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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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fragte er: »Wozu benutzt Jansson sie?«
    »Für Sachen von seiner Scheidung, glaube ich«, erklärte die alte Dame. »Er hat sich 1973 scheiden lassen und ist von Södertälje hier herausgezogen. Alle Sachen von der Scheidung sind noch da. Jansson ist, ehrlich gesagt, ein Sonderling, Herr Kommissar. Er ist heute weggefahren, bestimmt kauft er noch ein Auto, um es auf sein Grundstück zu pflanzen. Manchmal glaube ich, dass er denkt, sie würden da wachsen und neue kleine Autos produzieren.«
    »Und wo liegt diese abgebrannte Waldhütte?«
    »Sie müssen nur dem Pfad von Janssons abscheulichem Garten aus folgen. Ein paar Hundert Meter in den Wald hinein.«
    »Wissen Sie, ob Jansson den Brand bei der Polizei gemeldet hat?«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen«, kicherte die Dame. »Jansson misstraut allen Behörden.«
    Er bedankte sich bei der alten Dame und ging hinüber zu »Janssons abscheulichem Garten«. Er war kaum schlimmer als andere ländliche Grundstücke. Aber einen Pfad konnte er nicht finden. Schließlich ahnte er doch etwas, das einem zugewachsenen Weg ähnelte, und schlug die Richtung ein. Schon bald kam mitten im tiefsten Wald ein kleiner Einödhof in Sicht, und nicht weit davon entfernt lag eine Ruine. Eine schwarze Ruine.
    Die Hütte war wirklich abgebrannt. Bis auf den Grund.
    Hjelm nahm einen Stock und stocherte in den schwarzen Überresten herum. Doch dann untersuchte er die Brandruine genauer. Er hob die verkohlten Balken beiseite und durchstöberte die unterste Aschenschicht. Zielbewusst kratzte er in der Asche, aber das Aufregendste, worauf er stieß, war ein Gebilde aus sieben miteinander verschmolzenen Gabeln.
    In der rechten Ecke der Ruine lag eine verbogene Metallskulptur, möglicherweise die Überreste eines Bettgestells. Das Metallding war groß und massiv, und nach einigen unbeholfenen Versuchen gab Hjelm es auf, es mithilfe von Stöcken zur Seite zu schieben. Er seufzte tief und biss in den sauren Apfel. Er stieg ins Innere der Ruine und versank mit seinen schwarzen italienischen Schuhen sogleich ein gutes Stück in der schmierigen grauen Asche. Dann packte er die Metallskulptur an einem Ende, hob sie hoch und kippte sie über die Mauerreste. Eine gewaltige Aschenwolke erhob sich wie ein Federbusch und raubte ihm für einen Augenblick den Atem.
    Als der Staub sich wieder gelegt hatte, griff er erneut seinen Stock und stocherte in der Aschenschicht herum, die sich unter dem deformierten Bett verborgen hatte.
    Und er fand einen Knochen. Je länger und je gebannter er den Knochen anstarrte, desto deutlicher wurde dieser zu einem Speichenknochen. Einem der Knochen, die im Unterarm sitzen.
    Im menschlichen Unterarm.
    Er wühlte weiter, jetzt fieberhaft. Und fand einen zerschmetterten Schädel.
    Er blickte auf die Zahnreihe des losgebrochenen Unterkiefers.
    Und hatte das Gefühl, dass Tore Michaelis ihn angrinste.

21
    Sie saßen vor den Computern. Das war nichts Ungewöhnliches in Zimmer 304. Was möglicherweise als ungewöhnlich bezeichnet werden konnte, war die Tatsache, dass es nicht ihre eigenen Computer waren.
    Jorge Chavez saß an Louise Strömbergs Computer, der als Direktimport von Verveln heraufgekommen war, während Jon Anderson über Lisa Jakobssons Computer aus der Gästrikegatan gebeugt war.
    »Diese Louise hat wirklich frenetisch nach schnellen Möglichkeiten gesucht, noch mehr Gewicht zu verlieren«, sagte Chavez. »Die Suchdokumentation umfasst hundert verschiedene mehr oder weniger legale Abmagerungsmittel. Davon hat sie ungefähr zehn bestellt. Wenn man das Scheinprodukt Anamagica, das ja zwanzigtausend in bar kosten sollte, mitrechnet, belaufen sich ihre Bestellungen in der Woche vor ihrem Verschwinden auf beinahe fünfzigtausend Kronen. Sie war von ihrer Arbeit als Hilfsschwester in einem Pflegeheim in Vimmerby krankgeschrieben und kann wohl kaum über derartige Summen verfügt haben.«
    »Das ist seltsam«, entgegnete Jon Anderson. »Es wird quasi zur Droge. Zielbewusste Anorexie und Heroinmissbrauch scheinen einiges gemeinsam zu haben. Auch die Reiseverkehrskauffrau Lisa Jakobsson hat ihr Konto um Zehntausende von Kronen überzogen. Sie war hoch verschuldet.«
    »Und das alles nur, um dünner zu werden«, sagte Chavez. »Werden wir die Frauen jemals verstehen?«
    »Ich habe diesbezüglich keinerlei Ansprüche«, sagte Anderson. »Aber ist es nicht das Gleiche wie Bodybuilding und anabole Steroide bei Männern?«
    Chavez betrachtete seinen Partner und staunte über

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