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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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bestand aus langen, durchsichtigen Fäden, in denen sich schwarze Punkte befanden. Die Kaulquappen sahen aus wie Haselnüsse mit einem langen Schwanz hinten dran. Alles sehr interessant. Es tat Elias leid, dass er auf das Thema Bärbel zu sprechen kommen musste.
    »Nein«, sagte Boris. »Wir haben kein Ferienhaus. Wir machen ja auch nie Ferien, außer hier. Und Tante Gitta sagt, das reicht, weil viele Leute eine Menge Geld ausgeben, damit sie auf einem Bauernhof Ferien machen können, und wir dürfen einfach die ganze Zeit hier leben.«
    »Klar«, sagte Elias. »Glückspilz. Und hast du eine Ahnung, wo deine Mama wohl hingegangen sein mag?«
    Boris schüttelte den Kopf, rührte mit dem Finger den Fischlaich um und machte ein Gesicht wie ein hartgesottener Verbrecher, der unschuldig wirken will. Elias suchte nach Formulierungen, um die Wahrheit aus ihm rauszukriegen, brachte es dann aber nicht über sich, ihn zu bedrängen. Bärbel war ja schließlich seine Mutter. Vielleicht hatte sie ihm bei der Einrichtung der Zuchtstation geholfen. Jedenfalls war es ausgeschlossen, ihn in die Klemme zu bringen.
    Da war es doch besser, sich an die Klaasens zu halten, die gerade beide im Garten herumbuddelten, was offenbar alle Menschen in Ostfriesland machten, wenn sie nicht anderweitig beschäftigt waren. Gerda Klaasen lud ihn zu einem Tee ein, und Horst-Berthold zeigte ihm seinen Rhododendron, der einmal in Wiesmoor irgendeinen Preis gewonnen hatte, und außerdem den neuen gelgefütterten Sattel für sein Trimmrad. Dann kamen sie zum Punkt.
    »Nee«, sagte Klaasen, »ein Ferienhaus hatten die Coordes’ nie – früher gab’s so was ja gar nicht für normale Leute, und später hatten die kein Geld.«
    Schade. Es war eine so schöne Idee gewesen.
    »Sie müssen sich das so vorstellen, hier auf dem Land«, erklärte Gerda. »Die jungen Leute gehen im Sommer schwimmen, fahren Boot und sind im Schützenverein. Und im Winter sind sie am Boßeln.«
    »Was?«
    Horst-Berthold erläuterte ihm den ostfriesischen Nationalsport, bei dem es offenbar darum ging, mannschaftsweise eine schwere Kugel über eine Landstraße zu stoßen. Die Kugel besaß für Männer einen Durchmesser von zwölf Zentimetern und wurde aus Pockholz hergestellt, die für Damen waren kleiner und … Diese Details interessierten Elias nun weniger. Sobald sich im Gespräch eine Lücke auftat, fragte er, was denn Bärbel in ihrer Freizeit getrieben habe.
    »Die war ja immer zu Hause«, sagte Horst-Berthold. Aber da musste Gerda ihm widersprechen. Denn eine außerhäusliche Leidenschaft hatte auch Bärbel gehabt. Das Schlittschuhlaufen nämlich. Da war sie von klein auf bei gewesen. Über die Kanäle und drüben auf der überschwemmten Wiese hinter Neermoor. Sie hatten ja alle ihre Kinder hingekarrt, wenn es gefroren hatte, und Inse hatte Gitta und Bärbel auch hingefahren. Und da hatte sich gezeigt, dass Bärbel fabelhaft Pirouetten drehen konnte. Geradeaus war sie auch bestens geflitzt, erstaunlicherweise.
    »Das Schlittschuhlaufen liegt uns hier in Ostfriesland im Blut«, sagte Gerda, »weil wir die Kanäle haben, und da kann man in kalten Wintern den ganzen Tag rumdüsen.«
    »Auf den Seen kann man aber auch Schlittschuh laufen«, meinte Klaasen.
    »Natürlich, aber nicht so schön wie über die Kanäle, wegen der ganzen Biegungen.«
    »Aber Biegungen sind doch Teil des Schlittschuhvergnügens. Das sieht man doch bei den Eiskunstläufern, die sich ewig drehen und Kreise ziehen.«
    »Quatsch. Beim Skilaufen hat man auch den Unterschied von Slalom und Langlauf. Und das Schlittschuhfahren über die Kanäle muss man mit dem Langlauf vergleichen, während der See …«
    »Meinen allerbesten Dank auch für den Tee«, hauchte Elias und machte sich durch die Gartenpforte davon.
    Es war inzwischen schon Nachmittag und Zeit für ein wenig Privatleben, was hieß: Er musste sich endlich eine eigene Wohnung besorgen. Also fuhr er nach Leer zurück und suchte erst einen Zeitungskiosk und dann eine Eisdiele auf, wo er die erworbene Zeitung bei einem Milchkaffee zu studieren begann.
    Am liebsten wollte er eine Dachgeschosswohnung haben. Ein Balkon wäre auch nett. Da könnte er grillen, mit wem, müsse er noch überlegen. Schlafzimmer, Wohnzimmer … einer wie er brauchte eigentlich nicht viel. Nur keine Silberfische – damit hatte er ganz schlechte Erfahrungen gemacht.
    Die Ausbeute war nicht groß, aber es gab was. Zwei Wohnungen befanden sich sogar direkt in Leer. Er faltete die

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