Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Süßigkeitentüten kein Beweis seien, und wenn man trotzdem davon ausgehe, dass Bärbel sich dorthin verkrochen habe, müsse man jemanden von der Spusi hinschicken, um DNA -Spuren zu sichern. »Vor allem aber wäre es schön, wenn du die Staatsanwaltschaft zeitnah über eventuelle Ermittlungserkenntnisse informieren könntest!«
»Genau«, bellte Harm. »Und schön wäre es außerdem, wenn du mir Bescheid geben würdest, dass du nicht nach Hause kommst. Mann, du bist schon einmal ein Opfer der Verdächtigen gewesen, und … ich sitz da in meinem Boot und warte auf dich … Wofür soll ich mir denn noch die Nacht um die Ohren schlagen!«
»Tut mir leid«, sagte Elias.
»Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich meinen Schlaf nicht kriege.«
»Tut mir leid«, sagte Elias. Es war ungewohnt und herzerwärmend, sich vorzustellen, dass jemand seinetwegen Kopfweh hatte. Obwohl – Brotmeier hatte ja auch in diese Richtung geklagt. Aber bei dem hatte er nie übernachtet.
»Jedenfalls hat Bärbel sich mit ihrer Flucht und dem gewalttätigen Übergriff auf einen Polizeibeamten extrem verdächtig gemacht«, knurrte Hedda.
Sven, der sie debattieren hörte, kam vom Flur herein. »Die Frage ist doch: Weshalb ist sie überhaupt auf den Hof zurückgekehrt? Wir haben keinen Fitzel gefunden, der sie in irgendeiner Weise belasten könnte.«
»Sie hatte Heimweh«, sagte Elias. Ein Smartphone klingelte. Es war seines, das er vergessen hatte. Er wollte danach greifen, aber Olly kam ihm zuvor. Sie hatten beide denselben Klingelton gespeichert – den, der einen überall verfolgte, sodass man in Kaufhäusern im Minutentakt in die Jackentasche griff. Die Staatsanwältin hielt es wohl für ihr eigenes. Sie nannte ihren Namen und lauschte. »Hm …«, machte sie dann. »Verstehe … leuchtet ein … Klar … Mannomann …« Sie drückte das Gespräch weg und reichte ihm sein Smartphone.
»Wer war’s denn?«
»Ach, nichts Besonderes. Was Privates.« Dann wurde sie energisch und ordnete an, dass die Eislaufhütte rund um die Uhr bewacht werden solle.
Als die anderen weg waren, setzte Elias sich Hedda gegenüber an den Schreibtisch und erklärte ihr, dass er eine weitere Überwachung der Eislaufhütte für wenig Erfolg versprechend halte, weil Bärbel ja nicht dumm sei und ihn vielleicht sogar auf seinem Beobachtungsposten im Auto gesehen habe. Die vergangene Nacht hatte sie jedenfalls nicht auf ihrer Isomatte verbracht. Hedda nickte versonnen.
»Aber irgendwo muss sie sein«, sagte er.
»Vielleicht unter einer Brücke?«
»Vielleicht.«
»Aber du denkst was anderes?«
»Ich denke, dass wir uns daran halten sollten, dass es nur einen Menschen gibt, dem sie außerhalb des Hofes vertraut. Und das ist ihre Patentante.«
»Die hätte uns doch angerufen, wenn Bärbel bei ihr aufgetaucht wäre.«
»Hätte sie?«
»Ich komm nicht mit. Red doch mal deutlicher.«
Elias lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Hedda«, sagte er, »Beefke Sommer hat beruflich Raubtiere in einem Zoo gebändigt, als sie jünger war. Sie trägt außerdem eine schneidige Kurzhaarfrisur, und glaub mir, das sagt was aus. Sie ist ein Mensch, der sich was traut.«
»Siehst du«, sagte Hedda zu ihm, als sie kurz darauf über die Autobahn nach Emden fuhren, »so gefällt mir das. Teamarbeit. Man entwickelt zusammen Pläne, man sucht gemeinsam die Verdächtigen auf und ergänzt sich, und einer steht für den anderen ein. Dann ist auch gute Stimmung.«
»Klar«, sagte Elias.
Frau Sommer saß im Garten des Seniorenheims und trank Kaffee. Hedda sprach sie unverzüglich auf ihren Verdacht an.
»Bärbel? Hier im Seniorenheim? Ja, wie sollte das denn gehen?«, fragte Frau Sommer erstaunt. »Hier kann man überhaupt keinen verstecken. In den Gemeinschaftsräumen sowieso nicht, und in meinem Zimmer – da wird doch jeden zweiten Tag unter den Betten gewischt.« Das leuchtete ein. Aber als Elias einen verstohlenen Blick auf ihre Beine warf, konnte er sehen, dass die alte Dame aus den Schuhen geschlüpft war und mit den Zehen zappelte. Eindeutiges Zeichen von Lügerei. Er konfrontierte sie damit, und sie erklärte ihm, dass sie unter dem Restless-Legs-Syndrom leide, einer Krankheit, die den Menschen dazu drängte, die Beine zu bewegen. Gut, dieser Punkt ging an sie.
»Aber das heißt nicht, dass sie nicht trotzdem lügt«, meinte Elias, als sie ins Haus zurückgingen.
»Wenn du das glaubst, dann machen wir jetzt Nägel mit Köpfen«, bestimmte Hedda. Sie blieben stehen. Vor
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