Byrne & Balzano 02 - Mefisto
Pistolenholster, näherten Jessica und Byrne sich vorsichtig der Tür. Byrne richtete den Zeigefinger auf die Ganoven am Billardtisch.
»Ich habe ihn gewarnt, nicht wahr?«, flüsterte Jessica Byrne aus dem Mundwinkel zu, als sie den Rückzug antraten.
»Ja, hast du, Detective.«
»Ich hatte Angst, er könnte meine Waffe ziehen.«
»Wirklich eine üble Vorstellung.«
»Ich musste ihm eins verpassen, oder?«
»Keine Frage.«
»Jetzt wird er uns vermutlich nicht mehr anrufen, was?«
»Wohl kaum«, sagte Byrne. »Nein, wird er wohl nicht.«
***
Als sie ihren Wagen erreicht hatten, blieben sie einen Moment stehen, bis sie sicher waren, dass Kilbanes Gorillas nicht zum Gegenschlag ausholten. Wie erwartet, tauchten sie nicht auf. Jessica und Byrne hatten während ihrer Dienstjahre beide schon unzählige Typen wie Kilbane kennen gelernt – Schmalspurganoven mit wenig Macht und Einfluss, um die sich Männer scharten, die nach den Krümeln schnappten, die die großen Haie übrig ließen.
Jessicas Hand zitterte. Sie hoffte, dass sie sich nicht verletzt hatte. Onkel Vittorio würde sie umbringen, wenn er erfuhr, dass sie außerhalb des Rings Boxhiebe austeilte.
Als sie in den Wagen stiegen und zurück in die Stadtmitte fuhren, klingelte Byrnes Handy. Er meldete sich, lauschte einen Moment und schaltete das Handy wieder aus. »Die Audio-Videoabteilung hat was für uns.«
11.
Die Audio-Videoabteilung des Police Department von Philadelphia war im Untergeschoss des Roundhouse untergebracht. Als das Labor der Kriminaltechnik in die neuen, hellen Räume an der Ecke Achte und Polar umzog, gehörte die Audio-Videoabteilung zu den wenigen, die im Roundhouse zurückblieben. Die Hauptaufgabe der Audio-Video-Spezialisten bestand darin, Bild- und Tonmaterial für sämtliche Polizeidienststellen in der Stadt zu analysieren und sie mit Kameras, Fernsehgeräten, Videogeräten und Fotoausrüstungen zu versorgen. Sie lieferten auch Mitschnitte der Nachrichten, was bedeutete, dass sie die Nachrichten rund um die Uhr überwachten und aufzeichneten. Wenn der Polizeichef oder der Polizeipräsident oder irgendein anderes hohes Tier etwas brauchte, hatten sie sofort Zugang zu dem Material.
Bei der Unterstützung der Mordkommission ging es hauptsächlich darum, Videobänder aus Überwachungskameras zu analysieren, wobei man es gelegentlich auch mit Tonaufzeichnungen eines Drohanrufes zu tun hatte, was ihnen ein bisschen Abwechslung bot. Die Bänder der Überwachungskameras wurden in der Regel mittels einer Zeitraffer-Technologie aufgezeichnet, wodurch vierundzwanzig Stunden oder mehr auf einem einzigen 120er-Band aufgenommen werden konnten. Wenn diese Bänder auf einem normalen Videorecorder abgespielt wurden, waren die Bewegungen so schnell, dass sie nicht analysiert werden konnten. Daher wurde ein Zeitraffer-Videorecorder benötigt, um sich das Band in Echtzeit anzusehen.
Das Arbeitsaufkommen in dieser Abteilung war so hoch, dass hier sechs Officer und ein Sergeant ihren Dienst versahen. Der anerkannte Spezialist für Videoanalysen war Officer Mateo Fuentes. Mateo war ein sehr gepflegter Mann Anfang dreißig, schlank und modebewusst. Er war seit neun Jahren dabei, und der Job bedeutete ihm alles. Wenn man ihn nach seinem Privatleben fragte, bestand immer das Risiko, dass man kaum etwas erfuhr.
Sie setzten sich in den kleinen Schneideraum der Audio-Videoabteilung. Über den Monitoren hing ein vergilbter Ausdruck.
WENN DU ES AUFNIMMST, MUSST DU ES AUCH SELBST SCHNEIDEN.
»Willkommen im Cinema Macabre, Kollegen«, sagte Mateo.
»Was wird heute gezeigt?«, fragte Byrne.
Mateo hielt ein Digitalfoto hoch, das die Plastikhülle der Kassette von Psycho zeigte – die Seite, auf der ein kurzer silberner Streifen klebte.
»Fangen wir damit an. Das ist ein alter Klebestreifen zur Diebstahlsicherung«, sagte Mateo.
»Okay. Welche Erkenntnisse liefert uns dieses einmalige Beweismaterial?«, fragte Byrne mit einem Augenzwinkern. Mateo Fuentes war für seine steife, geschäftsmäßige Art und seine Jack-Webb-Ausdrucksweise bekannt. Zwar hatte er auch eine humorvolle Seite, doch um die zu erleben, musste man ihn besser kennen.
»Ich bin froh, Ihnen diese Frage beantworten zu dürfen, Detective«, erwiderte Mateo, der Byrnes gestelzte Ausdrucksweise übernahm. Er zeigte auf den silbernen Streifen auf der Seite der Hülle. »Das ist eine alte Diebstahlsicherung. Ich schätze das Baujahr auf Anfang der Neunziger. Die neueren Ausführungen sind
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