Butterschmalz zum Fruehstueck
Üppigkeit sondergleichen zu sehen, keine Form und keine Farbe, die hier nicht vorhanden ist, aber ich kann sie nicht genießen, weil die Strömung mich unbarmherzig weiterzerrt. Ich kriege Panik, weil ich meine, völlig woanders hingetrieben zu werden. Mal wieder tritt der Tauchführer in Aktion und fängt mich ein. Eine sehr erfahrene Taucherin ist plötzlich weg. Dann hört die Strömung auf und wir lustwandeln durch herrliche Korallengärten. Als wir ans Boot kommen, ist die erfahrene Taucherin schon dort. Sie musste abbrechen, weil ihr die Strömung zu heftig war. Dass auch alten Hasen so etwas passiert, beruhigt mich andererseits. Vielleicht bin ich doch nicht so schlecht, wie ich denke.
Wir machen Pause auf einer unbewohnten Insel. Susanne arbeitet in Deutschland in einer Firma, die Kokosöl verarbeitet. Sie kennt sich sehr gut mit Indonesien aus und erzählt Dinge, die wir lieber nicht wissen wollen. Wie wertvollster Urwald abgebrannt wird, um Platz für Ölpalmen-Plantagen zu gewinnen. Wie Orang-Utans heimatlos werden und ein qualvolles Leben vor sich haben, wenn sie nicht ohnehin gleich sterben. Und wie korrupt die Behörden sind. Für ein paar Dollars gibt es Zertifikate für alles. Der bewusste Verbraucher freut sich, weil er glaubt, ein nachhaltiges Produkt zu kaufen - füllt aber in Wirklichkeit die Taschen derer, die den Urwald vernichten. Westliche Konzerne sind kaum noch dabei, das Image ist zu negativ. Es sind überwiegend reiche Indonesier, die ihr Land verkaufen – und die ganz Armen, die sich den Luxus nicht erlauben können, über Nachhaltigkeit nachzudenken. Ich bin froh, dass im Resort darauf geachtet wird.
Wir machen unseren zweiten Tauchgang, bei dem die Strömung nicht mehr ganz so stark ist. Danach fahren wir nach Hause. Zum Mittagessen gibt es fast immer Huhn und Fisch von den örtlichen Fischern, Reis und Gemüsegerichte. Unter anderem wird die Bananenblüte als Gemüse gegessen. Sie sieht wie khakifarben-gräulicher Matsch aus, schmeckt aber gut. Der Geschmack erinnert an Artischocke. Das Essen ist immer lecker. Zu trinken gibt es Tee und Wasser und einen Kühlschrank voll käuflichem Zeug, das elenden Müll produziert, deshalb verzichte ich darauf. Das Wasser kommt in großen Kanistern, sodass es hier keine Plastikflaschen gibt, und das ist gut so.
Das Resort besteht aus zehn Hütten, was bedeutet: Es sind maximal zwanzig Gäste gleichzeitig anwesend. Die Zahl der Angestellten für das Glück der Urlauber ist doppelt so hoch: Zwei europäische Ehepaare, davon eines mit zwei kleinen Kindern, leiten das Resort. Es macht Spaß, dieser glücklichen Familie zuzugucken. Die Kinder haben Mama und Papa den ganzen Tag um sich herum und wachsen in einer heilen und geschützten Umwelt auf. Dann gibt es drei Tauchführer und drei Bootsfahrer, einige Mechaniker, einen Schreiner, der bei der Anfälligkeit der Palmenhütten gut ausgelastet sein dürfte, Küchenhilfen und Zimmermädchen. Die Angestellten sind allesamt sehr freundlich und liebenswert. Hier gibt es keine Schlüssel, noch nicht mal richtig schließende Türen. Das ist auch nicht nötig, auch wenn es manchmal zu peinlichen Situationen kommt. Ich begleite Susanne in der Dämmerung zu ihrer Hütte und sie will, dass ich auf ihre Terrasse mitkomme. Sie habe sogar extra aufgeräumt. Sie geht rein und wundert sich etwas über die relative Unordnung. Ich nehme schon mal auf der Terrasse Platz. Da geht Susanne auf, dass sie gar nicht in ihrer Hütte ist.
Noch Peinlicheres ist Christa widerfahren. Sie kam vom Tauchen und musste ganz dringend auf die Toilette, doch in ihrer Dusche stand ein nackter Mann. Als er endlich fertig war, hat sie ihn darauf hingewiesen, dass er sich im falschen Bungalow aufhält. Er hatte blitzartig seine Badehose wieder an und verschwand, Entschuldigungen ausstoßend. Christa war einigermaßen fassungslos, dass er seine Brille direkt neben ihrer ganzen frauenspezifischen Kosmetika abgelegt und nichts gemerkt hat. Doch das ist schon das Schlimmste, was hier passiert.
Die Papua sind ein sozusagen auf dem Boden lebendes Volk. Das habe ich schon in Sorong im Internetcafé gemerkt. Die Computer stehen auf niedrigen Tischchen, vor die man sich auf den Boden setzen muss. Damit die Touristen nicht so leiden müssen, gibt es für diese einen Tisch in der Höhe, wie man es von daheim gewöhnt ist. Auch der Blick in die Hotelküche wirkt auf uns Touristen lustig: Die Küchenhilfen sitzen am Boden, schälen die Auberginen,
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