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By the way Greta

By the way Greta

Titel: By the way Greta
Autoren: Marya Stones
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keine Lust Ihnen zu erklären, wie es sich im Rollstuhl lebt. Außer meinem Bruder, scheint mir, haben wir ohnehin nichts gemeinsam und wer weiß wie lang sich diese Konstellation halten wird. Als Stewardess haben sie sicherlich einen sehr unruhigen und gewaltigen Lebenswandel. Also halten wir uns nicht mit Förmlichkeiten oder überflüssigen Freundlichkeiten auf."
    Greta fehlten komplett die Worte. Die Röte schoss ihr ins Gesicht und sie fühlte sich wie ein Schulkind in die Schranken gewiesen: Ein dummes kleines Mädchen, das man ohnehin nicht für voll nehmen muss. Steve gab ihr das Gefühl, es nicht wert zu sein, sich mit ihr auseinandersetzen zu müssen. Eine Stewardess war sie ja auch noch und entsprach damit womöglich einer Vorstellung von Steve, die dem Klischee "doofe Saftschubse, schnell zu haben und schnell wieder weg" gleichzusetzen war.
    Entschlossen stand Greta auf. Mike starrte auf den Boden, so, als wüsste er nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Greta wandte sich an Steve.
    "Mr. Sloan. Es tut mir sehr leid, wenn ich Ihre Gefühle und Ihr Selbstwertgefühl gerade verletzt habe. Das lag bestimmt nicht in meiner Absicht. Vielleicht bin ich mit meinen Worten zu schnell und zu unüberlegt gewesen, aber sicherlich wollte ich Ihnen kein Unrecht antun, geschweige denn, Sie demütigen. Nichts anderes ist Ihnen aber gerade gelungen. Schade, dass Sie so in Klischees denken und Ihre Mitmenschen so schnell verurteilen und in eine Schublade stecken. Es ist mir egal, was Sie jetzt von mir denken, aber dass ich genauso wenig wie Sie nicht länger an einer gemeinsamen Gesellschaft interessiert bin, das steht fest. Passen Sie gut auf ihren Bruder auf und leben Sie wohl. Vielleicht sollte aber Ihr Bruder besser auf Sie aufpassen, denn Ihr Umgang entspricht einem gefühlslosen, abgestumpften und dummen Ekel."
    Mit den letzten Worten richtete Greta ihren Blick auf Mike und ging. 
    Noch während sie das Lokal verließ, kochte sie innerlich. Eigentlich hatte sie ihren Kaffee selbst bezahlen wollen, doch sie hätte es keine Minute länger in der Gegenwart der beiden Brüder ausgehalten. Sollte doch Mike ruhig für sie blechen.
    Draußen auf der Straße merkte sie erst, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Ihr ganzer Körper zitterte vor Zorn und Verletztheit. Leicht orientierungslos lief sie die Straße entlang. Sie wollte eigentlich auf dem schnellsten Weg zurück ins Hotel. Schließlich musste sie sich ja auch für den Pick-up langsam fertig machen. Der Rückflug war immer anstrengender als der Hinflug in die USA – allein schon wegen der Zeitverschiebung und des dadurch bedingten Nachtflugs.
    Es kam ihr vor, als wäre sie schon zwei Blocks weit gelaufen, da hörte sie hinter sich jemanden rufen.
    "Greta, Greta! Warte, bitte! Lass mich erklären."
    Greta drehte sich um, war sich nicht sicher, ob es Mike war. Doch - es war Mike.
    Mike schloss zu ihr auf. Er war ein wenig außer Atem.
    "Greta, es tut mir so leid", keuchte er. "Steve hat es nicht so gemeint. Er ist seit dem Unfall an den Rollstuhl gebunden und kann bis heute kaum damit umgehen. Er wollte dich nicht demütigen oder dich zurechtweisen. Er schießt einfach manchmal extrem übers Ziel hinaus. Er war bei dem Unfall dabei, als unsere Mutter ums Leben kam, und macht sich seither Vorwürfe. Er glaubt, er hätte sie retten müssen und ist selbst mit dem Leben nur knapp davongekommen." Mike holte kurz Luft, dann fuhr er fort. "Und jedes Mal, wenn eine Frau ihm irgendwie näherkommt, auch wenn es nur eine Frau ist, die ich ihm vorstelle, die ich gut finde" – Mike lächelte - "dann klappt bei ihm ein Hebel um und er tickt aus. Es tut mir so leid, Greta. Steve hat nicht dich gemeint. Er greift jede Frau an, die ich ihm vorstelle. Nur dachte ich, er sei über diese Phase hinweg und ich könnte dich ihm entspannter vorstellen. Ich hätte dir das alles sagen müssen. Bitte verzeih mir."
    Greta hörte sich Mikes Worte an. Immer noch war sie verletzt, wütend und zornig. So ein Benehmen wollte sie sich nicht gefallen lassen. Aber Mikes Worte berührten sie auch. Sie verstand, dass es nicht um ihn ging - oder um sie. Dennoch fiel es ihr schwer, Steve zu verzeihen. Sie war kein Dummerchen. Und Mike hatte sie nicht vor Steve geschützt.
    Er hätte mich warnen oder Steve in seinem Wortschwall stoppen können.
    Nichts davon war geschehen.
    "So", zischte sie, "dann hast du mich also als Versuchskaninchen benutzt! Du wolltest testen, ob dein Bruder seine
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