Burke 3 - Bluebelle
mir redete, genau vor mir. Er hat gesagt, er sucht Max’ Dojo. Wenn er ihn findet, nimmt er ihn für sich. Und dann hat er mich gefragt, wo er wäre. Gelächelt hat er. Gesagt, nachdem Max mein Bruder wäre und alles, müßte ich’s wissen. Ich erklär ihm, daß nicht. Ich weiß, wenn ein Mann lügt, sagt er. Schaut mich an. Mitten durch mich durch.«
»Der Latino sagt irgendwas. Mortay wischt dem Latino mit der Faust ins Gesicht, als würde er ’ne Fliege verscheuchen. Blut spritzt dem Latino aus dem Gesicht. Dann sagt der Freak, er sieht, daß ich nicht weiß, wo Max’ Dojo is. Und er will mir ’ne Botschaft für ihn mitgeben. Ich sage, okay – gib mir die Botschaft. Er nimmt diese scheiß Machete von irgendwo her. Reicht sie mir. Probier die Klinge, sagt er. Breites Lächeln auf dem Gesicht. Ich faß die Schneide an – die fährt mir sofort in die Hand, bis aufs Blut. Scharf genug? fragt er mich. Für was? sag ich. Ich richte dir deine Beine, sagt er. Ich versuch ihn hinzuhalten. Lege die Klinge hin, nehme den Mantel ab. Wie wenn ich mich für’n Duell mit ihm klarmache. Ich heb die Klinge auf, schwing sie mit beiden Händen. Wie wenn ich sie teste.
Ich check die Tür, wo sie mich reingebracht haben. Der Latino steht da, hält die Knarre. Keinerlei Ausweg. Ich hatte Schiß, Burke. Und ich habe mich geschämt. Ich wußte, ich hab Max’ Namen rausgerückt. Die Regeln gebrochen. Ich bin ein Mann. Ich habe kein einziges Mal geschrien, als sie mich im Bau in die Mangel genommen haben. Auch ich hab ’nen Namen.«
»Dein Name ist Gold wert, Prof.«
Der kleine Mann hörte nicht zu; Tränen auf seinem Gesicht.
»Ich wollte es wissen. Ich habe ihn beim Namen gerufen: Komm schon, Pusti! Er ging auf mich los. Ich schmeiße mich zu Boden, rolle mich auf den Rücken und haue beidhändig mit der Klinge nach ihm – feste. Will ihm die Eier absäbeln.«
Profs Arm bebte in meiner Hand.
»Er segelt mitten über mich weg. Muß fast zwei Meter überm Boden gewesen sein. Er kommt wieder. Ich tret ihm entgegen, fuchtel mit der Klinge hin und her, im Kreis. Kein Durchkommen für ihn. Er kommt durch, donnert mir aufs Handgelenk. Die Klinge fliegt davon. Der Spaß is vorbei, Nigger, sagt er.«
Der Prof schloß die Augen.
»Ich grapsche nach seinen Augen. Weißer Nebel kommt. Ich hör’s knacken – ich weiß, es is mein Bein. Ich geh zu Boden.«
Er öffnete die Augen.
»Als ich wieder zu mir komme, bin ich hinten in dem Lieferwagen. Mortay – er sitzt da, wie Max immer sitzt. An der Hintertür – mir gegenüber. Bring dich zum Krankenhaus, sagt er.
Leg dich in ein nettes Privatzimmer – geht alles auf mich. Bestell Max, ich hab das gemacht. Sagt seinen Namen ganz langsam. In zwei Stücken. Wie Mor-Tay. Merk es dir, sagt er. Bring ihm die Botschaft.«
Der Prof biß sich auf die Lippen, suchte in sich nach dem Nötigen. »Du bist der einzige, den ich angerufen habe«, sagte er.
»Ich weiß.«
»Ich hab’s verschissen, böse Verschissen.«
»Du hast den Job gemacht, Bruder. Dieser Mortay ... er muß irgendwie in dem Bus drinstecken.«
»Aber Max ...?«
»Er wußte längst von Max, bevor er dich geschnappt hat, Prof.
Das ist seine eigene Kiste. Du hast ihm nichts gegeben, was er nicht schon hatte.«
»Burke ... Ich habe in meinem Leben noch niemanden so schnell sich bewegen sehn.«
Ich tätschelte seinen Arm, spürte, wie die Furcht des kleinen Mannes zu mir durch vibrierte.
»Ich brauche dich bei dem hier, Bruder«, sagte ich ihm.
»Ich werd ’ne Weile kein Rennen laufen«, sagte er und schaute auf seine Beine.
»Deinen Kopf brauche ich. Messerhelden gibt’s wie Sand am Meer.«
Der Prof machte ein Gesicht, das wie der Geist seines alten Lächelns aussah. »Hast du ’nen Plan, bin ich dein Mann.«
»Machen die immer noch diese Kämpfe auf Leben und Tod im Keller unter Sin City?«
»Die ziehn damit rum, soweit ich gehört habe.«
»Wer könnte es wissen?«
Der Prof dachte eine Minute nach. »Am besten Lupe, Bruder.
Der Typ is’n Kampf-Freak. Hahnenkämpfe, Pitbulls, Seiltanzen ...
Gibt’s ’ne gute Wette, isser an der Stätte.«
»Wo hängt er rum?«
Diesmal ein breiteres Lächeln. »Dein Lieblingsplatz, As. Werktags isser jeden Abend am Ende der Haupttribüne in Yonkers.«
»Welches Ende?«
»Gleich hinter der Ziellinie ... wo’s aussieht wie nicht mehr überdacht.«
»Yeah, kenn ich.«
»Jeden Abend. Er arrangiert Kämpfe. Nimmt seinen Teil.«
Der Blick des kleinen Mannes wurde
Weitere Kostenlose Bücher