Bußestunde
genommen. Sprang vor einen Zug.
Jon Anderson: Erzählen Sie, was Sie gehört haben.
Fredrik Ahlberg: Es waren wieder dieselben Mädchen. Das weiß ich. Sie trieben Jocke dazu, etwas zu tun, was er nicht hätte tun sollen. Aber ich weiß nicht, was es war. Jocke ist dann weggezogen. Es ging mal das Gerücht, er sei tot. Er sei vom Vorortzug überfahren worden.
Jon Anderson: Was glauben Sie, was geschah?
Fredrik Ahlberg: Es muss was mit Sex zu tun gehabt haben. Aber mehr als das weiß ich nicht.
*
Anna Robertsson: Ja, Nummer?
Arto Söderstedt: Nummer?
Anna Robertsson: An welcher Zapfsäule Sie getankt haben.
Arto Söderstedt: Ach so. Nein, ich habe nicht getankt. Ich möchte mit Ihnen sprechen.
Anna Robertsson: Das wollen immer alle.
Arto Söderstedt: Das kann ich verstehen. Aber ich bin von der Polizei und muss mit Ihnen reden. Kann Ihr Kollege Sie kurz ablösen?
Anna Robertsson: Rille, übernimmst du mal eben? Ja, also, wir können hier nach hinten reingehen. Was wollen Sie?
Arto Söderstedt: Ich suche Hanna Hörnblom. Aber sie scheint nicht hier zu sein.
Anna Robertsson: Sie ist gestern nach der Mittagspause weggeblieben. Scheißverhalten. Aber das war nicht das erste Mal.
Arto Söderstedt: Weggeblieben?
Anna Robertsson: Verschwand ohne Erlaubnis. Es war ihre Schicht. Ich bin für sie eingesprungen. Jetzt schuldet sie mir jede Menge Stunden. Ich könnte durch sie ein ganzes Wochenende freibekommen.
Arto Söderstedt: Und wie ist es zugegangen, als sie verschwand?
Anna Robertsson : Ich weiß nicht. Ich war etwas essen, drüben im Mammas , und als ich zurückkam, stand der arme Rille hier total verwirrt und versuchte, den gesamten Laden allein zu schmeißen.
Arto Söderstedt: Haben Sie eine Überwachungskamera?
Anna Robertsson: Ja. Aber ich weiß nicht, wie sie funktioniert.
Arto Söderstedt: Sorgen Sie dafür, dass sofort jemand herkommt, der es weiß. Ist Rille hier?
Anna Robertsson: Er steht an der Kasse. Wieder mal allein. Ich rufe Rogge an, den Chef. Er müsste in der Nähe sein.
Arto Söderstedt: Sind Sie nicht auf die Idee gekommen, die Polizei zu benachrichtigen, als sie verschwand?
Anna Robertsson : Wie sollte ich? Das passiert ja verflucht noch mal andauernd.
*
Lena Lindberg: Sie sind also Doktorandin im Fach politische Wissenschaft hier an der Uni Stockholm?
Matilda Broman: Ja.
Lena Lindberg: Die Uni hier in Frescati ist ja ein ziemlich spezielles Milieu. Irgendwo zwischen Bildungseinrichtung und Gefängnis.
Matilda Broman: Das können Sie laut sagen. Ich arbeite am besten in den Bibliotheken. Aber am liebsten zu Hause.
Lena Lindberg: Sie wohnen ja noch in Väsby. Leben Sie allein?
Matilda Broman: Natürlich.
Lena Lindberg: Stark von Ihnen, sich aus dem Milieu zu lösen, nachdem Sie in die Klasse S3D gegangen sind.
Matilda Broman: Geht es darum? Meine Zeit auf dem Gymnasium? Wer in aller Welt kann sich für meine mediokre Jugend in Väsby interessieren?
Lena Lindberg: Jemand ist sehr wohl daran interessiert. So sehr, dass er foltert und tötet.
Matilda Broman: Was sagen Sie da?
Lena Lindberg: Haben Sie Kontakt mit einer der anderen Frauen aus der ehemaligen coolen Clique in Ihrer Klasse? Hanna, Lisa, Alice?
Matilda Broman: Nicht viel. Aber was heißt foltern und töten? Was reden Sie da für grässliches Zeug?
Lena Lindberg: Sie waren nicht nur die coole Clique der Klasse, nicht wahr? Sie waren auch die schlanke Clique der Klasse? Wie ich sehe, sind Sie immer noch sehr schlank.
Matilda Broman: Und?
Lena Lindberg: Sie haben bestimmt immer noch Essstörungen?
Matilda Broman: Und das hat also was mit Folter zu tun?
Lena Lindberg: Komischerweise ja. Erzählen Sie mir etwas über den Vorfall mit dem dicken Fredrik und Hardrock-Anders in der Sauna.
Matilda Broman: Aber du liebe Güte. Da war doch nichts. Wir haben ihnen die Kleider geklaut – okay, ein paar von den älteren Jungs haben uns geholfen. Und dann haben wir sie ausgelacht, als sie nackt herumliefen wie aufgescheuchte Hühner.
Lena Lindberg : Oder Gockel.
Matilda Broman: Nein, das würde ich nicht direkt behaupten.
Lena Lindberg: Hardrock-Anders soll sich aber eingekriegt haben und nicht weiter herumgelaufen sein.
Matilda Broman: Es war ein Schülerstreich, nichts Schlimmes. Okay, er bekam einen Steifen und hat vor uns onaniert. Das war ein bisschen überraschend.
Lena Lindberg: Sie waren keine besonders angenehme Clique?
Matilda Broman: Das wohl nicht gerade. Aber wir waren jung und taten alles, um
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