. Ein Latinotyp steigt aus. Kleiner, untersetzter Kerl. Großen Diamanten im Ohr. Sagt mir, er hat jemand, der mit mir reden will. Ich sag ihm, daß ich den Menschen das Wort bringe, damit die Menschen zu mir kommen.
Der Latino zuckt nicht mit der Wimper. Zieht mitten auf der Straße ein Eisen raus. Erklärt mir, er muß mich hinbringen, egal in welchem Zustand ich ankomme. Ich sag ihm, er soll nicht durchdrehn – wie ich denn hinkommen sollte, laufen? Er ruft ’nen andern Kerl.
Jeder greift ein Ende von meiner Karre, heben mich hinten in den Wagen rein. Die Mädchen verdünnisieren sich einfach. Sie greifen mich von der Straße ab, und keiner nimmt was wahr.«
Die Stimme des Prof war unverändert, ein leiser Sprachfluß, die Augen auf irgendwas anderes konzentriert.
»Sie schaffen mich zu einem der Piers. Hinter den großen Schiffen. Ich habe die Augen nicht verbunden und nichts. Sie zerren mich in diesen alten Bau am Ende des Piers. Der Schuppen fällt auseinander: große Löcher im Dach, riecht wie ’ne Müllkippe. Ein Kerl erwartet uns. Groß, vielleicht einsachtundachtzig, einsneunzig. Konnte nicht mehr als einszehn wiegen.«
»So dünn?«
»Dürr wie ’ne Rasierklinge, Mann. Arme wie Streichhölzer. Neben ihm siehst du wie ein Gewichtheber aus.«
»Mortay?«
»Oh, yeah. Mortay. Kein Rätselraten – er sagt mir, wer er is. Wie wenn sein Name für etwas stehen sollte. Er hat so ’ne irre Stimme.
Total dünn, piepsig. Er sagt, daß er gehört hat, ich würde rumfragen. Über den Geisterbus. Er sagt, das wäre gar nicht gut. Könnte ihn böse werden lassen, mach ich damit weiter.«
»Ich sülze auf ihn ein. Versuch’s mit meiner Blödennummer. Er steigt nicht drauf ein. Er sagt, er kennt mich auch. Sagt meinen Namen – der Prophet. Fragt, warum ich mich, wenn ich das Wort kenne, nicht selber heilen kann. Meine Beine selber richte. Ich erklär ihm, kein Mensch kann den Willen des Herrn ändern. Er macht sich über mich her, kniet sich hin, bearbeitet mich mit den Händen, drückt mir Flecken ins Gesicht, beobachtet mich. Dann sagt er: Du lügst. Einfach so. Du lügst. Er knallt mich von der Karre, befiehlt mir aufzustehen. Eine Minute lang dachte ich, meine Beine würden wirklich nicht mehr funktionieren ... aber ich bin auf die Füße gekommen.«
»Er sagt mir, er wird mir zeigen müssen, daß es ein Fehler is, Fragen zu stellen. Ich weiß, jetzt kommt ’ne Abreibung. Ich konnte nirgendwo hin. Ich hab’s verschissen«, sagte der kleine Mann, und seine Stimme zitterte. »Ich hatte Schiß. Du weißt, daß ich nicht leicht erschrecke, aber dieser Freak ... Es war, als würde er Wellen aussenden. Mich innerlich verletzen, und er hatte mich nicht mal angerührt.«
Ich spürte Belle hinter mir. »Warte draußen«, sagte ich zu ihr.
Ich wußte nicht, was kam, aber es war nicht für ihre Ohren bestimmt.
»Ist in Ordnung, Prof«, sagte ich zu meinem Bruder und drückte ihm den Arm.
Seine Stimme wurde traurig. Beschämt. »Nein, es is nicht in Ordnung. Ich habe die Kontrolle verloren, Burke. Ich habe Max’
Namen rausgerückt. Ich habe diesem Freak erklärt, der Stille wäre mein Bruder. Ich habe die ganze Tour abgezogen. Ihm gesagt, der witwenmachende Wind würde ihm das Haus niederreißen, wenn er Mist mit mir macht. Ich dachte mir, wenn er wüßte, daß ich mit Max zusammenhänge ...«
»Es ist die Wahrheit. Und er ist nicht der einzige.«
Profs Gesicht war zu Tode betrübt. »Weißt du, was er gemacht hat? Gelächelt hat er. Hat gesagt, er möchte Max. Im Kampf. Sagt, bringt er mich zum Laufen, bringt er Max zum Raufen. Sagt der Freak, er hat seit Monaten den Spruch raus, daß er Max begegnen möchte – daß Max hundefeige wäre. Ich bin stumm geworden. Es war keine Schauspielerei. Es war der Teufel, der zu
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