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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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wissen es nicht!«, wiederholte Harm in scharfem Ton. Es war offensichtlich, dass auch ihm das Verschwinden des Mädchens naheging.
    »In jedem Fall ist das Ganze eine Familiengeschichte«, sagte Olly. »Und für mich ist Gitta die Hauptverdächtige.«
    »Warum?«, fragte Harm.
    »Weil sie das stärkste Motiv hat. Alle anderen auf dem Hof leben fröhlich vor sich hin, aber Gitta muss es packen. Und ihr Privatleben ist ein Desaster, zumindest in ihren Augen. Insofern lag Elias schon richtig mit den Blitzern. Gitta brennt die Sicherung durch, als sie merkt, was der Galgenvogel für einer ist, und sie brettert mit Tempo zweihundert nach Ostfriesland, um endlich die Teller durch die Küche zu schmeißen.«
    »Aber sie ist zum Galgenvogel zurückgekehrt. Wäre sie denn nach dem Mord an ihrer Nichte kühl genug, um für ein Alibi zu sorgen? Und warum ist sie dann bis Montag in Bremen geblieben?«, wandte Elias ein.
    »Was weiß ich – keine Ahnung! Jedenfalls haben sie in der Einrichtung, die Steffi für ein paar Wochen besucht hat, gemeint, dass die Lüttje nervig war wie nur was.«
    »Das haben sie dir gesagt – über ein verschwundenes Kind?«, wunderte sich Harm.
    »Natürlich nicht mit diesen Worten, aber ich bin ja nicht blöd. Steffi war arm dran und trotzdem ’ne Nervensäge. So was ist möglich, da darf man sich nichts vormachen.«
    Elias nickte. »Und dann ist da natürlich auch noch die Sache mit dem …«
    »Das bucklige Männlein lassen wir jetzt mal außen vor«, knurrte Harm.
    »Weil Märchenfiguren eher selten Verbrechen begehen«, ergänzte Olly.
    »Das bucklige Männlein stammt aus einem Lied«, sagte Elias. »Aus einem Kinderlied.«
    King Kong, der unter dem einzigen Baum in Gittas Garten die Regenwürmer am Kragen packte und aus ihren Unterschlüpfen zerrte, hob den Kopf. Er warf Elias einen scharfen Blick zu, als habe er sich gerade erinnert, dass es zwischen ihnen noch etwas Unerledigtes gab.
    »Willste ihm nicht noch mal Futter streuen, von wegen Stabilisierung des harmonischen Klimas unter den Hausbewohnern?«, fragte Olly, der als Staatsanwältin nichts entging, und schon gar nicht, wenn Elias harmlos einen Stein nach ihrem Geflügel warf.
    »Wir kommen aus verschiedenen Welten«, erwiderte Elias.
    Harm lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme hinter dem Hals und ließ gemächlich die Wirbelsäulenknöchelchen knacken. Dann sagte er: »Olly, ich will die Neermoorer Seen absuchen lassen.«
    Ollys Zunge fuhr über ihre kirschrot bemalten Lippen.
    »Den Badesee, aber auch die anderen Teiche«, fuhr er fort.
    »Das wird kosten.«
    »Irgendwo steckt dieses Mädchen«, sagte Harm. Elias musste an Gittas Faust denken und daran, wie sie von Steffis angekauten Fingernägeln gesprochen und genau das Gleiche gemeint hatte. Ja, irgendwo befand sich Steffi in diesem Moment. Und sie waren die Menschen, die die Aufgabe hatten, sie zu finden. Und sei es auf dem Grund der Neermoorer Seen.
    »Übrigens kommt Sven bald zurück«, sagte Harm, als er sich ein Stündchen später an seinem Auto von Elias verabschiedete.
    »Prima.«
    »Den können wir jetzt brauchen. Er hat gehört, unter welchem Druck wir stehen, und will sich früher wieder einklinken. Morgen schon.«
    »Das ist schön.«
    »Dann musst du natürlich wieder zu Ulf ins Zimmer.«
    »Klar«, sagte Elias.
    »Also … seht zu, dass ihr miteinander klarkommt. Wir sind schließlich alle Kollegen.«
    »Ich und Ulf – das passt schon«, meinte Elias.
    Und so war es auch.
    Am Tag eins nach Svens Rückkehr hatte Elias eine Magengrippe, da konnte gar nichts schiefgehen. Am Tag zwei transportierte er seinen Kram von Harms Zimmer in das von Ulf. War auch perfekt. Er verteilte seine Stifte in die freie Schublade seines neuen Schreibtisches, verstaute die Haftklebezettelblöcke in eine zweite und erklärte, dass er nach Bremen müsse.
    »Wieso Bremen?«, wollte Ulf wissen.
    »Weil mich das mit Gitta beunruhigt. Ich will den Galgenvogel noch mal ausquetschen.« Elias hob die Topfpflanze, die er aus Harms Büro geklaut hatte, vom Fußboden auf den Schreibtisch und zupfte die welken Blätter ab.
    »Du denkst doch nicht etwa, Gitta Coordes hat was mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun?«
    »Weiß man ja nie.«
    »Klookschieter!«, sagte Ulf. »Wenn du Menschenkenntnis hättest, würdest du merken, wie die Leute hier sind. Und Gitta ist schwer in Ordnung. Ihr Profiler füllt Listen aus und macht Tortendiagramme, aber raus kommt dabei nix. Wenn du

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