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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Sie erwiderte meine Verbeugung mit maskenhaftem Gesicht.
    »Mama, das ist Belle«, sagte ich. »Belle, das ist Mama.« Ich sagte es vorsichtig. Hübsch gleichmäßig, im selben Tonfall. Mama war total zuverlässig, wenn es drauf ankam, aber bei Frauen war sie komisch.
    Sie verbeugte sich. »Freund von Burke, Freund von Mama.«
    Belle wollte ihr die Hand hinstrecken, überlegte es sich anders.
    Verbeugte sich leicht. »Vielen Dank, Madam.« Höflich wie ein kleines Mädchen in der Schule.
    Mama rutschte neben mich in die Nische und bellte etwas auf kantonesisch über ihre Schulter. Der Kellner brachte die Suppe.
    Mama bediente mich, dann Belle, dann sich. Sah genau zu, lächelte beifällig, als sich die Schüssel leerte. »Du will mehr Suppe?«
    »Ja, bitte. Sie ist köstlich. «
    Mama verbeugte sich erneut. »Sehr gut Suppe – gut für Kraft.
    Spezial für mein Leute. Immer hier.«
    Belle schaute fragend.
    »Burke mein Leute«, sagte Mama. Das Gesicht ausdruckslos, nichts in ihrem Ton. Aber jeder unterbelichtete Trottel hätte die Warnung kapiert.
    Belle schaufelte sich leise durch das Rind in Austernsoße, die Frühlingserbsenschoten, die Wasserkastanien, den Bratreis, die Glasnudeln, ohne uns Beachtung zu schenken.
    Mama warf einen Blick auf die leeren Teller, hob die Augenbrauen, rief den Kellner wieder herbei. Belle orderte sich eine Portion Hühnchen in Zitrone, die sie ordentlich mit chinesischem Bier runterspülte. Sie tupfte sich das Gesicht mit ihrer Serviette ab. »Oh, das war gut!«
    »Sie will mehr?« fragte Mama.
    Belle lächelte. »Nein, vielen Dank.«
    »Sie komm irgendwann zurück. Wenn kein Ärger mehr, okay?
    Schau meine Enkelin, ja?«
    »Sie haben eine Enkelin?«
    »Warum nich?« fragte Mama, und ihre Miene verhärtete sich.
    »Sie sehen nicht alt genug dafür aus.«
    Ein Lächeln erstrahlte. Verschwand. »Viel alt genug. Burke erklär irgendwann.«
    »Haben Sie Bilder von ihr?«
    Mama studierte Belles Gesicht, ließ sich Zeit. »Viele Bilder«, sagte sie, tippte sich an den Kopf. »Alle hier drin.«
    Belle überging die Warnung, als hätte sie sie nicht gehört. »Wie heißt das Baby?«
    »Flower, wie klein Blume.«
    Belle süffelte ihren Tee ganz etepetete. Ihre Augen waren sanft.
    »Wenn ich eine Blume wäre, wüßte ich, welche ich sein möchte«, sagte sie halb zu sich selber. »Eine Glockenblume, die blaue, die man Bluebelle nennt.«
    Mama verbeugte sich, als ob sie verstünde. So wie sie immer wirkt.
    Ich muß ’ne Weile auf die Straße«, sagte ich Belle, als wir in den Plymouth stiegen. »Ich ruf dich an, wenn ich mit Marques durch bin. Später, okay?«
    »Kann ich nicht in deinem Büro warten?«
    »Es ist jetzt erst kurz nach zwei – ich komme dort gegen acht wieder vorbei und zieh mich um. Du sitzt da lange Zeit fest.«
    »Ich werde nicht festsitzen.«
    »Doch, tust du. Du könntest dort bei Pansy bleiben, aber sie würde dich nicht rauslassen.«
    »Das ist okay.«
    Ich fuhr zum Büro zurück, half Belle ihre Schachteln die Hintertreppe hochtragen.
    »Ich spiele nicht, mein Mädchen. Pansy läßt Leute rein, aber sie sind immer da, wenn ich zurückkomme, verstehst du?«
    »Sicher. Mach hinne. Ich mach bloß ein Nickerchen.«
    »Benutz das Telefon nicht. Und mach die Aktenschränke nicht auf.«
    » Okay! Ich hab’s kapiert.«
    Ich gab ihr einen Kuß.
    Ich entdeckte Michelle im The Very Idea, einer Transsexuellen-Bar auf der East Side. Ich marschierte durch einen Dschungel aus bösen Blicken, bis ich zu ihrem Tisch kam, spürte, wie sie nachließen, als sie mich auf die Backe küßte.
    »Hi, Hübscher.« Sie lächelte. »Suchste mich?«
    Ich setzte mich neben ihr hin, zündete mir eine Zigarette an, wartete geduldig, daß ihre beiden Freundinnen gingen. Michelle stellte mich nicht vor.
    »Der Prof ist im Krankenhaus«, sagte ich ihr.
    »Und wie lautet der Rest?«
    »Seine Beine sind gebrochen. Jemand hat ihm das angetan. Weil er rumgestochert hat, Fragen gestellt.«
    »Weißt du, wer?«
    »Ein Kerl namens Mortay.«
    Ihr Blick wurde ruhig, zwei lange, dunkle Fingernägel spielten am Wangenknochen – sollte heißen, sie dachte nach. »Ich kenn ihn nicht ... aber mir scheint, ich habe den Namen schon gehört ...«
    »Es ist Spanisch für ›Tod‹.«
    »Süßer, du weißt doch, daß meine Sprache Französisch ist.«
    Ich sagte gar nichts, schaute gradeaus. Michelles Hand packte mich am Gelenk. »Süßer, tut mir leid. Aber das ist geschäftlich, richtig? Der Prof hat rumgeschnüffelt,

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