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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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innerlich zu mir oder auch offen zu meiner Frau: „Ich bin einfach langsamer als du.“ Interessanterweise fiel dann der Stress von mir ab und wir konnten gut miteinander mit unseren unterschiedlichen Geschwindigkeiten Autofahren, gehen ...“
    Das „Beeil-dich!“-Antreiber- oder Gegenantreiberverhalten steht in der Regel im Dienste eines anderen Antreiber- oder Gegenantreiberverhaltens, es kommt ganz alleine nicht vor (Kahler 1974). Die Haltung, die eine langfristige Auflösung des „Beeil-dich!“-Antreiber- und Gegenantreiberverhaltens bewirkt, drückt Sein aus: Da-Sein, Raum geben, Interesse zeigen.
4.8.9 Koordination / Rhythmus
    Wenn uns etwas gelingt, lassen wir die verschiedenen Fähigkeiten zusammen fließen, wir spüren einen wohltuenden Rhythmus. Kontakt, Kraft und Geschicklichkeit, Empfinden, Fühlen, Denken und Handeln sind miteinander verbunden, wir fühlen uns im Fluss und empfinden Lust und Ruhe in der Lebendigkeit.
    Für das Zusammenfließen-Lassen, das Gelingen der Koordination, ist ein individuelles Bild hilfreich, das dafür steht, dass wir aus vielen verschiedenen Fähigkeiten schöpfen und aus unserem Unbewussten all das aufsteigen lassen, was wir schon können und im Laufe unseres Lebens gelernt haben. Ein sehr schönes Bild dafür stellt für mich der römische Brunnen dar, wie ihn C. F. Meyer beschrieben hat:
    Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
    (C. F. Meyer, Der römische Brunnen. 7. Version, 1882)
4.8.10 Das Maß finden / Besonnenheit
    In unserem täglichen Tun und Lassen sind wir ständig herausgefordert, das richtige Maß zu finden. Immer wieder treffen wir auf innere und äußere Versuchungen, denen es zu begegnen gilt. In jedem Fall würden wir Disstress, Antreiber- und Gegenantreiberverhalten entwickeln und wir würden Wege finden (müssen), aus diesen Dynamiken auszusteigen. Der Begriff Besonnenheit beschreibt aus meiner Sicht recht gut, was es heißt, das richtige Maß zu finden; in ihm verbinden sich Sinne und Sinn.
    Im Burnout-Zustand betäuben Menschen ihre Sinne, sie riechen, schmecken, hören, fühlen, sehen nicht mehr bewusst; sie nehmen keine eigenen Einschätzungen mehr vor, handeln zeitweise sinnlos und sinnentleert. Sie funktionieren, drehen sich im Rad, in der Mühle, im Hamsterrad.
    Wenn wir uns auf uns und die Welt um uns herum besinnen, nehmen wir wahr, dass wir auch endlich sind. Das Anerkennen dieser Endlichkeit, unseres Todes, hilft uns beim Besinnen auf das für uns Wesentliche. Wenn Sie zum Thema Endlichkeit und Tod etwas Anregendes lesen möchten, empfehle ich ihnen „In die Sonne schauen“ von Irvin, D. Yalom.
4.8.11 Der Ausstieg aus Antreiber- und Gegenantreiberverhalten
    Die Zeiten, in denen wir ganz aus den Antreiber- und Gegenantreiberverhalten ausgestiegen sind und frei handeln, können wir als Handlung auf der Verhaltensebene formelhaft [37] mit den folgenden Worten zusammenfassen.
    Ich tue / lasse etwas,
wach und zentriert,
mit all meinen Sinnen,
stimmig zu mir,
nach meiner Kraft,
in meiner Weise,
in meinem Tempo,
in meinem Rhythmus.
    Sie können selbst die einzelnen Formeln mit eigenen für Sie stimmigen Worten zusammenstellen und auch mehrere Formeln auf einmal verwenden. So sagt sich z. B. ein Golfer, den ich als Coach begleitete, vor seinem Schwung die Formel: „Ruhig – rhythmisch – einfach spielen!“
    Der langfristige und nachhaltige Ausstieg aus der ganzen Antreiberdynamik gelingt über eine immer wieder bewusst zu übende Haltung. Diese Haltung habe ich sprachlich mit folgenden Begriffen zusammengefasst:
    Wach und zentriert,
Halt gebend, Empfindungen und Gefühle wahrnehmend,
einfühlend, Fürsorge für Empfindungen und Gefühle,
spielerisch handelnd,
heiter gelassen,
Raum gebend (da sein),
besonnen.
    Diese Haltungen können Sie sich selbst gegenüber einnehmen, aber auch anderen gegenüber, denen Sie begegnen, wenn sie gerade ein Disstressverhalten zeigen und sich in einem Antreiberverhalten befinden.
    In meiner Arbeit als professioneller Begleiter sind diese Haltungen ein Leitfaden, an dem ich mich orientiere, um Menschen zu helfen, aus ihren alten Mustern auszusteigen. Ich verhalte mich spontan oder / und bewusst in der Haltung, die das Antreiber-, Gegenantreiber-, Einschärfungs- oder Endauszahlungsverhalten

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