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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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tippte wild in die Tasten.
    »Bitte fahren Sie geradeaus«, verlangte das Navi. Harm hatte sich eine Frauenstimme ausgesucht, die klang, als hieße ihre Besitzerin Chérise-Chimène und würde als Nebenerwerb im Softpornogewerbe synchronisieren, und so gehorchte er, typisch Mann, ganz automatisch.
    »Warum hat Franz Büttner Sören denn dann ein Alibi gegeben?«, wandte Elias ein.
    »Wissen wir, ob es wasserdicht ist? Haben wir Büttner nach jeder Minute dieser fraglichen Nacht …?«
    »Bitte wenden, wenn möglich«, zwitscherte Chérise-Chimène.
    Harm wollte gleich wieder in die Bremsen gehen, merkte aber zum Glück, dass hinter ihnen ein Lkw heranbrauste. Er sah sich hektisch um und meinte, während er auf einen Ackerweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite zog: »Vielleicht hat Sören Steffi innerhalb von fünf Minuten um die Ecke gebracht. Und Büttner hat es überhaupt nicht bemerkt, weil er völlig darauf konzentriert war, die Tierabfälle …«
    »Bitte wenden, wenn möglich«, insistierte Chérise-Chimène.
    »Mach ich doch gerade!«
    Das schien Chérise-Chimène zu besänftigen, denn sie hielt den Mund, während Harm mit durchdrehenden Rädern die satte, norddeutsche Ackererde durchpflügte. Einige Kühe hoben die Köpfe und starrten zu ihnen herüber. Ein Radfahrer auf einem Feldweg in der Nähe starrte ebenfalls. Harm schaffte es schließlich zurück auf die Landstraße.
    »Fahren Sie bitte geradeaus.«
    »Ja!« Harm kreiste mit den Schultern, um sich zu entspannen. »Büttner hat also die Abwesenheit von Sören gar nicht bemerkt, und Sören hat sich die Karre geschnappt und Steffi draufge…«
    »Nehmen Sie bitte in sechshundert Metern die Auffahrt rechts auf die A 28.«
    »… und Steffi draufgepackt, wobei sie die Jacke verloren hat, und dann hat er sie irgendwie nach Wiefelstede gebracht.«
    Endlich hatte Harm die Autobahn erreicht und fädelte sich in den Verkehr ein. Er lauerte darauf, dass Chérise-Chimène ihm weitere ungebetene Ratschläge erteilte, aber glücklicherweise schwieg sie.
    »Es wäre doch möglich, oder?«
    »Kann sein«, stimmte Elias zu.
    »Vielleicht ist dieser Büttner auch ein ganz Durchtriebener und steckt mit Sören unter einer Decke. Er hat doch schon angedeutet, dass er für Geld fast alles machen würde.«
    »Möglich.«
    »Und Sören hat ja auch schon versucht, seine Sekretärin zu einem falschen Alibi zu verleiten. Da erkennen wir ein periodisch wiederkehrendes Element im Täterverhalten.«
    »Stimmt.«
    »Ist dir doch geläufig aus deiner Tätigkeit als Fallanalytiker, oder?«
    »Klar.«
    »Mann, mich macht das immer so traurig, wenn eine Personensuche auf diese Weise endet. Gerade wenn es sich …«
    »Fahren Sie bitte auf der Autobahn weiter«, stöhnte Chérise-Chimène lasziv.
    »… wenn es sich um ein Kind …«
    »Fahren Sie bitte weiter geradeaus.«
    »Was wäre denn wohl die Alternative?«, brüllte Harm in Richtung Navi.
    »Fahren Sie bitte noch zweihundertfünfzig Meter geradeaus.«
    »Und dann? Lös ich mich in Luft auf?«
    »Achten Sie bitte auf die Geschwindigkeit … Achten Sie bitte …« Am Straßenrand blitzte es grell auf – ein Starenkasten. »Achten Sie bitte auf die Geschwindig…«
    Harm rammte seine Faust aufs Navi, und Chérise-Chimène starb eines raschen, splitternden Todes. »Wenn sich rausstellt, dass jemand tatsächlich umgebracht wurde, und dann ist es auch noch ein Kind – das macht mich komplett fertig«, gestand Harm, während Elias den Elektroschrott vom Fahrzeugboden sammelte.
    Die Biogasanlage bestand aus einem großen und einem kleinem Fermenter, einer Halle, aus der es erbärmlich stank, einer weiteren Halle, durch deren Fenster man technische Geräte sehen konnte, und einem Wohnwagen, in dem übergangsweise der Mann lebte, der die Anlage beaufsichtigte, weil seine Wohnung durch einen Küchenbrand Schaden genommen hatte, wie er ihnen erklärte, während er sie zu Olly brachte.
    Die Staatsanwältin sah aus wie ein ostfriesisches Unwetter. Ihr gefärbtes Haar leuchtete und wehte im Wind, ihr Gesicht drückte unnachgiebige Härte aus. Es fehlte nur noch, dass sie eine Knarre in der Hand hielt. »Du musst Beweisfotos machen«, verlangte sie von Harm.
    »Was?«
    »Weil dieser Dös… der Zeuge hier … weil der nicht kooperieren will und ständig auf der Lauer liegt, Sören van Doom anzurufen.«
    »Sie hat mir mein Handy weggenommen«, beschwerte sich der Wohnwagenmann. »Dabei weiß ich gar nicht, wer sie überhaupt ist. Die

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