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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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    CBOAO
    Das stand für: Colleen Byrne over and out.
    Byrne klappte sein Handy zu. Colleen bedeutete ihm mehr als alles auf der Welt.
    Die Klimaanlage kühlte den Raum. Byrne überlegte, was er machen sollte. Vielleicht zum Roundhouse fahren und sich in der Abteilung sehen lassen? Er war gerade dabei, sich diese Idee auszureden, als er sah, dass sein Anrufbeantworter blinkte. Er hatte eine neue Nachricht.
    Wie weit war der Anrufbeantworter entfernt? Fünf Schritte, sechs, sieben? Für Byrne kam das momentan einem Boston Marathon gleich. Er nahm seinen Stock und trotzte dem Schmerz.
    Die Nachricht stammte von Paul DiCarlo, einem hervorragenden Juristen bei der Bezirksstaatsanwaltschaft. DiCarlo und Byrne hatten in den letzten fünf Jahren oft zusammengearbeitet. Jedem Gauner wurden die Knie weich, wenn er Staatsanwalt DiCarlo den Gerichtssaal betreten sah. Immer schick gekleidet, aber ein ganz scharfer Hund. Wenn er einen Verbrecher erst in der Mangel hatte, konnte der einpacken. Niemand hatte mehr Killer in die Todeszellen geschickt als DiCarlo.
    Aber die Nachricht, die Paul DiCarlo heute hinterlassen hatte, war gar nicht gut. Eines seiner Opfer hatte es offenbar geschafft, selbst für seine Freilassung aus dem Gefängnis zu sorgen.
    Julian Matisse trieb sich wieder auf den Straßen herum.
    Unmöglich, aber wahr.
    Es war kein Geheimnis, dass Kevin Byrne Morden an jungen Frauen besonderes Interesse entgegenbrachte, und zwar deshalb, weil er solche Fälle mit aller Macht aufklären wollte. Das war so, seitdem Colleen geboren war. Von da an hatte er immer daran denken müssen, dass jede junge Frau jemandes Tochter und jemandes Baby gewesen war. Jede junge Frau war einmal das kleine Mädchen gewesen, das lernte, mit beiden Händen eine Tasse zu halten und stehen zu bleiben, während seine fünf winzigen Finger den Couchtisch umklammerten.
    Mädchen wie Gracie. Vor zwei Jahren hatte Julian Matisse eine junge Frau namens Marygrace Devlin vergewaltigt und ermordet.
    Gracie Devlin war neunzehn Jahre alt, als sie ermordet wurde. Sie hatte gewelltes braunes Haar, das in weichen Locken auf ihre Schultern fiel, und blasse Sommersprossen. Sie war eine zierliche junge Frau, die im ersten Semester an der Villanova University studierte. Sie hatte eine Schwäche für Röcke im Bauernlook, Indianerschmuck und Notturnos von Chopin. Sie starb in einer kalten Januarnacht in einem dreckigen, leer stehenden Kino in Süd-Philadelphia.
    Und dank einer grotesken Rechtsverdrehung war der Mann, der ihr die Würde und das Leben genommen hatte, jetzt aus dem Gefängnis entlassen worden. Julian Matisse war zu fünfundzwanzig Jahren verurteilt und nach zwei Jahren auf freien Fuß gesetzt worden.
    Nach zwei Jahren.
    Erst in diesem Frühjahr hatte das Gras auf Gracies Grab zu sprießen angefangen.
    Matisse war ein Zuhälter und Sadist schlimmster Sorte. Vor Gracie Devlins Ermordung hatte er dreieinhalb Jahre gesessen, weil er einer Frau, die seine Annäherungsversuche zurückgewiesen hatte, mit einem Cuttermesser das Gesicht zerschnitten hatte. Er hatte sie so grausam verunstaltet, dass die Frau zehn Stunden lang operiert werden musste, damit die durchtrennten Muskeln genäht werden konnten, wozu annähernd vierhundert Stiche erforderlich waren.
    Als Matisse nach dem Angriff mit dem Cuttermesser aus dem Curran-Frumhold-Gefängnis entlassen worden war – nachdem er nur vierzig Monate seiner zehnjährigen Strafe abgebüßt hatte –, dauerte es nicht lange, bis er zum Mord überging. Byrne und sein Partner Jimmy Purify wollten Matisse des Mordes an einer Kellnerin namens Janine Tillman überführen, die erstochen worden war, doch sie fanden nicht den geringsten Beweis, der Matisse mit der Bluttat in Verbindung brachte. Der bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leichnam der Frau wurde im Horrowgate Park gefunden. Sie war in einer Tiefgarage in der Broad Street entführt worden. Man hatte sie vor und nach der Ermordung vergewaltigt.
    Eine Augenzeugin aus der Tiefgarage meldete sich bei der Polizei. Ihr wurden eine Reihe Fotos vorgelegt, und auf einem davon erkannte sie Matisse zweifelsfrei wieder. Die Zeugin war eine ältere Frau namens Marjorie Samms. Ehe die Polizei Matisse aufspüren konnte, verschwand Marjorie Samms. Eine Woche später fand man ihre Leiche im Delaware River.
    In der Annahme, dass Matisse nach seiner Entlassung aus dem Curran-Frumhold-Gefängnis bei seiner Mutter unterkroch, wurde deren Wohnung observiert, doch Matisse tauchte

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