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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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glaube ich ihm nicht. Jimmy war der aufrechteste Cop, den ich je gekannt habe.«
    »Und warum geht man dieser Sache überhaupt nach?«
    DiCarlo zögerte. Byrne nahm an, dass jetzt etwas noch Schlimmeres folgte. Aber wie sollte das möglich sein? Nun, er würde es gleich erfahren. »Kessler hatte einen zweiten blutbefleckten Handschuh, Kevin. Er hat ihn der Bezirksstaatsanwältin ausgehändigt. Der Handschuh gehörte Jimmy.«
    »So ein Scheiß! Das ist doch eine ganz ausgetrickste Kiste!«
    »Ich weiß es. Sie wissen es. Jeder, der mit Jimmy zusammengearbeitet hat, weiß es. Unglücklicherweise vertritt Conrad Sanchez Matisse.«
    Mein Gott, dachte Byrne. Conrad Sanchez hatte sich als Pflichtverteidiger einen Namen gemacht. Er war ein Spitzenanwalt, einer der wenigen, der vor langer Zeit beschlossen hatte, im Rahmen der Rechtshilfe Karriere zu machen. Der mittlerweile über Fünfzigjährige war seit mehr als fünfundzwanzig Jahren als Pflichtverteidiger tätig. »Lebt Matisse' Mutter noch?«
    »Keine Ahnung.«
    Byrne war es nie gelungen, Matisse' Verhältnis zu seiner Mutter Edwina zu durchschauen. Obwohl er einen Verdacht hatte. Als sie in Gracies Mordfall ermittelten, erhielten sie einen Durchsuchungsbeschluss für ihre Wohnung. Matisse' Zimmer sah aus wie das eines kleinen Jungen: Cowboy-Lampenschirme, Star-Wars-Poster an den Wänden, eine Bettdecke mit Spiderman-Motiven.
    »Er ist also auf freiem Fuß?«
    »Ja«, sagte DiCarlo. »Sie haben ihn vor zwei Wochen aus der Haft entlassen, und bis zur Wiederaufnahme des Verfahrens bleibt er frei.«
    »Vor zwei Wochen? Warum habe ich nichts davon gelesen?«
    »Das ist nicht gerade ein glorreicher Augenblick in der Geschichte unseres Landes. Sanchez hat einen mitfühlenden Richter gefunden.«
    »Wird er elektronisch überwacht?«
    »Nein.«
    »Diese beschissene Stadt.« Byrne schlug mit der Hand so fest auf die Wand, dass eine Delle zurückblieb. Zum Teufel mit der Kaution, dachte er. Er spürte nicht den geringsten Schmerz. Auf jeden Fall nicht jetzt. »Wo hält er sich auf?«
    »Das weiß ich nicht. Wir haben zwei Detectives zu seiner letzten Bleibe geschickt, um ihn ein bisschen unter Druck zu setzen, aber er hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Wirklich großartig«, sagte Byrne.
    »Hören Sie, ich muss ins Gericht, Kevin. Ich ruf Sie später noch mal an, und dann überlegen wir uns eine Strategie. Keine Sorge, wir holen ihn uns zurück. Diese Beschuldigung gegen Jimmy ist der reinste Schwachsinn. Wir werden sie wie ein Kartenhaus zum Einsturz bringen.«
    Byrne legte den Hörer auf die Gabel und stand unter Schmerzen auf. Er nahm seinen Stock und ging durchs Wohnzimmer, schaute aus dem Fenster und beobachtete die Kinder und deren Eltern auf der Straße.
    Lange Zeit hatte Byrne geglaubt, das Böse sei etwas Relatives und zeige sich in allen Schattierungen auf dieser Welt. Dann hatte er Gracie Devlins Leichnam gesehen und gewusst, dass der Mann, der diese unsägliche Bluttat begangen hatte, die Ausgeburt der Hölle war. Und auf dieser Erde wurde alles Böse geduldet.
    Nachdem Byrne sich vorgestellt hatte, sich einen Tag, eine Woche, einen Monat und ein ganzes Leben dem Müßiggang hinzugeben, stand er nun moralischen Verpflichtungen gegenüber. Plötzlich gab es Leute, die er aufsuchen, und Dinge, die er tun musste, und dabei konnte er auf seine Schmerzen keine Rücksicht nehmen. Er ging ins Schlafzimmer und zog die oberste Schublade des Schranks auf. Er sah Gracies Taschentuch – ein kleines pinkfarbenes seidenes Quadrat.
    Diesem Stück Stoff haftete eine schreckliche Wahrheit an. Das Tuch hatte in Gracies Tasche gesteckt, als sie ermordet worden war. Gracies Mutter hatte darauf bestanden, dass Byrne es an dem Tag an sich nahm, als Matisse verurteilt worden war. Nun zog Byrne es aus der Schublade und…
    … ihre Schreie hallen in seinem Kopf … ihr Atem dringt in seinen Körper … ihr warmes, glänzendes Blut überschwemmt ihn in der kalten Nachtluft…
    … trat zurück. Er hörte seinen Puls in den Ohren rauschen. Im ersten Augenblick weigerte er sich zu akzeptieren, was er soeben erlebt hatte. Es war die Wiederkehr einer beängstigenden Macht, die er Teil der Vergangenheit glaubte.
    Seine Fähigkeit, gewisse Dinge zu erahnen, war zurückgekehrt.
    ***
    Melanie Devlin stand vor dem kleinen Grill auf der winzigen Veranda auf der Rückseite des Reihenhauses in der Emily Street in Philadelphia. Der Rauch stieg gemächlich vom verrosteten Grill auf und vermischte sich

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