Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
anderen von der Mannschaft heute Vormittag sind in Polizeiwagen gekommen und haben Uniform getragen und sich anständig ausgewiesen, so wie sich das gehört. Aber die hier ist einfach reingeschneit und hat mir wie die Mafia das Handy …«
Harm zückte seine Polizeimarke, um die Geschichte abzukürzen. Der Mann beäugte sie. »Ich bin hier nur angestellt, um dafür zu sorgen, dass keiner was klaut«, baute er vor, für den Fall, dass man ihm ein Verbrechen anhängen wollte. Wobei er sich gar nicht vorstellen konnte, dass überhaupt eines verübt worden sein könnte. War doch alles nur Dreck, was hier angeliefert und zu Gas umgearbeitet wurde. Tote Tiere natürlich auch. Aber die Sache mit dem Tierschutz fand er sowieso übertrieben. Und wenn die Viecher eh schon tot waren …
»Nun kommt endlich, ich zeig’s euch«, drängelte Olly. Sie machten sich auf zu der stinkenden Halle. Im Innern befand sich das Sammelbecken für die Bioabfälle, und dass man es nicht in die freie Natur gebaut hatte, leuchtete ein. Schon aus der Ferne hatte es ja bestialisch gestunken, aber der Geruch, der ihnen entgegenschlug, als sie die Tür öffneten, reichte aus, einen Menschen glatt in Ohnmacht fallen zu lassen.
»Macht Fotos. Und ich will eine schriftliche Aussage von euch, dass ihr das alles hier gesehen habt.«
Das alles hier war eine Art Schwimmbecken, in dem gelblich schimmernde Gülle mit Fleischabfällen und gärendem Grünzeug vermischt worden war und durch riesige Walzen bewegt wurde. Auch eine Schweinehälfte und ein paar tote Hühner trieben durch die Brühe. Es war schweißtreibend heiß. Harm machte ein paar Aufnahmen, dann flüchteten sie wieder ins Freie.
»Was haben die Kollegen von der Spurensicherung denn festgestellt?«, fragte Harm, der gegen einen Würgereiz kämpfte.
»Gar nichts. Die sind hergekommen, haben gesehen, dass sie hundert Jahre brauchen, um das hier zu durchforsten, und haben dann den Ippen angerufen. Ippen wiederum hat beim Oberstaatsanwalt durchgeklingelt, und der hat gesagt, dass sie auf einen so schwachen Verdacht hin nicht alles umkrempeln sollten, weil ja wahrscheinlich eh nichts dabei rauskommt, weil … hast du ja gesehen. Eine Anlage wie die hier ist perfekt, um ein Mordopfer verschwinden zu lassen. Von Steffi Coordes wäre gar nichts mehr übrig, wenn sie tatsächlich hier gelandet sein sollte. Scheiße! Ich hasse es, wenn sie so was sagen, über meinen Kopf weg, und auch noch recht haben.«
»Warum hast du uns denn dann hierher gerufen?«, fragte Harm verständnislos.
»Weil es mir auf den Geist geht – Sören und seine verdammte Rumlügerei. Weil ich den drankriegen will, auch wenn es nur um die Verwertung von Tierkadavern geht, was seuchentechnisch riskant und hier in Wiefelstede auch verboten ist. Hast du das mitgekriegt? Verboten! Dieser ganze Schietkram ist illegal!«
Harm wartete, bis der Wohnwagenmann in seinem Wohnwagen verschwunden war, bevor er Olly erklärte, dass sie ihm ebenfalls auf die Nerven gehe. Aber da er die Fotos nun schon mal gemacht hatte und weil sie wusste, dass er ihr auch helfen würde, alles für die Einleitung eines Verfahrens zusammenzukriegen, kümmerte sie das nicht weiter.
Gitta Coordes bekamen sie dann trotz des Zeitverlustes noch zu fassen. Sie lag mit dem Galgenvogel im Bett, weil sie sich ihr Leben nicht schon wieder von ihrer schwierigen Familie kaputt machen lassen wollte, und hatte alle Mühe, sich in den wenigen Minuten, in denen ihr Schatz mit der Polizei palaverte, in einen reputierlichen Zustand zu versetzen. Dann stand sie vor ihnen, in engen Röhrenjeans, mit einem Strickpullover und ohne BH .
Beim Verhör notierte sich Elias folgende Aussagen:
a) Der Galgenvogel hat keine Ahnung, dass Bärbel Coordes ( O -Ton: »Wer ist das überhaupt?«) mit Gitta in einer verwandtschaftlichen Beziehung steht.
b) Gitta weiß, dass der Galgenvogel was mit Bärbel gehabt hat und der Vater von Steffi ist, besteht aber darauf, dass das keine Rolle spiele, weil er von ihrer Schwester verführt worden sei.
c) Der Galgenvogel besteht darauf, dass man ihn überhaupt nicht verführen könne.
d) Gitta will wissen, was ihr Privatleben mit dem Verschwinden ihrer Nichte und ihrer Schwester zu tun habe.
e) Der Galgenvogel will klarstellen, dass er niemals mit einer Behinderten Sex gehabt habe, und wenn doch, dass er darauf achten würde, dass verhütet wird, und wenn das nicht geschehen sei, er trotzdem keine Alimente zahlen würde, weil er das nämlich gar
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