BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer
war wohl zu belastend…«
»Und was ist mit diesem Hammond?« unterbrach Phil neugierig.
»Ich hatte bereits das Vergnügen, seine Bekanntschaft zu machen. Wenn mich nicht alles täuscht, wird der gute Mann ein paar unangenehme Fragen über sich ergehen lassen müssen.«
Ich blickte zur Uhr. Es war zu spät, um noch mit den Beamten der Narcotic Squad, unserem New Yorker Rauschgiftdezernat, über den Fall zu reden. Ich beschloß, das am nächsten Morgen nachzuholen.
»Eins würde mich jetzt mal interessieren«, sagte Phil mit lautem Organ. »Wieso kommt dir plötzlich der Bananen-Killer in die Quere?«
Ich betastete erinnerungsvoll die Beule, die langsam, aber unaufhaltsam auf meinem Hinterkopf wuchs.
»Erstens«, sagte ich, »stammte Stevens aus New Orleans. Und zweitens…«
»… ist auch Banana-Bernie am Mississippi zu Hause«, ergänzte Phil. Er stieß einen ausdrucksvollen Pfiff aus. »Dann ist unser gemeinsames Vorgehen also von nun an sichergestellt.«
Ich nickte. »Fraglich bleibt allerdings noch, welchen Auftrag Myers hier in New York ausführen sollte. Eins steht aber fest: Stevens’ Freundin, eine hübsche kleine Blondine aus der Bank of Tokyo, weiß mehr darüber, als sie mir bislang verraten hat.«
»Donnerwetter!« unkte Phil grinsend. »Das Mädchen, das dir nicht alles offenbart, möchte ich mir direkt ansehen.«
»Das Vergnügen kannst du haben«, konterte ich, »und zwar sofort.«
Wir machten uns auf eine lange Nacht gefaßt. Aber ich hatte Phil zuviel versprochen.
»Miß Collins ist gerade vor einer halben Stunde noch mal weggegangen«, erklärte der Hausmeister in dem großen Wohngebäude an der 33. Straße. Wohin, wußte er natürlich nicht.
»Wer kann der Kleinen verdenken, daß sie sich auch mal amüsieren möchte.« Phil spielte den Enttäuschten.
»Du lernst sie noch kennen«, sagte ich mit Bestimmtheit. »Bevor wir uns jetzt den Kneipenbesitzer aus Brooklyn vorknöpfen, haben wir einen zweiten Besuch zu erledigen.«
Die Liste der Exportfirmen und Banken steckte noch in der Innentasche meines Jacketts. Hammonds Privatadresse war nicht angegeben. Ich schnappte mir das Telefonbuch, das auf dem Hausmeisterpult lag, und blätterte in den dünnen Seiten.
»Richmond«, murmelte ich. »Victory Boulevard.«
»Gute Nacht, Irene!« rief Phil. »Auf ins New Yorker Landleben!« Ich klappte das Telefonbuch zu. Wir nahmen den Weg über Brooklyn und die Verrazano Narrows Bridge. Diese Riesenbrücke schafft auch für den Stadtteil Manhattan eine kürzere Verbindung mit Staten Island, als es die Fährlinien ermöglichen.
Wir fanden Hammonds Villa dunkel. Auf mein Dauerklingeln an der Haustür rührte sich nichts. »Scheint, daß unsere Vögel samt und sonders ausgeflogen sind«, meinte Phil.
Ich zog wieder meine Liste hervor. »Machen wir einen dritten Versuch. Hammonds Kompagnon im Ruhestand wohnt nicht weit entfernt.«
Harold B. Jackson war ohnehin der einzige aus dem Bekanntenkreis des ermordeten Abteilungsleiters, den ich aus Zeitmangel noch nicht hatte aufsuchen können. Wir fuhren eine Ecke weiter und bogen von der Todt Hill Road in die Sackgasse ein, an der Jacksons Bungalow lag.
Wieder das gleiche. Keine Menschenseele rührte sich in dem Bau. »Scheint, als ob die Herrschaften sich verabredet hätten«, grinste Phil sarkastisch.
»Vielleicht haben sie guten Grund dazu«, meinte ich nachdenklich.
Im Jaguar griff ich zum Funkgerät. Ich veranlaßte, daß ein Kollege das Apartmenthaus überwachte, in dem Mandy Collins wohnte. Wir fuhren zurück nach Manhattan. Das Rotlicht brauchte ich nicht, denn der Verkehr war bis auf ein Minimum abgesunken.
Im FBI-Gebäude statteten Phil und ich dem Kneipenbesitzer Bill Snyder einen Freundschaftsbesuch ab. Snyder starrte uns grimmig an. Seinen Sinn für Humor schien er vollends verloren zu haben.
»Geben Sie sich keine Mühe, G-man«, knurrte er kurz angebunden.
»Wir haben Zeit, Snyder. Und Sie haben keine Chance, hier herausgeholt zu werden.«
»Mordversuch an einem FBI-Beamten ist keine Bagatelle«, ergänzte Phil, »in so einem Fall kennt der Haftrichter seine eigene Großmutter nicht. Selbst die schönste Kaution hilft ihnen da kein Stück weiter.«
Snyder ließ sich nicht beeindrucken.
»Meinetwegen. Ohne meinen Anwalt hört ihr von mir keine zwei Takte.«
Er hatte sich getäuscht, wenn er glaubte, wir würden aufgeben. Ich ließ ihn zappeln. Stumm saßen wir uns minutenlang gegenüber. Seine dürren Finger verkrampften sich
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