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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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Westen, wo ein altes Bauernhaus lag. Es wirkte bei Weitem nicht so gemütlich wie der Coordes-Hof. Auf dem Dach fehlten mehrere Ziegel, wodurch die Dachbalken wie Knochen in einer Wunde staken. Die Fenster waren blind und zum Teil eingeschlagen.
    »Nee, Sören wohnt da nicht mehr«, erklärte ihnen Gitta. »Er ist nur noch dem Namen nach unser Nachbar. Früher hat er da gewohnt, aber dann ist er in die Stadt, nach Emden «, betonte sie, als wäre das ein Zeichen moralischer Verkommenheit. »Und da hat er eine Firma aufgemacht. Er verdient Kohle wie nix, aber das reicht ihm nicht. Vor drei Jahren, als sein Vater gestorben ist, hat er das Grundstück geerbt, und jetzt will er damit auch Kohle machen. Der ist unersättlich, wie dieser König, der sich gewünscht hat, dass alles, was er anfasst, zu Gold wird, und nachher hatte er nichts mehr zu essen.«
    »So sind die Menschen«, sagte Hedda und schaute auf die Uhr. Das mit dem Umbringen hielt sie jetzt, wo Gitta sich abgeregt hatte, für heiße Luft. Sie hätte lieber nach dem Alibi gestochert. Aber Gitta musste sich erst alles von der Seele reden.
    »Sören ist vor ein paar Monaten zu mir gekommen: ob ich ihm nicht meinen Hof verkaufen will und so. Weil das Land von seinem Vater im Westen und im Osten liegt und wir dazwischen. Diese kleinen Grundstücke sind kein Problem, wenn man Gemüse und Kartoffeln anbaut, aber Sören will Mais aussäen. Im großen Stil. Für eine Biogasanlage, die er direkt hinter seinem Haus errichtet. Doch, die steht schon halb, das kann man nur von hier aus nicht sehen.«
    Elias hatte keine Ahnung von Biogasanlagen, aber die Kombination von Bio und Gas in einer Anlage löste in seinem Kopf die Vorstellung eines gewaltigen Gestanks aus. Er fragte nach: »Stinkt das nicht?«
    Gitta nickte. »Aber das ist nicht der Punkt.« Sie hielt ihnen einen Vortrag über Biogasanlagen. Man brauchte, damit so eine Anlage sich rechnete, riesige Felder, auf denen der Mais als Rohstoff angebaut werden konnte, denn die Sache rentierte sich nur, wenn man mit richtig großen Maschinen arbeitete. Allein das war schon Mist, weil ja dort, wo Mais angebaut wurde, keine gewöhnlichen Nahrungsmittel mehr wuchsen. Ökologisch also furchtbar. Aber außerdem führten die Monokulturen und das häufige Abernten der Felder zu einem Artensterben. »Alles geht kaputt«, sagte sie, und weil sie merkte, dass ihre Zuhörer nicht die rechte Empörung aufbrachten, wiederholte sie es noch einmal.
    »Schlimm«, meinte Hedda. »Andererseits – Biogasanlage hin oder her … Umbringen ist nicht das Mittel der Wahl, in einem Rechts…«
    »Es geht mir doch gar nicht um die Biogasanlage!«, fiel Gitta ihr wütend ins Wort. »Die kotzt mich nur an. Aber kapieren Sie das nicht? Es steht Geldauf dem Spiel. Und zwar ganz viel Geld. Sören stand Ende letzten Jahres fast täglich bei mir auf der Matte und hat mit seinen beschissenen Euroscheinen rumgewedelt. Und dann, als ich nicht wollte, hat er mir mit dem Gewerbeaufsichtsamt und dem Finanzamt gedroht, was ein Dreck war, weil ich Ordnung in meinen Büchern habe. Im März hat er mir den Zuweg zum Dorf streitig machen wollen, weil der über sein Grundstück führt, aber da gibt es ein altes Wegerechtsabkommen, das schon ewig gilt, und ohne einen Gerichtsbeschluss kann er mir gar nichts, hab ich ihm gesagt. Da ist er also nicht weitergekommen, und … Der war das mit der Katze und den Hühnern. Da bin ich mir sicher.«
    Hedda zog einen Taschenspiegel raus und zog ihre Lippen nach, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Dann vergewisserte sie sich: »Sie glauben, Sören hat die Katze angenagelt?«
    Gitta nickte mit Nachdruck.
    »Ist das beweistechnisch belastbar?«
    »Er hat es doch schon angedeutet, im letzten März: ›Irgendwann wirst du nachgeben‹, hat er gesagt. Mit einem Blick wie diese Typen von der Mafia. Er kriegt mich schon ran, hat er gesagt. Und …« Sie schluckte. »Das Viehzeug ist mir egal. Aber ich will wissen, wo Steffi steckt!«
    Doch erst einmal musste sie Auskunft über ihr Alibi geben, da half nichts. »Die Zeit zwischen Donnerstag um zweiundzwanzig Uhr dreißig und Freitagmorgen um elf Uhr«, sagte Hedda. Gitta zierte sich ein bisschen, rückte aber schließlich damit raus, dass sie sich davongemacht hatte, aus dem Bett des Galgenvogels und auch aus seiner Wohnung, wegen einer unvermittelten Panik. Sie war in eine Kneipe gegangen, die hieß … An den Namen konnte sie sich nicht mehr erinnern, aber sie lag an einer

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