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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Untersuchung nichts ergeben würde – und Rudfeldt war, natürlich ohne selbst eine Vorstellung davon zu haben, das letzte Jahrzehnt praktisch beschäftigungslos gewesen. Er selbst glaubt von sich, dass er den Unterschied ausmacht zwischen der Sicherheit und der Gefährdung des Landes.«
    »Warum sollte eine interne Emittlung nichts ergeben?«
    »Falls Tore auf irgendeine Art und Weise aus dem Weg geräumt oder hopsgenommen worden ist, dann kann das nur ein anderer Sicherheitsmann gewesen sein, der all unsere Routinen kennt und keine Spuren hinterlässt, die wir entdecken würden. Da unter anderem kommst du ins Bild, Hjelm. Es ist nicht unsere stärkste Seite, unsere eigenen Angelegenheiten von außen zu betrachten.«
    » Falls er aus dem Weg geräumt worden ist?«
    »An die Alternative will ich nicht einmal denken.«
    »Dann tue ich es für dich«, sagte Paul Hjelm. »Tore Michaelis hat im Verlauf der Jahre mit so gut wie sämtlichen Sicherheitspolizeibehörden auf der Welt in Kontakt gestanden. Gibt es irgendeinen Grund für die Vermutung, dass er ausgestiegen sein könnte?«
    Der Säpo-Chef hatte jetzt auch den linken kleinen Zeh erreicht und knipste triumphierend den vorstehenden Nagel ab. Er ließ den Fuß auf den Boden hinter dem Schreibtisch sinken, saß eine Weile da und wedelte mit den Strümpfen.
    »Nicht den geringsten«, sagte er.
    »Nicht einmal Schwedens immer hemmungslosere Unterstützung für amerikanische Ideale?«
    »Vor ein paar Jahrzehnten wäre die Frage akut gewesen. Als Russland etwas anderes war als eine noch brutalere Variante der USA. Aber heute? Wohin setzt man sich ab? Zu einem sterbenden Castro? Zu al-Qaida? Nach Nordkorea? Ich sehe ganz einfach kein Regime, das er wählen würde.«
    »Es sei denn, es geht ganz einfach um Geld.«
    »Ich glaube, Tore zu kaufen wäre sehr schwer.«
    »Kann er nicht ausgestiegen sein, ohne sich in ein anderes Land abgesetzt zu haben? Kann er nicht einfach das ganze schmutzige Machtspiel sattbekommen und sich an einen gut ausgewählten Sandstrand zurückgezogen haben?«
    »Er hätte sich schon seit zehn Jahren mit voller Pension zurückziehen können. Ich sehe keinen Grund dafür, dass er auf die verzichten sollte, nur um mir den Finger zu zeigen.«
    »Ihr wart nicht die besten Freunde?«
    »Du kennst wahrlich keine Tabus, Hjelm. Das ist gut, das gefällt uns.«
    »Schön, euch zu Diensten sein zu können«, sagte Hjelm brüsk.
    »Ich fand, dass er ein lästiger Idealist war, und er hielt mich für einen Paragrafenreiter. Aber das waren Ansichten, die uns von vornherein klar waren, und wir hatten keinerlei Probleme zusammenzuarbeiten.«
    »Sitzt er vielleicht irgendwo und säuft?«
    »Nüchternheitsfanatiker, glaube ich.«
    »Was genau heißt ›lästiger Idealist‹?«
    »Die Arbeit der Sicherheitspolizei ist ausgesprochen pragmatisch. Befugnisse und Aufträge sind genau definiert. Man erhält exakte Direktiven und befolgt sie, so gut es geht. Aber dann gibt es Einzelne, die es nicht lassen können, zu jeder Zeit die Direktiven infrage zu stellen.«
    Paul Hjelm schwieg einen Augenblick und gestattete sich einen Moment der Selbstzufriedenheit. Er hatte nicht falsch gelegen, was Tore Michaelis’ Charakter anbelangte. »Gib mir ein bisschen mehr«, sagte er schließlich.
    Der Säpo-Chef zog mit einem unheimlichen Knistern die Strümpfe an, die schon eine ganze Weile in seiner Hand gebaumelt hatten, und antwortete: »Ich fürchte, ich habe nicht mehr. Jetzt ist es höchste Zeit, diese Detektivarbeit anzukurbeln, für die du so bekannt bist.«
    »Rudfeldt?«
    »Sechs Türen weiter auf der linken Seite.«
    Hjelm wanderte langsam den Flur der Säpo entlang. All diese früher unbekannten Trakte des Polizeipräsidiums, die sich plötzlich offenbarten. Es war Zeit, das Unbekannte zu erobern.
    Auch nachdem die Unterhaltung schon ein Stück weit vorangeschritten war, hatte Rudfeldt noch keinen Vornamen. Er war ein großer, zotteliger Teddybär, der mit einer solchen Kraft negative Energien ausstrahlte, dass es schwer war, sich nicht seiner Misanthropie anzuschließen. Für Rudfeldt war der Mensch ohne Zweifel eine Bestie, die gezähmt werden musste. Und besonders gezähmt werden mussten die Leute aus dem Nachbardorf und Eindringlinge von Paul Hjelms Art.
    »Kannst du ein wenig mehr darüber sagen, mit wem du gesprochen und welche Orte du aufgesucht hast, als du deine Untersuchung gemacht hast?«
    »Das steht alles da«, sagte Rudfeldt und zeigte auf den Papierstapel

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