Bushido
ganze Armee!«, stimmte ich ihm zu.
Mein persönlicher Schutzengel musste sich noch seine Kumpels zu Hilfe holen, um uns alle wieder lebend aus diesem Auto zu bekommen. Unsere Zeit war anscheinend noch nicht abgelaufen.
Ich gab den Polizisten noch Autogramme, dann fuhren wir mit einem neuen Mietwagen den restlichen Weg ins Hotel und fielen erschöpft in unsere Betten. Auch wenn sich das ein bisschen absurd anhört, aber ich war, trotz dieses überkrassen Erlebnisses, immer noch spitz wie Lumpi. Aber was sollte ich machen? Ich rödelte mir noch einen und dankte Gott, dass ich gesund in diesem Bett liegen durfte. Dann fielen mir auch schon die Augen zu.
Am Nachmittag bei Stefan Raab war unser Unfall natürlich das Thema der Sendung. Ich gab zu, dass ich mittlerweile wüsste, wie man das Wort Aquaplaning schreibt, woraufhin ich von Stefan direkt zur nächsten Stock Car Crash Challenge eingeladen wurde. Da musste sogar ich ein wenig lachen. Die eigentliche Ironie an der Geschichte war jedoch, dass wir von Köln direkt weiter nach Sindelfingen gefahren sind, um meinen fabrikneuen 180000 Euro teuren Mercedes CL 63 AMG abzuholen. Vielleicht wollte mir jemand da oben mit dem Unfall auch so etwas wie eine letzte Warnung mit auf den Weg geben, damit ich mir mit meinem 514-PS-Monster nicht mein eigenes Grab schaufle. Wer weiß?
Das Problem von uns Menschen ist auch, dass wir immer alles erklären wollen. Wir haben diese wunderbare Gabe verloren, einfach nur an etwas zu glauben. Wir wollen immer nur wissen, wissen, wissen. Der Glaube, auch an etwas Unerklärliches, kann so befreiend sein. Seine Fantasie zu benutzen und zu träumen, ist so schön – fast schon Magie. Ich wage zu behaupten, dass ich über die Welt und wie sie funktioniert, ziemlich gut Bescheid weiß. Ich weiß, dass hinter allem in diesem System feste Machtstrukturen stehen, dass man nicht allen Nachrichten Glauben schenken darf und vieles besser einmal genauer hinterfragen sollte. Trotzdem möchte ich gar nicht alles wissen. Einen gewissen Spielraum will ich mir freilassen, um meiner Vorstellungskraft und meinem Glauben noch etwas Platz zu lassen. Wie sonst ist so ein Unfall zu erklären? Zufall? So etwas gibt
es nicht.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so richtig von Herzen glücklich gewesen bin. Natürlich erlebe ich schöne Momente, beim Vögeln, oder wenn ich mal wieder eine Goldene Schallplatte bekomme, wenn ich mir ein neues Auto kaufe oder wenn ich meine Mutter umarme, aber trotzdem stehe ich immer unter Strom. Ein Stück weit ist das wie ein Fluch, der auf mir lastet. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass ich in regelmäßigen Abständen richtig krass depressiv werde. Ich glaube, dass ich deswegen auch so gern schlafe. Wenn ich bis mittags im Bett liege, bedeutet das nicht, dass ich ein fauler Hund bin, sondern dass ich den Schlaf als einzige Möglichkeit betrachte, um wirklich zu entspannen. Mein Kopf schaltet sich beim Schlafen aus und ich habe erst gar nicht die Wahl, mir Gedanken zu machen.
Aus dem gleichen Grund spiele ich so gerne World of Warcraft. Dort bin ich nicht Bushido, sondern einfach nur ein anonymer Mitspieler unter Millionen. Für drei, vier Stunden am Tag kann ich dort, in dieser imaginären Welt, tun und lassen, was ich will, ohne dass mich jemand nervt. Mein Problem ist auch, dass ich mir, wie ein Elefant, alles merken kann. Mein Kopf ist voller Informationen. Ich kann einfach nichts löschen. Wenn mich auf der Straße jemand anspricht, mit dem ich vor zwei Jahren einmal etwas zu tun hatte, dauert es ungefähr zehn Sekunden und ich kann mich an jedes Detail erinnern. Das mag zwar beim Weiberklären ziemlich hilfreich sein, ist allerdings sonst doch sehr belastend. Was soll ich machen? Der einzige Weg, den ich sehe, um endlich wieder glücklich zu sein, ist der, gewisse Erlebnisse für immer aus meinem Gedächtnis zu löschen. Da das nicht geht, habe ich eben die Arschkarte gezogen. Scheiß drauf! Man kann halt nicht immer gewinnen.
Prinzipien
Ich stelle immer wieder fest, dass verdammt viele Leute ihre Zeit damit vergeuden, irgendwem oder irgendetwas hinterherzulaufen. Träume sind wichtig, aber man muss auch mal damit anfangen, sie in die Realität umzusetzen. Ich habe mich, als ich noch keine Kohle hatte, auch nie gefragt, was ich machen würde, wenn ich im Lotto eine Million gewinne. So ein Blödsinn. Meine Einstellung lautete: Entweder du besorgst dir die Million oder nicht, aber nerv mich
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