Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
nach Wiefelstede zur Biogasanlage gebracht. Nichts Verwerfliches, außer dass es verboten war. Im Grundsatz rettete er sogar die Umwelt, weil die Viecher ja sowieso entsorgt werden mussten und er sie in den natürlichen Kreislauf des Lebens einführte, wo sie zusätzlich wertvolle Energie lieferten … Da hörte er sich an wie Gitta. Nur mit anderem Standpunkt.
»Und wer hat Ihnen bei der Sauerei geholfen?«, holte Harm ihn in die Wirklichkeit der Zelle zurück.
»Ist doch egal«, brummelte Sören bockig. Doch das Lebenslänglichhing ihm nach, und schließlich spuckte er den Namen aus. »Aber der wusste nicht, dass das Ganze illegal war.«
»Wie sollte man auch draufkommen, wenn man nachts Wannen voller Gammelfleisch möglichst geräuschlos durch die Gegend transportiert«, meinte Harm ironisch.
»Eben!«, sagte Sören.
Sein Helfershelfer wohnte auf dem Nachbargrundstück mit dem Walmdachhäuschen, dem superakkuraten Blumengarten und dem Jägerzaun. Der Mann selbst wirkte allerdings nicht sonderlich akkurat. Ein Kerl mit Rauschebart und Pferdeschwanz, der aussah wie ein Waldschrat oder ein Achtundsechziger. Aber ein jung gebliebener. Nicht älter als dreißig, schätzte Elias.
Als sie ihn auszufragen begannen, gab er sofort alles zu. Dass er dem Sören eben geholfen habe, in der Nacht, in der Steffi verschwunden sei. Nee, nicht wegen der Nachbarschaft oder aus Freundschaft, sondern wegen der Kohle. Und weil er echt nicht erkennen könne, was daran verkehrt sein sollte, wenn man tote Viecher zu Gas und Dünger verarbeitete, statt sie zu verbrennen. »Die Erde geht ja doch den Bach runter«, philosophierte er.
Franz Büttner kam aus Bayern. Man hörte ihm das beim Sprechen an und sah es auch, wenn man seinen Balkon anschaute. Der war wie direkt beim Alm-Öhi abgebaut und unter das ostfriesische Walmdach genagelt. Schnitzerei ohne Ende, vor allem Herzen. Ulf hätte ihm daraus vielleicht einen Strick gedreht, dem Ausländer, der sich nicht an die karge ostfriesische Kultur anpassen wollte, aber Harm und Elias blieben gelassen. Sie sagten ihm, dass er Ärger kriegen werde, und damit basta. Am nächsten Tag sollte er aufs Revier kommen, um seine Aussage zu unterschreiben.
Es war schon abends gegen neun und Elias hundemüde, als er mit seinem Twingo auf Ollys Grundstück fuhr. Sie hatten sie gleich beim Fund der Schlachtabfälle informiert, aber Olly hatte nicht selbst nach Neermoor kommen wollen, weil sie immer noch unter Bauchgrimmen litt und außerdem schon eine Milliarde Überstunden aufgetürmt hatte. Irgendwann musste man ja auch mal zur Ruhe kommen.
Sie empfing ihren Mitbewohner in denkbar mieser Stimmung. »Er ist also aus dem Schneider? Toll, Elias! Mann, da bedanke ich mich ja! Sören war unser bester Verdächtiger. Wachsen die etwa auf Bäumen? Soll ich mir einen neuen Verdächtigen häkeln? Ich hatte schon komplett im Kopf, wie ich ihn fertigmache. Die gesamte Dramaturgie …«
»Wenn er ein Alibi hat für die Zeit, in der Steffi verschwunden ist, dann war er es eben nicht«, wandte Elias ein.
»Saublöde Argumentation. Typisch Bulle!« Olly kehrte ihm auf der Gartenliege, die sie sich gekauft hatte, den Rücken zu, und er ging in die Küche und schmierte sich sein Leberwurstbrot. Olly hatte beim Leberwursteinkaufen ein gutes Gespür, das musste man ihr lassen. Pistazienleberwurst, lecker. Nach dem Abendessen suchte er das Bad auf.
In dem kleinen Dachkämmerchen standen eine alte Badewanne auf eisernen Füßen und eine Kommode, auf der Olly eine Porzellanschale voller Seifenstückchen deponiert hatte. Elias stieg auf den Klodeckel und blickte aus dem Fenster, das zur Rückseite des Hauses wies.
Olly lag immer noch im Garten. Es wurde schon dunkel, aber er konnte deutlich ihre wohlgeformte Figur erkennen. Den Hintern natürlich nicht, auf dem lag sie ja. Dafür ihr Haar. Donnerwetter, wie das leuchtete. Ihm wurde warm ums Herz. Er war so versunken in ihren Anblick, dass er das Krähen in seinem Rücken kaum wahrnahm. Wenn man auf einem Klo durch ein Dachfenster lugt, dann denkt man ja auch nicht daran, dass einem ein Hahn auf den Fersen sein könnte.
King Kong, der sich über den Flur angeschlichen hatte, nutzte seine Arglosigkeit aus und startete aus dem Stand durch. Er hätte sein Opfer fast aus dem Fenster befördert. Elias sprang vom Klodeckel, drehte sich um die eigene Achse und bückte sich, sodass der nächste Angriff ins Leere lief. Dann packte er zu.
Oh, es tat gut, die Hände um den
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