Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Kollege Müller« – das war Koort-Eike – »herausgefunden hat.«
Der stand auf, referierte gefühlte zehn Stunden über die Möglichkeiten, gesicherte Computer auszuspähen, natürlich immer im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben … Dann sprach er über sein zwiespältiges Verhältnis zur Piratenpartei. Und schließlich, als zwei von den neuen Kollegen anfingen, die Kaffeemaschine zu untersuchen, die hinten auf einem Aktenschrank stand und im Land des Tees Rost angesetzt hatte, bequemte er sich, zum Thema Franz Büttner überzugehen.
Und ließ die Bombe platzen.
Franz Büttner war nämlich bereits früher einmal ins Visier der Justiz geraten, wegen zweifelhaften Verhaltens gegenüber Kindern.
Peng!
In diesem Moment standen sie alle senkrecht, gedanklich, von der Konzentration her.
»Franz ist ins Visier der Justiz geraten, das stimmt«, versuchte Olly die Information abzuschwächen, »aber er ist nie verurteilt worden. Man hat ihn nicht mal vor Gericht gestellt. Weil die Ermittlungsergebnisse das nämlich nicht hergaben!« Sie hatte sich offenbar schon vor Koort-Eikes Vortrag über dessen Laptop hergemacht und wusste deshalb ein bisschen mehr als der Rest der Truppe.
»Nicht vor Gericht gestellt ist was anderes als unschuldig sein«, brüllten die Kollegen von der Kripo fast unisono, und wer nicht brüllte, nickte heftig mit dem Kopf.
»Diesen Kinderschändern kann man nie was nachweisen, bekanntermaßen!«, ätzte Ulf aus seiner Ecke und bekam ebenfalls Beifall.
Harm hob die Hand und stellte damit die Ruhe wieder her, und Koort-Eike ging in die Details. Sie hatten auf dem Laptop von Franz nichts direkt Verdächtiges gefunden.
»Ha!«, machte Olly.
»Da waren vor allem Urlaubsfotos drauf. Und seine Steuerfahnderin hat sich mal vor dem Schlafzimmerspiegel nackig gemacht und die Digitalkamera draufgehalten. Das hat er auch gespeichert.«
»Könnte man das mal sehen?«, fragte einer aus Osnabrück.
»Nein«, sagte Harm.
Koort-Eike erzählte weiter. Wie er und Sven aus lauter Frust den Polizeicomputer durchforstet und dabei herausgefunden hätten, dass ihr Verdächtiger früher in einer Kindertagesstätte in Straubing gearbeitet hatte, und da war einer Mutter aufgefallen, dass ihre Tochter komische Bilder malte, und als die Erzieherinnen einen Blick darauf warfen, hatten sie die Bilder auch komisch gefunden.
»Strichmännchen«, sagte Koort-Eike bedeutungsvoll. »Aber alle in Schwarz. Also schwarzer Buntstift. Oder Bleistift oder so. Und sehr sonderbare Gesichter.«
Ein Blatt Papier wurde durch die Runde gereicht, auf dem mehrere ausgedruckte schwarze Strichmännchen zu sehen waren. Ja, fröhlich schauten die alle nicht drein, mit ihren schnurgeraden Strichmündern.
»Na und?«, brummte Olly. »Die Lüttje hatte maltechnisch eben nur ein Gesicht drauf. Kann doch nicht jeder ein van Gogh sein.« Sie blickte dabei zu Ulf, und der kombinierte blitzschnell, dass sie das beleidigend meinte, und sagte, dass er es bestürzend finde, wie viel unqualifizierten Rückhalt solche Scheißkerle in der Justiz hätten, und dass er und seine Partei der Meinung seien, dass man da mal gründlich die Gesetze überarbeiten müsste.
»Und weiter?«, fragte Ollys grimmiger Nachbar. Er hieß Detlef Schmidt und sollte die Ermittlungen von nun an leiten.
Koort-Eike berichtete, dass die Mutter und die Kindergartenleiterin damals Anzeige erstattet hätten und dass Franz Büttner vorsorglich von der Arbeit suspendiert worden sei und …
»Tja!« Koort-Eike grinste genüsslich übers ganze Gesicht. »Und damals haben die Kollegen auf Büttners Computer wirklich was gefunden.«
Wieder gingen Bilder über die Tische. Franz Büttner hatte die Kleinen aus seinem Kindergarten fotografiert. Auf der Schaukel zum Beispiel – da wehten die Kleider auch mal im Wind. Und im Sandkasten – da bückten sich die Mädchen, und man konnte ihre Unterhöschen sehen. Und schließlich hatte er die Kleinen nackt fotografiert, wie sie in mehreren aufblasbaren Schwimmbecken planschten und die Kindergärtnerinnen sie aus Spaß nass spritzten. Ein kleiner Junge heulte wegen des Wassers im Gesicht, und eine ältere Frau stand im Hintergrund mit einem Wäschekorb voller Eis am Stiel.
War das nun verdächtig? »Warum hat er die Kinder fotografiert?«, fragte Schmidt in die Runde. Sie guckten alle ein bisschen ratlos und sahen sich noch mal die Bilder an. Elias nahm sich besonders viel Zeit. Niedliche Kinder. Die heimischen Bilderalben waren wohl voll
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