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BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

Titel: BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer aus Sing-Sing
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gleichzeitig auf den Teppich. Aber ich war darauf vorbereitet. Ich rollte über die Schulter ab und kam hoch. Das Zimmer drehte sich um mich. Sekundenlang fürchtete ich, das Bewußtsein zu verlieren. Dann hatte ich Little Ben wieder im Blickfeld. Taumelnd raffte er sich gerade vom Boden hoch.
    Meine Fußspitze traf seine Hand. Er schrie auf. Der 38er flog quer durchs Zimmer und landete polternd unter dem Tisch.
    Aber Little Ben war wieder auf den Beinen. Wenn er jetzt die Oberhand gewann, hatte ich keine Chance mehr.
    Hinter ihm auf dem Teppich lag immer noch der Stuhl, den er nach mir geworfen hatte.
    Noch einmal nahm ich alle Kraft zusammen und stieß mich von der Wand ab. Ich rannte einfach in seine Fäuste hinein und drängte ihn zurück, bis er über den Stuhl stolperte. Sein Wutschrei mischte sich mit dem Splittern des Stuhles. Ich landete neben ihm auf den Knien. Trotz der tanzenden Schleier vor meinen Augen versuchte ich das Gleichgewicht zu halten.
    Er warf sich herum. Mit letzter Kraft riß ich das Knie hoch und rammte seine Kinnspitze.
    Ich traf voll auf den Punkt. Little Bens Kopf flog zurück. Dann streckte er sich auf dem Teppich aus.
    »Alle Achtung!« sagte hinter mir eine Stimme.
    Ich brauchte ein paar Sekunden, bis die Worte in mein Bewußtsein drangen. Und ich brauchte eine ganze Weile, bis ich begriff, daß jemand unserem Ringkampf zugesehen hatte.
    Dann drehte ich mich langsam um.
    In der Tür von Little Bens Apartment standen drei Männer. Ich sah sie nur durch einen dunkelroten Nebel. Und ich war unfähig, zu reagieren.
    »Hilf ihm auf die Beine, Joe!« kommandierte die Stimme.
    Einer der Männer kam auf mich zu, packte mich am Arm und stellte mich auf die Beine. Ich schwankte. Der Nebel vor meinen Augen lichtete sich nur langsam Reichlich benommen starrte ich den Mann an, der offenbar das Kommando führte.
    Er mußte an die 50 Jahre alt sein, war groß, hager und sehnig und stützte sich auf einen Stock. Etwas in dem schmalen Gesicht mit den ausgeprägten Wangenknochen und den wasserblauen Augen kam mir bekannt vor. Dann erinnerte ich mich. Peiker, unser Zeichner, hatte das Gesicht mit den tiefen Längsfalten skizziert.
    Dieser Mann mußte Kitt Hillary sein. Kein Zweifel: Ich hatte den ehemaligen Gangsterboß vor mir, der auf so rätselhafte Weise mit unserem Fall zusammenhing.
    »Sie sehen verdammt übel aus«, bemerkte er jetzt. Ich konnte mir vorstellen, daß er recht hatte. Auf meinen aufgesprungenen Lippen spürte ich den Geschmack von Blut. Aber ich hatte im Augenblick andere Sorgen.
    Meine Gedanken arbeiteten inzwischen wieder ein wenig klarer, und ich wurde mir bewußt, daß ich mir schnellstens eine glaubhafte Story einfallen lassen mußte. Dieser Kitt Hillary schien zwar nicht zu Little Bens Freunden zu gehören — aber er würde vermutlich wenig erbaut sein, wenn er erfuhr, daß er einen G-man vor sich hatte.
    Vorerst gab ich mich noch ein wenig benommener, als ich ohnehin war, um dadurch lästigen Fragen zu entgehen.
    »Bind ihm die Arme los, Joe«, befahl Hillary.
    Der Mann, der Joe genannt wurde, nestelte ein Messer aus der Tasche und zerschnitt die Stricke. Ich rieb mir die Handgelenke. Die Haut war an einigen Stellen aufgescheuert.
    »Schaut nach, ob ihr Whisky findet!« Kitt Hillary humpelte in den Raum hinein und schob mir mit einer erstaunlich kräftigen Bewegung einen Sessel zu, in den ich mich sofort fallen ließ. Er selbst blieb stehen und sah seinen Leuten zu. Der Mann mit dem Namen Joe war ein junger Bursche mit Beatlefrisur und geblümten Hemd. Der andere, ein glatzköpfiger drahtiger Fünfziger mit grauem Tweedjackett, erinnerte eher an einen kleinen Buchmacher. Er angelte eine Whiskyflasche aus dem Regal hinter der Hausbar. Sorgfältig füllte er ein Glas, balancierte es durch den Raum und hielt es mir vor die Nase.
    Ich nahm einen kräftigen Schluck. Auf meinen aufgeplatzten Lippen brannte das Zeug wie die Hölle. Ich nahm trotzdem einen zweiten Schluck und fühlte, wie meine Lebensgeister langsam erwachten.
    »Fühlen Sie sich besser?« fragte der Weißhaarige.
    Ich trank das Glas aus, setzte es auf den Tisch und nickte. Jetzt wurde es kritisch. Ich warf einen Blick auf Little Ben, der noch immer friedlich auf dem Teppich lag. Er würde zum Glück in den nächsten Minuten keine Gelegenheit haben, meine Identität zu lüften.
    »Sie haben uns die Arbeit abgenommen«, sagte Kitt Hillary. »Wir sind hergekommen, um diesem Burschen auf den Zahn zu fühlen.«
    »Genau

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