Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
anders zu nennen. (Sie lacht.)
    Kerstin Holm: Meine Frage ist, wie Sie wohl verstehen, sehr konkret. Fällt Ihnen jemand ein, der einen Anlass hat, Hanna, Lisa, Alice und Matilda zu hassen? Wirklich richtig zu hassen?
    Sofia Olsson-Larsson: Es lässt sich nicht abstreiten, dass sie eine Reihe von Menschen nach allen Regeln der Kunst schikanierten. Ich war eine Spätpunkerin, sie hassten mich. Als Mädchen durfte man nicht aussehen wie ich. Das bedeutete, auf alle anderen Mädchen zu spucken, sozusagen. Sie haben mich einmal verprügelt, aber sie waren nicht besonders stark. Nicht genug Muskeln, um es mal so zu sagen. Aber Hass? Nein, ich weiß nicht …
    Kerstin Holm: Denken Sie gründlich nach. Gehen Sie alle Schüler durch. Ich warte. Irgendetwas muss passiert sein. Ich weiß, dass etwas passiert ist, das sich von allem anderen unterscheidet. Versuchen Sie, sich daran zu erinnern, was das sein könnte.
    Sofia Olsson-Larsson: Meine Überlebensstrategie im Gymnasium war, richtig anders zu sein, eine richtige Außenseiterin. Das war wohl die Voraussetzung dafür, dass ich später Künstlerin wurde. Aber das bedeutet auch, dass ich in dieser Klasse nicht wirklich dazugehörte. Ich glaube, dass der dickste Junge – kann er Fredrik geheißen haben? – am schlimmsten zu leiden hatte. Aber wir hatten nichts gemeinsam. Ich konnte ihm nicht helfen und wollte es auch nicht.
    Kerstin Holm: Fredrik Ahlberg?
    Sofia Olsson-Larsson: Ja, so hieß er. Aber an irgendein großes Drama kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Es war eine scheißlangweilige, bornierte Spießerklasse, und ich danke meinem glücklichen Stern dafür, dass ich nichts mehr mit ihnen zu tun habe.
    *
    Sara Svenhagen: Haben Sie mit den anderen Mädchen noch Kontakt? Hanna, Lisa, Matilda?
    Alice Nordin: Nicht die Spur. Ich glaube, Lisa ist in die Stadt gezogen und wurde irgendwo Chefin. Matilda hat studiert. Hanna und ich, wir sind hiergeblieben. Ich glaube, sie arbeitet an der Tankstelle, der OK-Q8 unten in Runby. Und ich bin hier gelandet. Coop Extra, im Väsby-Zentrum. Geschieden und drei Kinder. Aber warum nicht? Scheiß drauf.
    Sara Svenhagen: Soweit ich es verstanden habe, waren Sie doch eine ziemlich feste Clique. Warum haben Sie sich nicht mehr getroffen?
    Alice Nordin: So ist das wohl nach dem Gymnasium. Sie sind doch ungefähr in meinem Alter: Mit wie vielen alten Klassenkameraden haben Sie noch regelmäßig Kontakt?
    Sara Svenhagen: Ich verstehe, was Sie meinen. Mit keinem. Aber ich gehörte auch nie einer festen Clique an. Ich war eine komische, immer nachdenkliche Außenseiterin.
    Alice Nordin: Das spielt keine Rolle. Nach dem Gymnasium will man weiterkommen.
    Sara Svenhagen: Aber so ist es doch nicht wirklich? Wenn man zusammen in einem kleinen Ort aufwächst und richtig eng befreundet ist, stelle ich mir vor, dass das auch für den Rest des Lebens so bleibt. Man lässt die Zeit auf dem Gymnasium sozusagen nie hinter sich. Im Nachhinein erscheint sie einem als die beste Zeit im Leben.
    Alice Nordin: Nein, verdammt. Es war scheißanstrengend.
    Sara Svenhagen: Viele scheinen der Ansicht zu sein, dass Sie scheißanstrengend waren.
    Alice Nordin: Der schwedische Neid …
    Sara Svenhagen: Aber es war doch nicht gerade leicht, mit Ihnen auszukommen. Hatten Sie nicht auch etwas spezielle … Körperideale?
    Alice Nordin: Ich hatte nie irgendwelche Essstörungen, wenn Sie so etwas meinen. Wir waren vielleicht alle ein bisschen großkotzig, aber so was hat ja wohl mit dem Alter zu tun. Und damit, wie es zu Hause aussieht. Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich sechzehn war, es herrschte ständig auf die eine oder andere Weise Chaos.
    Sara Svenhagen: Aber es gab welche, die Essstörungen hatten, nicht wahr?
    Alice Nordin: Lisa und Matilda, beide, da bin ich mir sicher. Lisa war am schlimmsten. Sie war etwas moppelig, als sie in der Achten zu uns kam. Wir vier sind auch in der Oberstufe in dieselbe Klasse gegangen. Sie kam damals und redete ein beschissenes Schonisch.
    Sara Svenhagen: Machte sie auch Diäten?
    Alice Nordin: Das weiß ich nicht …
    Sara Svenhagen: Na, kommen Sie schon. So schlimm ist das wohl nicht.
    Alice Nordin: Okay. Also sie hat ziemlich genau darauf geachtet, was sie aß, um es mal so zu sagen.
    Sara Svenhagen : Sie selbst sind recht gut in Form, dafür, dass Sie drei Kinder haben.
    Alice Nordin: Danke. Ja, ich trainiere viel. Gehe joggen und so.
    Sara Svenhagen: Ich wünschte, ich hätte Zeit dafür.
    Alice Nordin: Die Kinder

Weitere Kostenlose Bücher