Burnout vorbeugen und heilen
(Schneider 2011).
Grundschritt 1: Wahrnehmen
Was und wie wir etwas wahrnehmen – uns selbst oder die Umwelt –, ist durch unsere Befindlichkeiten und Bedürfnisse bestimmt. Stellen Sie sich vor, sie gehen durch eine Fußgängerzone und nehmen wir an, Sie haben Hunger, Durst oder das Bedürfnis, jemanden zu treffen.
Was nehmen Sie wahr, was sehen Sie, auf was achten Sie unbewusst,
... wenn Sie Hunger haben? Ihnen fallen sicherlich Bäckereien, Restaurants oder Bratwurstbuden auf.
... wenn sie Durst haben? Ihnen fällt sicherlich Wasser auf und Ihnen stechen Stände, wo es etwas zu trinken gibt, besonders ins Auge.
... wenn Sie Kontakt möchten? Ihnen fallen sicherlich Menschen auf, die Sie anziehend finden.
Unsere Bedürfnisse, Wünsche, Impulse wirken wie ein Motor, der uns in eine bestimmte Richtung bewegt, und wie ein Filter, durch den wir unsere Umwelt und unsere Umgebung wahrnehmen. Wahrnehmen heißt, dass wir all unsere Sinne, Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen einsetzen, um die Umwelt und unseren eigenen Organismus zu erfassen. Merken ist das ursprünglichste Wort für diesen Vorgang. „Ich merke, dass ich Hunger habe.“
Grundschritt 2: Einschätzen
Meinen wir das Objekt unserer Begierde gefunden zu haben, überprüfen wir es daraufhin, ob es dem entspricht, was wir uns vorgestellt haben. Ist es das, was ich brauche oder will? Ist es essbar? Ist es trinkbar? Entspricht es meinen Kontaktwünschen?
Also probieren, riechen und schmecken wir, beißen wir hinein, fassen wir es an. Oder wenn es um einen Kontakt mit einer anderen Person geht, sprechen wir mit ihr. Wenn wir dann überzeugt sind, dass das, was immer wir gefunden haben, unserem Bedürfnis entspricht, kommen wir zum dritten Schritt, dem Handeln im engeren Sinne.
Grundschritt 3: Handeln
Nach Schritt 1 und 2 kommt die eigentliche Aktion – das Handeln. Was wir wahrgenommen und eingeschätzt haben, verleiben wir uns jetzt ein: Wir essen oder trinken es, gestalten den Kontakt zu einer Person. Wir handeln, setzen in die Tat um, was wir uns vorgestellt hatten.
Grundschritt 4: Überprüfen der Einschätzung am Handlungserfolg
Erst nach Grundschritt 3 wissen wir, ob etwas geeignet war, unseren Hunger, unseren Durst oder unser Kontaktbedürfnis zu stillen. Bleibt die Handlung ohne Erfolg, hat unsere Einschätzung nicht gestimmt. (Ich habe einen Hamburger gegessen, bin aber immer noch hungrig.) Also suchen wir weiter und schätzen erneut ein, bis ein Handlungserfolg eine Einschätzung bestätigt (bis sich etwas Essbares gefunden hat, das wirklich sättigend ist).
Eine Handlung kann in einen Misserfolg münden. Für unser Wohlbefinden ist es dann ganz wesentlich, dass wir uns von diesem Misserfolg lösen und dennoch zu einer Lösung kommen. Bevor wir einen neuen Handlungszyklus mit einer realistischen Wahrnehmung beginnen, ist es ganz wichtig, dass wir uns zuvor von dem, was nicht gelungen ist, verabschieden, den Misserfolg annehmen und angemessen trauern ( siehe 3.14.1 Was sind Gefühle? ).
Abbildung 4-5: Einfache Handlungskaskade: vier Grundschritte einer Handlung (Schneider 2011, Abb. 1) (© Schneider 2013)
Wie wir die vier Grundschritte einer Handlung jeweils ausführen, hängt von unserer inneren Motivation, der bisherigen Lebenserfahrung und unserer momentanen Einstellung zur Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft ab. Wir nehmen überwiegend wahr, was wir wahrzunehmen gelernt haben, für was wir in diesem Moment gerade offen sind und welche Bedürfnisse vorliegen. Wir schaffen also unsere Wirklichkeit selbst. Wenn wir unsere Neugierde zulassen, erweitern wir unsere Wahrnehmung und sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen Neues, anderes, lassen uns auf neue Einschätzungen und Handlungen ein.
Alle Lebewesen, so auch wir Menschen, wählen von den vielen Reizen, die auf sie einströmen, bestimmte aus. Sie nehmen selektiv wahr, denn anders kämen sie mit der Fülle von Reizen gar nicht klar. Wenn Menschen Wahrnehmungen gegenüber verschlossen sind, sprechen wir auch von „blinden Flecken“. Sie sehen etwas nicht, das andere sehen, hören nicht, was andere hören, riechen nicht, was andere riechen, schmecken nicht, was andere schmecken, fühlen nicht, was andere fühlen. Wenn wir unsere Umwelt und uns selbst vollständiger erfassen und uns neuen Umgebungen, Bedeutungen, Handlungen und Lösungen öffnen wollen, müssen wir uns mehr oder weniger bewusst für eine erweiterte Aufmerksamkeit entscheiden. Dies können wir vielleicht
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