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BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer

BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer

Titel: BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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hätte ich mir denken sollen. Aber ich habe einfach nicht überlegt. Ich brauchte das Geld dringend. Jonathan hatte es mir ohnehin versprochen.«
    »Ob er es Ihnen versprochen hat oder nicht, Sie konnten doch jederzeit über das Konto verfügen«, entgegnete ich lächelnd. »Warum nun diese plötzliche Hast?«
    »Nun…«, sie blickte verlegen zu Boden, »das ist nicht leicht zu erklären. Jonathan hatte Schulden. Aus welchem Grund, weiß ich nicht. Der Mann, der das Geld zu bekommen hatte, rief mich heute morgen an und verlangte die fünfundzwanzigtausend Dollar. Und zwar sofort. Was sollte ich da machen?« Sie produzierte einen unschuldsvollen Augenaufschlag, der bei anderer Gelegenheit auch auf mich seine Wirkung nicht verfehlt hätte. Aber dies war keine Gelegenheit.
    »Woher wußten Sie, daß Ihr Freund Stevens Schulden gemacht hatte?« konterte ich. »Sein Konto bei der First National City Bank sieht nicht danach aus, als ob er so etwas nötig hatte.«
    »Das wissen Sie also auch.« Aber wenn ich glaubte, daß Mandy Collins jetzt aufgeben würde, hatte ich mich schwer getäuscht.
    Sie suchte nach Worten. »Wissen Sie, er machte irgendwelche Geschäfte nebenbei. Was es genau war, kann ich nicht sagen. Jedenfalls kam es öfter vor, daß Jonathan größere Summen an irgendwelche Leute zahlen mußte. Schon früher hatte er mich mehrmals damit beauftragt, das Geld zu übergeben. In seiner Bank durfte ja niemand etwas davon erfahren.«
    »Deshalb wurde auch alles in Bargeld abgewickelt«, folgerte ich grimmig. »Die kleine Nebenbeschäftigung Ihres werten Abteilungsleiters war immerhin sehr einträglich.«
    Das Mädchen war nicht kleinzukriegen. »Er hat es mir nie gesagt. Er meinte, so etwas sei Männersache. Ich vermute, daß es sich um Wertpapiere handelte.«
    »Wer war der Mann, mit dem Sie heute mittag die Snackbar verließen?« spielte ich meinen nächsten Trumpf aus.
    Ohne Wirkung. »Nun, derjenige, der das Geld abholte«, lächelte sie entwaffnend. »Aber seinen Namen kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen, Mr. Cotton.«
    Ich gab mich scheinbar damit zufrieden. Wir verabschiedeten uns wie gute alte Bekannte.
    Im Jaguar fiel mir der Zettel in meiner Jackentasche ein. Ich kramte ihn hervor.
    Ich wußte nicht, wann ich das letztemal einen Bleistift benutzt hatte. Jetzt leistete mir das Ding wertvolle Dienste. Auf der glatten Unterlage der Notizbuchseiten verwandelte ich den weißen Zettel vorsichtig in ein zartes Grau. Ich staunte. Mit einem uralten Trick hatte ich Erfolg. Im Schein der Innenbeleuchtung hob sich deutlich eine Telefonnummer von dem hellen Grau ab.
    Überraschenderweise war Phil im Büro, als ich im Distriktgebäude anrief. Ich hatte es eilig. »Bitte laß dir den Inhaber des Telefonanschlusses 296-8124 geben und sag ihn mir sofort durch.«
    Phil wiederholte die Nummer und legte auf. Nach der Zahlenkombination zu schließen, mußte das gesuchte Telefon irgendwo in Brooklyn stehen. Ich startete den Jaguar und ließ ihn gemächlich in Richtung East River rollen.
    Wenig später leuchtete das rote Lämpchen meiner Sprechanlage auf. Unsere Funkzentrale verband mich mit Phil. Der Mann hieß Bill Snyder. Ihm gehörte eine Hafenkneipe in Brooklyn nicht weit von der Williamsburg Bridge entfernt.
    »Ich fahre hin«, erklärte ich knapp. »Sehen wir uns nachher noch?«
    »Leider«, knurrte Phil, »aber erwarte nicht, daß der Papierhaufen auf deinem Schreibtisch kleiner ist als bei mir.« Lachend legte ich auf.
    Ich steuerte die Third Avenue an. Bis zum Schiff Parkway, der auf die gigantische Williamsburg Bridge zuführte, brauchte ich knapp zehn Minuten. Als dunkle Silhouette zeichnete sich die Brücke über den East River vor dem Abendhimmel ab. Dies war einer der Augenblicke, in denen mir deutlich wurde, daß eine Großstadt wie New York auch ihre schönen Seiten hat.
    Die Kneipe war nicht zu übersehen. Greller Lichtschein drang aus dem offenen Kellereingang. Nicht weniger deutlich war der ohrenbetäubende Lärm. Ich stellte den Jaguar ab und ging die schmalen Treppenstufen hinunter.
    Der grelle Lichtschein war nur Kulisse.
    Die eigentliche Kneipe, hinter dem mit Neonröhren erleuchteten Vorraum, lag in einem trüben Halbdunkel. Der Lichteffekt verfehlte seine Wirkung nicht. Im ersten Moment konnte ich nur die Umrisse der Gestalten erkennen. Auf einen Blick sah ich, daß es eine typische Seemannskneipe war. Ich fragte eines der Mädchen hinter der Bar nach Snyder. Ohne zu zögern, deutete sie auf

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