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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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nicht einsehe.
    An diesem Punkt begann Gitta zu heulen und wollte nach Hause. Da sie offensichtlich außerstande war, selbst zu fahren, übernahm Elias ihr Auto. Auf der Heimfahrt erfuhr er noch, dass Gitta niemals wieder einem Mann trauen würde. Sie sei dazu verdammt, ein unglückliches Leben zu führen, sagte sie, weil das Schicksal einfach nicht gerecht sei, und sie wünsche sich, sie hätte dem Galgenvogel, als sich die Möglichkeit bot, die Eier zu Brei gematscht. Keine Alimente, was für ein Arsch!
    »Sex wird sowieso überschätzt, ist doch alles nur anstrengende Fummelei, und außerdem stinken Männer. Gut, dass ich es hinter mir hab«, sagte sie noch, als Elias aus dem Auto stieg und ihr die Schlüssel zurückgab. Dieses Letzte notierte er nicht mehr. Er war schon ganz erschöpft von Gittas Seelenzustand.
    Und da stand er nun und begriff, während er sich nach seinem Auto umsah, dass sein fahrbarer Untersatz in Leer stand. Er überschlug, wie lange man wohl von Neermoor nach Leer zu Fuß laufen müsse, und beschloss, sich den Marsch, auch zwecks Gedankenklärung, zuzutrauen.
    Auf dem Weg zur Straße kam er an Oma Inses Küchenfenster vorbei, und da fiel ihm wieder der Schatten ein, den er möglicherweise gesehen hatte, als er Boris verhörte. Er blieb vor dem Fenster stehen. Drinnen füllte Oma Inse zusammen mit ihrem Enkel Kuchenteig in Papierförmchen. Ein schönes, harmonisches Bild. Man merkte, dass sich die beiden mochten und das Geklecker genossen. In Zeiten, in denen Katzen und Hühner an eine Stallwand genagelt werden, dachte Elias, ist es ja auch wichtig, dass man zusammenhält und einander beweist, dass das Leben im Großen und Ganzen etwas Wunderbares ist.
    Er duckte sich unter dem Fenster und verdrehte dabei den Hals, um herauszufinden, wie tief sich jemand von seiner Statur bücken musste, damit man drinnen seinen Kopf und seine Brust als Schattenriss wahrnahm. Boris hätte für diesen Effekt kerzengerade am Fenster vorbeilaufen können. Elias hingegen musste gehörig die Knie einfahren.
    In diesem Moment entdeckte ihn Oma Inse, und er winkte ihr zu. Wenn er sich nur ein bisschen krumm machte, gerade so, dass er sich noch wohlfühlte, dann war er von der Küche aus bis zur Taille sichtbar. Er nahm deshalb an, dass die Person, die er glaubte gesehen zu haben, ungefähr einen Kopf kleiner war als er selbst.
    Oma Inse öffnete das Fenster. »Was machen Sie denn da?«, fragte sie neugierig.
    »Ermittlungsarbeit.«
    Sie nickte und schloss das Fenster wieder. Er pochte dagegen, und sie öffnete erneut.
    »Noch nichts von Bärbel gehört?«, fragte er.
    »Rein gar nichts«, sagte Oma Inse. Plötzlich stand ihr wieder die Sorge ins Gesicht geschrieben, und Elias ärgerte sich, dass er sie an das Unglück erinnert hatte, wo sie es doch beim Kuchenbacken gerade vergessen hatte.
    Es hatte keinen Sinn, länger zu bleiben. Er wollte sich nur noch einmal in Bärbels Wohnung umsehen. Die Kollegen hatten zwar schon alles auf den Kopf gestellt, aber man konnte nie wissen. Also ging er ins Haupthaus, dessen Tür sonderbarerweise immer noch unverschlossen war, obwohl schon zwei Bewohner verschwunden waren. Von oben hörte er eine Frauenstimme Kommandos geben. »Eins-und-hoch-und-zwei-und-fertig … Eins-und-hoch-und-zwei- …« Gitta trainierte ihren Galgenvogelfrust wohl mithilfe einer Sport- DVD ab.
    In Bärbels Stube herrschte Dämmerlicht, weil die Jalousien halb heruntergelassen waren. Der Fernseher lief. Vielleicht dachte Oma Inse, wenn sie ihrer Tochter das Nest warmhielt, würde sie sich wieder einfinden.
    Elias ging weiter in Boris’ Zimmer. Er fand in einem Regal Die drei Fragezeichen und der verschollene Pilot und überzeugte sich mittels Klappentext und Querlesen, dass Boris über die Lektüre die Wahrheit gesagt hatte, was natürlich überhaupt nichts bedeutete.
    In Bärbels Schlafzimmer herrschte Unordnung. Nicht die eines Menschen, der gerade beim Kofferpacken ist oder so, sondern das gemütvolle Chaos eines Lebenskünstlers. Solange man die Dinge wiederfindet: Warum seine Lebenszeit mit Aufräumen verschwenden? In dieser Art. Bärbel hatte offenbar ein Faible für den Kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry, für Arztromane und für Telefonbücher. Sie hortete Süßigkeiten, aber nur solche, in denen Lakritz enthalten war, und hatte in einem Schreibheft für Schulanfänger in krakeligen Buchstaben notiert: Mein Name ist Bärbel. Bärbel hat einen Hund. Der Hund heißt … Weiter war sie

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