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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Riddarholmen. Es gab einen Balkon – Hjelm vermied es, ihn zu betreten. Er hatte in seiner widerwärtigen Junggesellenwohnung in der Slipgatan auch einen Balkon, aber noch nie, absolut nie einen Fuß darauf gesetzt. Er kam ihm lebensgefährlich vor.
    Die Küche war sauber, und es stand kein Geschirr herum. Wenn Michaelis am Abend des 2. August von einem Täter überrascht worden war, hatte er auf jeden Fall noch ordentlich den Abwasch gemacht.
    Oder der Täter hatte abgespült …
    Und falls es so war, auch anständig geputzt, denn es war tadellos sauber in der Dreizimmerwohnung. Sie war sparsam möbliert, und es gab sogar das eine oder andere Stück aus den Sechziger- und Siebzigerjahren. Man merkte, dass der Bewohner Junggeselle und an die sechzig Jahre alt war. Es war eine unspektakuläre Wohnung, ohne Besonderheiten, aber auch ohne jedes Anzeichen von Verfall. Wenn man den Besitzer nicht kannte, würde man sich ihn wohl als gepflegt und zurückgezogen vorstellen. Ein Gentleman alter Schule. Was nicht zuletzt an der großen Menge der Bücher festzustellen war. Die Sammlung war beeindruckend und reichte von den zu erwartenden außenpolitischen Themen bis zu weniger erwartbaren Gedichtbänden. Tore Michaelis’ Sammlung übersetzter Lyrik war beeindruckend. Er schien eine besondere Vorliebe für die mitteleuropäische lyrische Tradition zu hegen. Aber es gab noch viel mehr. Unter anderem fand Paul Hjelm eine ganze Reihe Spionageromane, »Spy-Fi«, wie das Genre bisweilen genannt wurde, von Autoren wie Tom Clancy, Robert Ludlum, Frederick Forsyth, John le Carré und Craig Thomas. Lauter ältere Herren.
    In einem Regal stand eine Anzahl ziemlich abgegriffener Bücher außenpolitischen und juristischen Inhalts. Einige der älteren darunter erkannte Paul Hjelm wieder – von der Polizeihochschule. Sie waren zu Pauls Zeiten dort als Beispiele für die Polizeiliteratur der alten Zeit bezeichnet worden. Und das waren sie auch. Hjelm war gut ein Jahrzehnt jünger als Michaelis, und dies hier war offenbar die Studienliteratur, als Michaelis einst am Anbeginn der Zeiten zur Polizeihochschule gegangen war. Hjelm trat ans Regal und blätterte ein wenig zerstreut in den Büchern, hauptsächlich um zu prüfen, ob der Kerl es auch damals schon nicht nötig hatte, Stellen anzustreichen und Notizen zu machen.
    Und so verhielt es sich tatsächlich. Die Bücher waren zwar offensichtlich gelesen worden, doch es standen keine Notizen darin. Nur an einer Stelle fand sich ein verwischter Namenszug – nein, eher nur die Initialen. Hjelm sah das T am Anfang, es war deutlich, doch danach wurde es komplizierter. Klar war, dass ein M hätte folgen sollen, aber es war nicht mehr sichtbar. Dahinter stand »-70«, was das Jahr gewesen sein dürfte, bevor Michaelis sein Polizeiexamen gemacht hatte. Hjelm stellte das Buch wieder ins Regal und trat ein paar Schritte zurück. Gab es hier drinnen noch mehr zu entdecken? Nein, kaum. Nicht so. Dazu bedurfte es anderer Methoden.
    Hjelm setzte sich in einen harten Fünfzigerjahresessel und überlegte. Wenn Michaelis von einem fremden Nachrichtendienst gekidnappt worden war, egal von welchem, dann würde er, Hjelm, keine Chance haben. Dann hatte die Säpo die besseren Möglichkeiten, ihn zu finden. Nein, wenn er eine Chance haben wollte, dann musste er an einer unerwarteten Stelle und auf unerwartete Weise etwas finden, und dieser Gedanke baute beinahe darauf auf, dass der monströse Rudfeldt tatsächlich recht hatte mit seiner Schlussfolgerung: »Auf mich wirkt es so, als hätte er sich aus dem Staub gemacht.« Und wenn das so war, könnte es möglicherweise einen kleinen Hinweis, eine Spur geben, speziell ausgelegt für den eigenhändig ausgesuchten Nachfolger.
    War die seltsame Zeichnung eine solche Spur? Oder war es zu weit hergeholt, dass die merkwürdige Quelle, die Zähne schleuderte, direkt an Paul Hjelm gerichtet war?
    Er ging weiter ins Schlafzimmer. Das Bett war gemacht, der Nachttisch leer. An der Wand, dem Bett gegenüber, stand ein Bücherregal. Im Unterschied zum Wohnzimmer, wo die Bücher nach Genres geordnet waren, standen sie hier alphabetisch nach Autoren geordnet. Auch diese Ordnung war sorgsam eingehalten. Hjelm folgte aufmerksam der Reihe von Abrams bis Zetterling, Buch für Buch.
    Und plötzlich stieß er auf etwas.
    Ein Buch stand am falschen Platz. Zwischen Hansson und Holmström stand das Buch eines Autors mit Namen Cornwell. Es war ein Lehrbuch in Agronomie, und Jeremy Cornwell

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