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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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informiert hatten. Ein paar Nachbarn sind hier und einige Leute aus ihrer Kirchengemeinde, in die sie regelmäßig ging, Emily, Eva und ich. Da es außer dem Pfarrer niemanden gibt, der ein paar Worte sagen kann, stehe ich auf und gehe nach vorne.
    »Ähm …, liebe …« Hilfe, wie sagt man jetzt … Gäste? Trauernde? »… Menschen, die alle gekommen sind, um sich mit mir von dieser wunderbaren Frau zu verabschieden.« Oh Gott, das ist so schwer. »Obwohl ich Frieda Peeger leider nur kurz gekannt habe, wurde sie zu einer wirklichen Freundin für mich.« Hätte ich mich nur richtig vorbereitet. »Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man im Laufe seines Lebens viele Menschen trifft, aber nur sechs oder sieben wirklich von Bedeutung sind. Frieda war so jemand für mich. Ich konnte so viel lernen von ihr. Sie verließ ihre Heimat, um ihrer großen Liebe zu folgen, und ließ sich durch nichts beirren. Mit ihrem unerschütterlichen Optimismus ging sie ihren Weg geradeaus und konnte auch schwierigen Situationen immer etwas Positives abgewinnen. Ich bin dankbar, sie getroffen zu haben, und werde sie nie vergessen.«
    Dann fällt mir noch dieser Spruch aus Island ein: »›Menschen treten in unser Leben und begleiten uns eine Weile. Einige bleiben für immer – sie hinterlassen Spuren in unseren Herzen.‹ Leb wohl, liebe Frieda … und grüß deinen Hermann schön von mir.« Bei den letzten Worten laufen mir nun doch die Tränen herunter, auch wenn ich mir so fest vorgenommen hatte, Friedas Rat (na ja, es war wohl mehr ein Befehl) zu befolgen und nicht zu weinen.
    Wie hätte sie jetzt gesagt: »Kopf hoch, Brust raus und Arschloch zum Deibel.«
    Diese unerschütterliche ostfriesische Haltung hat sie sicher durch so manchen Sturm im Leben gebracht. Und dass es, trotz ihrer großen Liebe zu ihrem Hermann, in ihrem Leben einige Stürme gab, auch darüber haben wir in unseren vielen Teestunden-Gesprächen geredet.
     
    Nach der traurigen Beerdigung lassen mich meine beiden Freundinnen nicht allein, sondern gehen mit mir noch in ein Café in Überlingen. Obwohl es schon November ist, kann man sogar noch draußen sitzen. Warm eingepackt in unsere dicken Jacken und Schals, trinken wir unseren Cappuccino und sehen auf das glitzernde Wasser, so lange, bis es wirklich zu kalt wird und wir nach Hause gehen.
     
    Am darauffolgenden Tag bringt Emilys Bekannter Thomas mit ein paar Kumpels die Möbel, und zusammen mit der vanillegelben Wandfarbe und dem dunklen Holzboden sieht alles superedel aus. Die Sonne scheint durch die großen Fenster, und so langsam entsteht vor unseren Augen ein richtiges Café. Aus Friedas Haus habe ich mit Thomas und seinen Jungs nicht nur das rosa Kochbuch, sondern auch den altmodischen Küchenschrank und ein paar andere hübsche Möbel geholt. Der kleine Teetisch und die beiden Sessel stehen jetzt oben in meinem Mansardenzimmer und werden mich immer an unsere schöne gemeinsame Zeit erinnern.
    Bevor sie sich verabschieden, drücken mir die Jungs noch eine Art ›Visitenkarte‹ in die Hand und erzählen mir, sie würden Bar-Jazz-Musik machen, falls ich zur Eröffnung ein bisschen musikalische Untermalung haben möchte.
    Das hört sich doch gut an. Es tut mir so leid, dass Thomas mit seinem Café in Friedrichshafen keinen Erfolg hatte, aber da war wohl hauptsächlich die schlechte Lage schuld. Das Café wurde von seiner Frau betrieben, da er als Musiklehrer an der Realschule nicht so viel Zeit hatte. Na ja, viel Engagement zeigte sie wohl nicht gerade. Jedenfalls finde ich die Idee mit der Live-Musik bei der Eröffnung gar nicht schlecht und verspreche, mich auf jeden Fall zu melden.
    Vorher gibt es aber noch viel zu tun. Ich beantrage die Gaststättenkonzession, melde das Gewerbe auf dem Amt an, besuche das eintägige Gastro-Seminar in Konstanz und lerne dort, wie man Lebensmittel richtig lagert und viel über Hygienevorschriften.
    Beim Notar erfahre ich, dass mir Frieda, wie bereits in ihrem Brief angekündigt, ihr Haus und außerdem noch knapp 100.000 Euro vermacht hat. Ich bin sprachlos. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich wirklich Geld. Das Blöde daran ist, dass ich eigentlich lieber darauf verzichtet hätte, wenn Frieda noch lebte …, doch ich versuche mir einzureden, dass es nun mal Friedas letzter Wille war. Wie sie sich in dem Brief an mich und in einem weiteren beim Notar ausgedrückt hat, machte es sie glücklich zu wissen, dass mit ihrem Geld nun etwas Sinnvolles geschehen wird. Und ihre

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