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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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trendy und in zu sein. Wenn man in sein will, müssen andere out sein, und wir sorgten dafür, dass ziemlich viele out waren. Anderseits funktioniert die Welt genauso. Ein paar Jahre politische Wissenschaft reichen aus, um zu begreifen, dass sich alles nur darum dreht, für sich selbst Vorteile zu erzielen. Es ist eine harte Welt.
    Lena Lindberg: Aber es sind auch schlimmere Dinge vorgekommen, nicht wahr? Etwas, was dazu führte, dass die alte Clique sich jetzt nicht mehr trifft?
    Matilda Broman: Wir waren nie bösartig. Wir haben uns selbst am meisten geschadet. Lisa wurde eine richtig heftige Anorektikerin. Und ich habe auch mein Fett abgekriegt. Nur weil wir aussehen wollten wie Hanna.
    Lena Lindberg: Warum hat sich Jocke Bergsten vor einen Zug geworfen?
    (Lange Pause.)
    Lena Lindberg: Jetzt schweigen Sie. Haben Sie nicht gehört, was ich gefragt habe?
    Matilda Broman : Doch, ich habe es gehört. Aber woher soll ich das wissen? Außerdem hat er überlebt. Er war so voll, dass er das Gleis verfehlt und sich nur den Arm ausgekugelt hat.
    Lena Lindberg: Wieso wissen Sie so gut darüber Bescheid, was mit Jocke passiert ist?
    Matilda Broman: Ich habe davon reden hören. Das ist alles.
    Lena Lindberg: Was haben Sie mit ihm gemacht? Was ist passiert, das sogar den Vorfall in der Sauna und die Sache mit den Pornobildern in den Schatten stellt?
    Matilda Broman: Ich weiß nicht, wovon Sie reden.
    Lena Lindberg: Sie haben viel zu verlieren, das verstehe ich. Aber ich kann Ihnen versichern, dass das, was gerade da draußen vor sich geht, einen sehr viel größeren Verlust bedeutet. Lisa ist vor ein paar Tagen gekidnappt worden und erleidet seitdem die schlimmsten Folterungen, die man sich vorstellen kann. Und die letzten Informationen lassen vermuten, dass auch Hanna vor weniger als vierundzwanzig Stunden entführt worden ist. Sie werden gefoltert, Matilda, während wir hier sitzen und miteinander sprechen. Sie werden gefoltert und in absehbarer Zeit ermordet. Und dann sind Sie an der Reihe. Sie und Alice. Diese Person wird nicht aufhören, bevor Sie nicht alle vier tot sind. Und ich will jetzt verdammt noch mal wissen, warum.
    Matilda Broman: Gott.
    Lena Lindberg: Nichts da mit Gott. Eher im Gegenteil. Man kann sich fragen, was das für ein Gott ist, der so etwas zulässt. Angefangen bei dem, was Sie mit Jocke gemacht haben, bis zu dem, was jetzt mit Ihnen gemacht wird. Vor gewissen Dingen kann man nicht davonlaufen, Matilda, und dies hier ist so eines. Erzählen Sie es mir jetzt oder später, nach vielen Stunden Verhör. Sie können wählen. Ich lasse nicht locker, bevor Sie nicht alles erzählt haben, und das wissen Sie. Das merken Sie.
    Matilda Broman: Aber das kann nicht möglich sein. Das kann wirklich nicht möglich sein.
    Lena Lindberg: Erzählen Sie nur. Dann entscheide ich, ob es möglich ist.
    Matilda Broman: Jocke war der Feigste von allen – und da gab es immerhin einige Konkurrenz. Er war so feige, dass er kaum reden konnte. Und Mädchen brachten ihn dazu, dass ihm der Atem aussetzte. Also buchstäblich der Atem aussetzte. Wir haben nur mit ihm gespielt. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Ich erinnere mich nicht. Ich erinnere mich wirklich nicht.
    Lena Lindberg: Wahrscheinlich, weil Sie Ihr halbes Gehirn weggehungert haben. Dass Sie sich mit akademischer Forschung befassen können, ist ein verdammtes Wunder. Wir nehmen Sie und Alice Nordin mit ins Präsidium. Zu zehn Prozent, um Sie zu schützen. Zu neunzig Prozent, um Sie dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen. Zum ersten Mal in Ihrem Leben. Was haben Sie für sexuelle Dinge mit Jocke angestellt, dass er versucht hat, sich umzubringen?
    Matilda Broman: Ich habe nichts zu sagen.
    *
    Joakim Bergsten: Das Gerücht von meinem Tod ist deutlich übertrieben.
    Jorge Chavez: Schön zu hören. Gut, dass ich Sie angetroffen habe.
    Joakim Bergsten: Sie hatten Glück. Ich habe gerade Schluss gemacht. Jetzt gehe ich nach Hause zum Mittagessen.
    Jorge Chavez: Haben Sie etwas dagegen, dass ich Sie begleite?
    Joakim Bergsten: Ich vermute, dass dies eine rhetorische Frage ist.
    Jorge Chavez: Da vermuten Sie ganz richtig. (Pause.) Sie arbeiten also hier. Bei der guten, alten Firma Ericsson?
    Joakim Bergsten: Nach meinem total bedeutungslosen gesellschaftswissenschaftlichen Abitur habe ich eine Grundausbildung in Teletechnik gemacht. Ich bin Computertechniker. Da gehöre ich hin.
    Jorge Chavez: Wohnen Sie in der Nähe?
    Joakim Bergsten: Ich vermute, dass Sie ganz genau wissen,

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