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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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mir so vor, als sei das die Klinik«, sagte Jon Anderson. »Da sammeln sich Anorektikerinnen. Wenn ich so einfach ihr Patientenregister anzapfen konnte, dann kann eine raffinierte Figur wie diese Tiina Spinroth das ganz bestimmt auch. Was meinst du?«
    »Mein Instinkt sagt mir, dass es etwas mit Männern zu tun hat«, sagte Chavez. »Alte Freunde, solche Sachen. Wenn du zum Krankenhaus Danderyd fährst, nehme ich mir das ehrenwerte Unternehmen stopIT AB vor. Whatever it may be.«
    »Aber dann«, sagte Anderson, »treffen wir uns hinterher und machen einen Abstecher nach Upplands-Väsby. Hört sich das gut an?«
    »Saugut«, sagte Jorge Chavez.

22
    Tiina Spinroth war ordentlich vergrößert. Und gesäubert. Was ihr Make-up noch schmieriger machte.
    Lena Lindberg blieb auf der Treppe stehen, fächerte die Bilder in der Hand auf und betrachtete sie. Die Computerexperten hatten eine Serie stark verbesserter Ausschnittvergrößerungen hergestellt.
    Das Problem war, dass es auch dadurch keinen Deut leichter wurde, zu erkennen, wer sie war. Nur die Maske trat deutlicher als Maske hervor.
    Dagegen war es erstaunlich, dass sie in diesem Aufzug in der Stadt hatte herumlaufen können, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Das war nur in Stockholm möglich. Hier sind wir so gewöhnt an alles.
    So tolerant. Alternativ: so blasiert.
    Oder so blind. So schien es jedenfalls in der Jungfrugatan.
    Dort waren sie wieder. Sie zeigten die Bilder von Tiina Spinroths Auftritt in der Bank allen Nachbarn. Sie waren bei Naoum Chamoun und hielten ihm die Bilder hin. Er schüttelte nur den Kopf.
    »Haben Sie den Räuber gefasst?«, fragte er stattdessen.
    Sara und Lena sahen sich an. Es dauerte bei beiden ungefähr gleich lange, bis der Groschen fiel.
    »Der Fall ist an die Polizei Stockholm abgegeben worden«, sagte Lena Lindberg schließlich.
    Chamoun stand hinter seiner Ladentheke und nickte. »Er kann also jederzeit zurückkommen?«, sagte er. »Ist Ihnen das egal?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen«, beschwichtigte Sara Svenhagen.
    Anschließend nahmen sie sich jeder ein Treppenhaus rechts und links des Videoladens vor. Niemand hatte jemanden gesehen, der der bizarren Erscheinung auf den Fotos ähnelte. Aber viele fühlten sich bemüßigt, ihrem Widerwillen Ausdruck zu verleihen.
    Sie trafen sich wieder auf der Straße.
    »Wir sollten etwas Besseres tun können«, sagte Sara.
    »Ich kann dir nur zustimmen«, sagte Lena. »Das Problem ist leider, dass wir nicht genau wissen, was. Jon und Jorge haben uns die Computer vor der Nase weggeschnappt, Gunnar und Arto haben die europäische Connection mit Beschlag belegt. Und wir – der eigentliche Kern des Falls – stehen hier und treten auf der Stelle. Das ist ungerecht.«
    »Und es passt nicht zu uns«, fügte Sara hinzu und meldete sich an ihrem eindringlich klingelnden Handy. Danach begann sie in ziemlich einsilbiger Art und Weise Englisch zu reden.
    Als das Gespräch beendet war, erklärte sie: »An Rainer Kruses Einhandweltumseglung ist irgendetwas faul.«
    »War das die englische Polizei?«
    »Auf Guernsey. Das Boot ist verlassen in einer einsamen Bucht auf einer kleinen Nachbarinsel gefunden worden.
    »Wann ist er noch mal losgesegelt?«
    »Anfang Mai, am 7., glaube ich.«
    »Richtig langer Törn. Niemand, der ihn vermisste?«
    »Einhandsegler sind in der Regel Einzelgänger. Aber das passt ziemlich gut in unser Zeitschema, nicht wahr? Tiina Spinroth hat die Wohnung ab dem 1. Mai gemietet und nahm einen Monat später den ersten Kontakt zu Åsa Karlsson auf. Dazwischen ließ sie am 12. Mai ihre Domain thinspiration.se registrieren, und am 14. Mai wurde die Homepage ins Netz gestellt. Wir müssen die Fotos nach Guernsey schicken, vielleicht werden wir da fündig. Ich habe so eine Ahnung, als wäre sie dort gewesen. Es wird Zeit, Flugtickets zu checken und dergleichen. Es könnte eine authentische Spur sein.«
    »Aber wenn sie Kruse im Mai getötet hat«, sagte Lena, »warum hat sie dann die Miete weiterbezahlt?«
    »Stell nicht so knifflige Fragen«, seufzte Sara.
    Sie waren inzwischen ein gutes Stück die Treppe in dem schmalen Wohnhaus in der Jungfrugatan hinaufgestiegen. Ohne sich abzusprechen, hatten sie Kurs auf die Albtraumwohnung genommen, die sie anzog wie ein Magnet.
    Die beiden Türen im ersten Stock waren gründlich mit blau-weißem Plastikband gesichert. Sie bahnten sich ihren Weg hindurch und blieben in dem kahlen Flur stehen. Nichts deutete darauf hin, dass

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