Bußestunde
leicht, besonders weil sie so groß und schüchtern war. Und dann natürlich Anders Koskinen, Hardrock-Anders, der nie irgendetwas auf die Reihe kriegte und alles und jeden im Universum missverstand. Ein Versager durch und durch. Ging später in die USA, glaube ich.
Gunnar Nyberg: Erinnern Sie sich an einen besonders schwerwiegenden Vorfall? Irgendetwas besonders Teuflisches?
Lars Persson: Ja, an eine Sache erinnere ich mich. Hanna und die Clique hatten sich mit einigen der ausgebuffteren Jungs zusammengetan und kamen in den Umkleideraum der Sporthalle, als der dicke Fredrik und Hardrock-Anders noch in der Sauna saßen. Ich war auch noch da, war aber schon angezogen und verzog mich schnell. Hanna und die anderen klauten deren Sachen und warteten auf sie. Ich weiß nicht genau, was passierte. Fredrik wollte nie darüber reden. Anders machte ein besonderes Ding daraus, nackt mit vier hübschen Mädchen. Aber was eigentlich passierte, weiß niemand. Außer ihnen.
Gunnar Nyberg: Keine wirklich tolle Klasse?
Lars Persson: Eine, bei der man froh ist, mit heiler Haut rausgekommen zu sein.
*
Fredrik Ahlberg: Wie schlank Sie sind.
Jon Anderson: Aber viel zu groß.
Fredrik Ahlberg : Hören Sie bloß auf. Etwas Schlimmeres, als klein und dick zu sein, gibt es nicht. Man muss wirklich viel einstecken. Und kommt nicht wieder hoch.
Jon Anderson: Haben Sie deshalb immer noch keine geregelte Arbeit?
Fredrik Ahlberg: (Er lacht.) Das hat eine Menge Gründe. Wer sollte mich haben wollen? Aber ich bin ein Ass in Netzpoker. Davon lebe ich. Außerdem bin ich derjenige, der in Schweden bei World of Warcraft am weitesten gekommen ist. Und da musste ich mir die ganze verfluchte Zeit am Gymnasium anhören, dass ich doof wäre. Erzählen Sie mir was von falscher Einschätzung.
Jon Anderson: Computerspiele?
Fredrik Ahlberg: Sie haben nicht wirklich Ahnung davon, was?
Jon Anderson: Nein, stimmt. Aber von World of Warcraft habe ich schon was gehört. Man spielt auf einer Menge von Ebenen interaktiv. Läuft zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her und klettert immer höher.
Fredrik Ahlberg: Sie wissen es doch.
Jon Anderson: Der dicke Fredrik also?
Fredrik Ahlberg: Es war Hanna, die darauf kam. Wahnsinnig einfallsreich. Sie hatten wirklich ihren Spaß daran, mich zu hänseln. Aber eigentlich glaube ich, dass die Mädchen am schlimmsten dran waren. Diese Punkerin mit dem Doppelnamen hatte es nicht leicht, und dann Ulla …
Jon Anderson: Sofia Olsson-Larsson und Ulla Johansson?
Fredrik Ahlberg: Ja. Eine wurde Künstlerin und die andere drogenabhängig.
Jon Anderson: Drogenabhängig?
Fredrik Ahlberg: Ja. Ich hörte, sie wäre später nach Australien gegangen. Ob sie jetzt clean ist, weiß ich nicht.
Jon Anderson: Erzählen Sie ein bisschen mehr über Ulla Johansson.
Fredrik Ahlberg: Sie war auch ziemlich dick, deshalb wurden wir am Anfang des Gymnasiums so etwas wie Kumpel. Wir taten uns zusammen. Aber dann geriet sie in die falsche Gesellschaft. Fing an mit Alkohol und nahm dann Rauschgift gegen Ende der Gymnasiumszeit. Und so entwickelten wir uns auseinander.
Jon Anderson: Von einem Kollegen habe ich gerade eine Geschichte über Sie und Anders Koskinen in der Sauna gehört …
Fredrik Ahlberg: Ja klar, die musste ja rauskommen. Und jetzt ist es ja auch egal. Hanna, Lisa, Matilda und – wie hieß die Letzte noch, die Allerverrückteste? – Alicia?
Jon Anderson: Alice. Alice Nordin.
Fredrik Ahlberg : Ja, genau. Alice. Also, Anders und ich saßen nach irgendeiner Scheißsportstunde, Hallenhockey, glaube ich, noch in der Sauna und chillten. Eigentlich ein cooler Finne, der Hardrocker, der alle Bands durcheinanderbrachte und von nichts eine Ahnung hatte. Er schuf sich eine ganz eigene Welt und lebte konsequent darin, und mit der richtigen Wirklichkeit hatte sie nicht das Geringste zu tun. Da tauchte diese verdammte Clique auf und klaute unsere Sachen, Handtücher und alles. Und dann standen sie da mit unseren Kleidern und starrten uns an, als wir versuchten, uns zu verstecken. Aber man konnte sich nirgendwo verstecken. Sie tanzten um uns herum und schrien, was wir für kleine Pimmel hätten. Schließlich gab Anders auf und zeigte seinen Schwanz vor, bis der stand wie eine Eins. Er rettete mich, könnte man sagen. Aber das war nichts gegen das, was mit Jocke passierte.
Jon Anderson: Was passierte denn mit Jocke … Bergsten?
Fredrik Ahlberg: Das ist es ja. Keiner weiß es. Aber er hätte sich beinahe hinterher das Leben
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