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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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lebten.
    Byrne vermutete, dass das Baby hier vergraben worden war.
    ***
    Die Sondereinsatztruppe K-9 des Police Department Philadelphia trainierte in der Polizeiakademie in der State Road und hatte mehr als drei Dutzend Spürhunde in ihrer Hundestaffel. Die Hunde, alles Rüden und alles deutsche Schäferhunde, wurden in drei Disziplinen trainiert, um Leichen, Drogen und Sprengstoffe aufzuspüren. Früher hatte diese Abteilung mal über einhundert Hunde verfügt, doch ein Wechsel der Zuständigkeiten hatte die Abteilung auf eine kleine, bestens ausgebildete Einheit mit weniger als vierzig Männern und Tieren schrumpfen lassen.
    Officer Bryant Paulson arbeitete schon seit zwanzig Jahren in dieser Dienststelle. Sein Hund, ein sieben Jahre alter Schäferhund namens Clarence, war als Leichenspürhund ausgebildet, wurde jedoch auch als Patrouillenhund eingesetzt, da Leichenspürhunde auf alle menschlichen Gerüche geschult waren. Wie alle Polizeihunde war Clarence ein Spezialist. Wenn man ein Pfund Marihuana mitten auf einen Platz legte, lief Clarence daran vorbei. Handelte es sich bei der Beute um einen Menschen – ob tot oder lebendig –, lief er den ganzen Tag und die ganze Nacht, bis er ihn gefunden hatte.
    Um einundzwanzig Uhr versammelten sich ein Dutzend Detectives und mehr als zwanzig uniformierte Beamten am westlichen Ende des Güterbahnhofs, in der Nähe der Ecke Broad Street und League Island Boulevard.
    Jessica gab Officer Paulson das Zeichen zum Start. Clarence lief los. Paulson führte den Schäferhund an einer fünf Meter langen Leine. Die Detectives hielten sich zurück, um den Hund nicht zu irritieren. Es ist ein Unterschied, ob ein Hund Gerüche in der Luft wahrnehmen oder etwas aufspüren soll, wobei er mit der Schnauze dicht über dem Boden einer Spur folgt und darauf trainiert ist, menschliche Gerüche zu erkennen. Es ist auch schwieriger. Der kleinste Windzug kann die Anstrengungen eines Hundes zunichte machen und ihn in eine andere Richtung lenken. Die Polizei-Hundestaffel trainierte ihre Hunde nach der sogenannten ›Theorie der aufgewühlten Erde‹. Die Spürnasen waren nicht nur auf menschliche Gerüche, sondern auch auf frisch umgegrabene Erde geschult.
    Wenn der Killer das Baby hier vergraben hatte, musste er die Erde umgegraben haben. Es gab keinen Hund, der so etwas besser aufspüren konnte als Clarence.
    Im Augenblick konnten die Detectives nur zusehen und warten.
    Byrne blickte auf das riesige Gelände. Er hatte sich geirrt. Hier war das Baby nicht. Ein zweiter Officer hatte sich mit seinem Hund der Suche angeschlossen, und gemeinsam hatten sie fast das ganze Gebiet abgesucht, ohne etwas zu finden. Byrne schaute auf die Uhr. Wenn Tom Weyrichs Einschätzung richtig war, müsste das Baby bereits tot sein. Byrne lief allein zum östlichen Ende des Geländes auf den Fluss zu. Als er an das Baby in dem Kiefernsarg dachte, wurde ihm das Herz schwer. Er erinnerte sich an die unzähligen Abenteuer, die er hier erlebt hatte. Er stieg den seichten Hang hinunter und die andere Seite wieder hinauf, ein Hang, der für ihn damals…
    … Pork Chop Hill war … die letzten Meter zum Gipfel des Mount Everest … der Hügel des Veterans Stadions … die kanadische Grenze, geschützt von…
    Hügel.
    Jetzt wusste er es. ADI. ION.
    »Hierher!«, rief Byrne in sein Funkgerät.
    Er rannte auf die Gleise in der Nähe der Pattison Avenue zu. Nach wenigen Minuten ging ihm die Puste aus. Seine Lungen brannten, und jeder Nerv im Rücken und in den Beinen jagte stechende Schmerzen durch seinen Körper. Während des Laufens ließ Byrne den Strahl seiner Taschenlampe über den Boden gleiten. Keine frischen Spuren. Keine umgegrabene Erde.
    Byrne blieb stehen, um Luft zu holen. Er presste die Hände auf die Knie. Er war zu erschöpft, um weiterzulaufen. Er würde das Baby ebenso im Stich lassen, wie er Angelika Butler im Stich gelassen hatte.
    Er schlug die Augen auf.
    Und sah es.
    Der Schotter unmittelbar vor seinen Füßen war kürzlich umgegraben worden. Trotz des Dämmerlichts konnte er erkennen, dass der Boden an dieser Stelle dunkler war. Er hob den Blick und sah ein Dutzend Cops in seine Richtung laufen. Bryant Paulson führte den Trupp mit Clarence an. Als der Hund nur noch knapp acht Meter entfernt war, begann er zu bellen und in der Erde zu scharren. Er hatte seine Beute gefunden.
    Byrne fiel auf die Knie und schaufelte mit bloßen Händen die Erde und den Schotter beiseite. Nach wenigen Sekunden stieß er

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