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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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Bootsverleih, der obligatorisch schiefen Kirche, Souvenirläden und einem Hafen mit etlichen Kuttern, deren Masten in den blauschwarzen Himmel stießen. Zwei davon gehörten Harms Familie. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens dümpelten die kleinen Jachten. Harm steuerte auf eine davon zu. Sie hieß Sünnerklaas , was Nikolaus bedeutete.
    Harm stieg mit Elias, der seine Reisetasche schleppte, hinunter in die Kajüte. Unten gab es zwei Betten, eines rechts vom Gang, das mit zerknüddeltem Bettzeug belegt war, und eines links. Harm klappte es aus.
    »Man liegt gut drauf«, sagte er und reichte Elias aus einem eingebauten Schränkchen eine Wolldecke und ein herzförmiges Samtkissen. Elias pellte sich aus der Jeans, stieg in seinen Schlafanzug und streckte sich auf dem Klappbett aus. Sehr bequem, vielleicht ein bisschen schmal, aber … nee, konnte man gut aushalten.
    Harm hatte es sich ebenfalls gemütlich gemacht. Er löschte das Licht. Sie starrten beide ins Dunkel. Das Boot schaukelte sacht. »Wie ich schon sagte«, murmelte Harm, »es ist gar nicht schwer, sich in einer Zweisamkeit einzurichten. Guter Wille, ein bisschen Einfühlungsvermögen, eine Idee davon, wie alles sein sollte … Aber das heißt natürlich nicht, dass es keine Schwierigkeiten gibt. So spielt das Leben nicht. Sogar in einer erstklassigen Beziehung stürmt es mal.«
    »Klar«, sagte Elias. Wenn es anders wäre, dann würde Harm wahrscheinlich nicht auf einer siebzig Zentimeter breiten Pritsche schlafen, während ganz in der Nähe das Haus stand, das er mit seinen Cousins errichtet hatte.
    »Aber nächste Woche suchst du dir wirklich was Eigenes.«
    »Mach ich«, versprach Elias.

Gitta machte es ihnen nicht gerade leicht. Sie hatte Sonja Lindenberg, einer Journalistin, sozusagen in den Laptop diktiert, wie man die Arbeit der Polizei einzuschätzen habe. Und am nächsten Morgen konnte man in der Zeitung lesen, dass in der PI Leer offenbar lauter Idioten rumschwirrten, die von nichts keine Ahnung hatten. Gitta fand, dass endlich mal jemand die Wiefelsteder Biogasanlage überprüfen müsse – was auch gerade geschah, nur dass jetzt der schöne Presseeffekt wegfiel – und dass es ungeheuerlich sei, wie gleichgültig mit dem Verschwinden zweier Personen umgegangen werde, nur weil sie intellektuell nicht in die gewünschte Norm passten.
    Sonja Lindenberg hatte das hilfsbereit in feinstes Journalistendeutsch übersetzt, mit einer fetten Schlagzeile: Behinderte – eine Last der Gesellschaft? Da war die Laune in der PI schon mal auf dem Tiefpunkt.
    Dann nervte auch noch Ulf, der mit seiner Partei »Wir für Ostfriesland« dauertelefonierte, um herauszufinden, ob man gegen diesen volksverhetzenden Artikel nichts unternehmen könne, denn es würden ja immer die unterbezahlten Ordnungshüter fertiggemacht, wenn die Arbeit sich als schwierig erwies. Und von denen gebe es zu wenige, um effektiv arbeiten zu können. Könne man das bitte auch mal erwähnen?
    Als hätte das noch nicht gereicht, beleidigte Olly den Oberstaatsanwalt, was nur deshalb keine bösen Folgen hatte, weil sie ihn sowieso immerzu beleidigte und er sich daran gewöhnt hatte.
    »Das hält man ja nicht aus«, sagte Harm, und sie waren beide erleichtert, gleich wieder ins Auto steigen zu können, um nach Neermoor zu fahren.
    Gitta Coordes war natürlich nicht da. Wenn die Öffentlichkeit wüsste, dachte Elias, wie umtriebig der durchschnittliche Verdächtige ist, dann würden sie nicht ständig auf rasche Ermittlungsergebnisse pochen. Aber der Frühling tat immer noch, was er konnte, und so hatten sie wenigstens schönes Wetter, als sie zur Wohnung von Oma Inse gingen.
    »Wo steckt eigentlich Boris?«, wollte Harm wissen, weil er als Chef ja immer die Kosten im Blick haben musste, und nun waren sie schon hier, und der Aspekt Boris war noch nicht erschöpfend behandelt worden.
    »Stromert er?«, fragte Elias.
    Nein, erklärte ihnen Oma Inse. Boris ließ seinen Drachen steigen. Hinten auf der Wiese. Als sie nachsahen, entdeckten sie, dass er dabei Gesellschaft hatte. Franz Büttner von nebenan hatte sich zu dem Jungen gesellt und zeigte ihm Kniffe, wie man den Drachen bis in die Wolken bekam.
    »Ich hol ein Flugzeug runter«, erklärte Boris Elias mit roten Wangen. »Das geht. Wenn so ein Drachen beim Flugzeug in den Propeller reinfliegt …«
    »Und was ist mit den ganzen armen Passagieren?«, wollte Franz wissen. Er musste wohl fragen, schließlich war er Erzieher.
    »Im Flugzeug sind

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