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Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Titel: Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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Niedergeschlagenheit und Selbstzweifel auf ihren Schultern und verschatteten ihr den Blick, und er sah, welch hohen Tribut sie für den langen Kampf entrichten musste, den es bedeutete, der Ortsgemeinschaft in allen Krisen Führung und Hoffnung zu geben.
    Als sie den Ball vorgestern Abend zum ersten Mal erwähnte, schien ihm die Vorstellung einer großen Abendgesellschaft in Dungirri derart lachhaft, dass er keinen zweiten Gedanken darauf verwendet hatte. Es gab Landstädtchen mit einer eleganten Oberschicht, wie man sie in Landmode-Magazinen abgebildet sah, Menschen von Reichtum, Rang und sozialem Prestige. Aber Dungirri war kein solcher Ort. Mark Strelitz und seine Eltern, wohlhabende Landbesitzer, kamen dem noch am nächsten. Beths Eltern verkehrten beruflich in besseren Kreisen, da Harry Fletcher als Veterinär in der Rinderhaltung forschte, und auch der alte Doktor Russell und seine Frau hatten stets die traditionellen Werte hochgehalten, aber der Rest des Ortes war eindeutig Arbeiterklasse mit einem überdurchschnittlichen Unterschichtsanteil. Er würde wetten, dass Mark und Doktor Russell die Einzigen waren, die auch zu einer anderen Gelegenheit als einer Beerdigung einen Anzug trugen.
    Beerdigungen. Davon hatte es in den letzten Jahren mehr als genug gegeben, und die Umstände waren entsetzlich gewesen, und vielleicht, so schien es Gil, war dieser Ball keine lächerliche Geistesverirrung, sondern der verzweifelte Versuch, dem Ort Heimatstolz und Selbstachtung zurückzugeben– einmal zu feiern, statt zu trauern.
    Und deshalb musste er einfach gelingen. Im Grunde war Dungirri ihm so gleichgültig wie noch mal was, aber ihm war Jeanie wichtig, und er machte sich Sorgen um Kris. Sie hatte sich schon zu viele Lasten aufgeladen, und seit er hier war, waren es nur noch mehr geworden. Er wünschte, er hätte ihr sagen können, es werde alles gut werden, dass die Leute von Dungirri das Ruder herumreißen konnten, dass sie eine Herausforderung meistern konnten und nicht daran zerbrechen würden. Aber genau davon war er eben nicht überzeugt.
    » Soll ich meine Hilfe anbieten, Gil? « , flüsterte Deb. » Wenn du es gut findest, mach ich’s. Wenn dir etwas daran liegt. «
    Wenn ihm etwas daran lag… Jeanie lag etwas daran und Kris. Vielleicht war das für ihn ein und dasselbe. Aber ihr Angebot war keine einfache Lösung.
    » Du bist eine Fremde, Deb « , gab Gil zu bedenken, » und du kommst von mir, und das wird kaum jemandem hier gefallen. Vielleicht ist es besser, wenn sie das Problem alleine lösen. «
    Die Einwände steigerten nur Debs Entschlossenheit. » Ich steig schon niemandem auf die Zehen. Und wenn du heute nichts für uns zu tun hast, hab ich jede Menge Zeit. Außerdem leide ich unter Küchenentzug. Ich hab seit Tagen nicht gekocht. «
    » Immer mit der Ruhe. Vergiss nicht, du bist hier nicht in der Großstadt. Die einzige halbwegs vernünftig ausgestattete Küche im Ort liegt in Schutt und Asche. Und was das Einkaufen angeht, bis Birraga sind es sechzig Kilometer, und da gibt es sage und schreibe einen kleinen Supermarkt, wo man mindestens die Hälfte von dem, womit du Tag für Tag kochst, unter Garantie gar nicht kennt. «
    » Und? « Deb grinste mit gefährlicher Inbrunst. » Ich mag Herausforderungen. «
    Er zuckte mit den Achseln und versuchte nicht, es ihr auszureden. So hätte sie etwas zu tun und geriete nicht in Gefahr, und man musste einfach zugeben, wenn es jemanden gab, der das schaffen konnte– in Zeitnot, mit beschränkten Mitteln und in einer fremden, schlecht ausgestatteten Küche–, dann Deb. In ihrem Wesen verbanden sich Pragmatismus und Fantasie auf eine seltene Art und Weise, und anders als die übrigen Profiköche, die er kannte, hatte sie ein gesundes, aber nicht aufgeblähtes Ego. Und sie mochte Herausforderungen nicht nur, sie ging darin auf. Mit ihrer Energie und Begeisterungsfähigkeit könnte es ihr vielleicht sogar gelingen, die Vorbehalte der Einheimischen wegen ihrer Bekanntschaft mit ihm zu überwinden.
    Energisch und geschäftsmäßig kam Kris in die Küche zurück und drückte ihm, ohne ihm in die Augen zu sehen, seine ordentlich zusammengelegte Wäsche in die Hand.
    Deb ergriff das Wort. » Sergeant, da wir ein oder zwei Tage hier sein werden, könnte ich helfen, das Bewirtungsproblem zu lösen. Ich bin Küchenchefin. Ich habe bei unzähligen Festen das Catering gemacht. «
    » Wirklich? « Einen Augenblick lang flammte wilde Hoffnung in Kris’ Augen auf, dann

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