Butterschmalz zum Fruehstueck
Weise die Spannungen abbauen. Wir kommen trotz des starken Verkehrs erstaunlich gut durch und sind bald in Hakone am Ashi -See. Der See liegt sehr idyllisch zwischen den Bergen, zumal sich auch der Fujiyama blicken lässt, was ein ausgesprochener Glücksfall ist, denn meistens verhüllt er sich in den Wolken. Diese Perspektive ist einerseits urjapanisch. Klare Linien, alles auf das Wesentliche reduziert. Andererseits sind aber Japaner sehr verspielt und mögen es dabei sehr detailreich. Auf dem See kreuzen nachgebaute Piratenschiffe, die prächtig verziert sind. Vor der nun anstehenden Bootsfahrt sollen wir aber noch zu Mittag essen. Auf das Nudelsuppenrestaurant habe ich keine Lust, und die Garküchen, die den Weg säumen, duften nicht, sondern stinken. Meldet zumindest meine Nase an mein Gehirn. Obwohl ich der Meinung bin, man sollte sich im Land an landesübliche Kost halten, freue ich mich, als ich eine Hamburgerbude sehe, und lasse es mir mit Klops und Pommes gut gehen. Ganz untreu will ich meinen Prinzipien aber nicht werden, und so genehmige ich mir zum Nachtisch ein Grüner-Tee-Softeis. Es ist giftgrün, zuckerfrei und bitter und macht einen richtig gesunden Eindruck. Aber mir schmeckt nur ungesundes Eis. Danach machen wir einen Spaziergang über einen kleinen erhaltenen Teil der Handelsstraße von Tokio nach Kyoto. Es geht durch ein Wegezolltor hoch zu einer Stelle, von der man einen wunderschönen Ausblick hat. Auf der anderen Seite sieht man ein im Wasser stehendes, rotes Schreintor . In der Nähe besteigen wir unser Boot und fahren damit ein Weilchen über den See bis zu einer Seilbahnstation. Wir fahren jedoch nicht mit der Seilbahn, sondern mit dem Bus auf den Berg. Dort befindet sich ein kunstvoll aufgeschlagener Obstmarkt. Obst ist hier nichts, was man wegen der Vitamine isst, sondern was Besonderes, das man zelebriert. Es ist durchaus angemessen, Kirschen als Gastgeschenk mitzubringen. Die sind dann in einer Art Pralinenkarton der Größe nach sortiert und können auch mal dreißig Euro kosten. Das Obst ist zum Teil riesig, völlig makellos und irrsinnig teuer. Der Reiseleiter schildert, dass japanische Freunde ihm erzählten, jetzt würde es Apfel geben. Er erwartete, dass ihm jemand einen Apfel in die Hand drücke, in den er kraftvoll reinbeißen könne. Aber von wegen! Ein Freund trug einen Apfel wie eine Monstranz vor sich her, begann ihn sorgfältig zu schälen und schnitt ihn in feine Schnitze. Dann durfte jeder ein paar Schnitze haben.
Ich erzählte eine Geschichte, die ich gehört hatte, als der Tenno, der japanische Kaiser, in Deutschland weilte. Dem Tenno, einem bekanntermaßen bescheidenen Mann, gelüstete es nach einer Portion Trauben. So weit, so gut. Aber geschält bitte! Der Küchenchef in Düsseldorf drehte fast durch, aber bekam es hin. Und nun musste ich erfahren, dass der Tenno keine Allüren hat, sondern dass alle Japaner ihre Trauben schälen. Mit den Trauben muss man sowieso vorsichtig sein. Japanisches Obst wird auf einen starken Zuckergehalt hin gezüchtet, und wenn man zu viele Trauben isst, kann man wegen des Zuckerschocks durchaus ohnmächtig werden.
Oben auf dem Berg befinden sich heiße Schwefelquellen. Die gibt es hier als Folge des Vulkanismus oft. Es wird schon langsam dunkel, die Parkzeit für den Bus ist beschränkt, also hasten wir zu den imposanten Schwefellöchern, aus denen es blubbert und stinkt. Es entstehen die letzten Bilder bei Nebelschwaden und Fujiyama im Sonnenuntergang.
Fujiyama oder Fujisan , was ist nun richtig?
Zweiteres . Die japanische Sprache ist sehr kompliziert. In der Alltagssprache existieren etwa 3000 geläufige chinesische Zeichen. Hinzu kommen die beiden Silbenalphabete Hiragana und Katakana, weil das Japanische mit vielen Deklinationen arbeitet, die mit den chinesischen Zeichen nicht darstellbar sind. Für jedes chinesische Zeichen gibt es mindestens zwei Lesarten. So heißt das Zeichen für Berg alleinstehend Yama , aber im Zusammenhang mit anderen Zeichen spricht man es San. Da nun Fuji davorsteht, muss das nachfolgende Zeichen gemäß den japanischen Regeln als San gesprochen werden. Eine besondere Spezialität des Japanischen ist obendrein, dass es verschiedene Höflichkeitsniveaus gibt. Das ist im weitesten Sinne mit Siezen und Duzen vergleichbar, aber ungleich abgestufter. Richtig kompliziert. Besonders vornehm zu tun wirkt lächerlich, man muss das richtige Höflichkeitsniveau verwenden. Kein Wunder, dass Japaner gern unter sich
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