Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
die Journalistin, rief an und wollte Material haben, um die Polizei in die Tonne klopfen zu können, frei nach dem Motto: Jetzt wird das Opfer zur Täterin gemacht. Aber als Harm ihr auseinandersetzte, was geschehen war, sah sie ein, dass die Fakten keinen ordentlichen Verriss hergaben.
Elias stellte sich vor seine gelben Zettel. Er betrachtete das Papier, auf dem stand: Opa geistig noch fit? und musste daran denken, was Dr. van Breucheling ihm über Steffi erzählt hatte, die ohne ihr Rheumamittel leiden würde, wenn sie denn noch lebte, woran sie sich ja alle klammerten. Und dann, wie dumm es gewesen war, dass er den Arzt nicht näher nach Opa Bartels geistigem Zustand ausgefragt hatte, als er schon bei ihm gewesen war. Auf Bartels Karteikarte hatte ja leider nicht allzu viel gestanden, und das wenige war auf Lateinisch gewesen, also komplett unverständlich, wenn man in der Schule schon an Caesar gescheitert war.
Gedankenverloren zog er seinen Haftnotizblock aus der Hosentasche. Er war schon fast aufgebraucht, aber einen Zettel konnte er noch beschriften. Er notierte: Dr. van Breucheling fragen, was Opa Bartel alles mitbekommt und klebte ihn an Heddas große, rote Lederhandtasche.
Sie nahm das gelbe Papierchen ab, las es, warf es zerknüllt in eine Ecke und ging aus dem Zimmer. Na ja, wenn sie keine Lust hatte, sich darum zu kümmern, musste er es eben selbst tun. Aber erst einmal gab es noch etwas anderes zu erledigen.
»Willst du jetzt zu diesem Arzt?«, fragte Hedda, als er ihr auf dem Flur begegnete. Er schüttelte den Kopf. In Gedanken war er schon in Neermoor.
Während er im Auto an den glückskleegrünen Wiesen vorbeifuhr, Trecker überholte, Wallhecken passierte und für die Radler hielt, die planlos wie Lemminge die Straße überquerten, dachte er darüber nach, dass es gar nicht so schlecht war, aktiv in die Ermittlungen einzusteigen. In Hannover hatte er die Fälle ja nur theoretisch in seinem Dachgeschossbüro und unten bei den Teamsitzungen bearbeitet. Jetzt konnte er die Ermittlungen spontan selbst lenken – das hatte etwas. Man kriegte mehr mit und kam besser voran.
Gitta verkaufte auf einem Holztisch in ihrem Hof Eier und Blumen, aber die Kunden rannten ihr nicht gerade die Bude ein. Genau genommen saß sie einfach auf einem Schemel und las ein Buch. »Der Idiot ist es nicht wert gewesen – Sie haben völlig recht«, sagte sie und meinte natürlich den Galgenvogel.
Er stimmte ihr zu, obwohl er sich gar nicht entsinnen konnte, einen Kommentar zu seinen menschlichen Qualitäten abgegeben zu haben.
»Was für ein Zweitquartier?«, fragte sie, als er rauszukriegen versuchte, wohin Bärbel sich eventuell verkrochen haben könnte.
»Eine Wohnung irgendwo, die Ihrer Familie gehört, ein Ferienhaus, ein Wohnboot, ein Wohn wagen vielleicht …«, konkretisierte Elias.
»Nee«, sagte Gitta, »außerdem haben Ihre Kollegen das auch schon gefragt.«
Dann vielleicht ein Grundstück, das den Coordes’ gehörte, das aber nie genutzt wurde?
Er schaute genau hin, und deshalb bemerkte er, wie Gitta stutzte. Es war eine Angelegenheit von wenigen Sekunden, dann schüttelte sie heftig den Kopf.
»Wo liegt denn dieses Grundstück?«, bohrte er nach.
»Es gibt keins. Und außerdem halten Sie mich von der Arbeit ab«, sagte Gitta und fing an, die Eier in den Pappbehältern umzusortieren.
Elias biss sich nicht fest, sondern ging hinüber zu Oma Inse, die im Garten arbeitete und für Opa Bartel das Fenster geöffnet hatte, damit er wieder Frühlingsluft atmen und mit ihr bei NDR 1 Entenraten spielen konnte.
»Ein Grundstück, auf dem Bärbel sich versteckt haben könnte?«, fragte Oma Inse erstaunt. »Nein, da ist rein gar nichts. Wir haben doch nur diesen Hof und natürlich die Äcker drum rum. Aber da sieht man doch, dass sie da nicht ist. Was macht denn Ihr Kopf?«
Er hämmerte. Aber das sagte er Oma Inse nicht, weil er wusste, wie sie sich die Untat ihrer Tochter zu Herzen nahm. Boris kam an und zeigte Elias eine Kröte, die er gefangen hatte, und dann brachte er ihn zu einem Bach, den er zum Teil eingezäunt und mit einem Netz abgedeckt hatte. Ein kleines Krötengefängnis.
»Nein, eine Krötenzuchtstation«, korrigierte Boris Elias. »Die leben dort sehr gern, weil sie dann sicher sind vor den Libellenlarven. Also nicht die Kröten, sondern ihre Kinder. Die sind erst Laich und dann Kaulquappen.«
Die Kröten quakten glücklich.
»Ein paar Kaulquappen sind auch schon geschlüpft.« Der Laich
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