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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Seth. »Unter welchem Namen hat Janet Leigh sich im Bates Motel eingeschrieben?«
    »Marie Samuels«, erwiderte Ian. »Wie heißt Gelsominas Schwester?«
    Das war eine einfache Frage. Seth war mit jeder Szene aus Fellinis La Strada vertraut. Zum ersten Mal hatte er den Film gesehen, als er zehn Jahre alt war. Noch immer stiegen ihm Tränen in die Augen, wenn er daran dachte. Er brauchte nur das traurige Jammern der Trompete im Vorspann zu hören, und schon begann er zu heulen. »Rosa.«
    »Molto bene«, sagte Ian mit einem Augenzwinkern. »Wir sehen uns am Set.«
    »Si, maestro.«
    ***
    Seth winkte ein Taxi und ließ sich in die Neunte Straße fahren. Als der Wagen Richtung Süden fuhr, sah er, wie das Stadtbild sich stark veränderte. Wenn man das geschäftige Treiben in Center City hinter sich ließ und Süd-Philadelphia erreichte, hatte man das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Seth arbeitete gern in Philadelphia, Ians Heimatstadt. Trotz des Drucks, den Firmensitz von White Light Pictures nach Hollywood zu verlegen, hatte Ian sich bisher hartnäckig geweigert.
    Ein paar Minuten später erreichten sie die ersten Streifenwagen und die ersten Absperrungen. Aufgrund der Dreharbeiten war die Neunte Straße zwei Blocks in jede Richtung gesperrt. Als Seth am Set eintraf, hatten die Beleuchter und Tontechniker schon alles aufgebaut, und die bei Filmaufnahmen in größeren Städten unentbehrlichen Sicherheitskräfte waren vor Ort. Seth zeigte seinen Ausweis, ging um die Absperrungen herum und betrat Anthonys. Er bestellte sich einen Cappuccino und trat wieder auf den Bürgersteig.
    Alles lief wie am Schnürchen. Es fehlte nur noch ihr Hauptdarsteller, Will Parrish.
    Parrish, der Star der äußerst erfolgreichen Comedy/Action-Serie Daybreak, die in den Achtzigern zur besten Sendezeit auf ABC ausgestrahlt worden war, feierte ein strahlendes Comeback – im Grunde schon sein zweites. In den Achtzigern war er auf den Titelseiten sämtlicher Zeitschriften und praktisch auf allen Werbeplakaten in allen größeren Städten abgebildet, und er trat in jeder Talkshow auf. Die Rolle des grinsenden, flapsigen Typen, den er in Daybreak spielte, hatte große Ähnlichkeit mit seinem wahren Charakter. Ende der Achtziger war er der bestbezahlte Fernsehstar überhaupt.
    Dann kam Kill Game, ein Actionfilm, mit dem er den Sprung auf die A-Liste schaffte und der weltweit an die 270 Millionen Dollar einspielte. Es folgten drei ebenso erfolgreiche Fortsetzungen. Zwischendurch drehte Parrish ein paar romantische Komödien und kleine Dramen. Dann kam es zu einer Flaute bei den kostspieligen Actionfilmen, und Parrish bekam kaum noch Drehbücher. Es verging beinahe ein Jahrzehnt, bis Ian Whitestone ihm erneut zu einem Comeback verhalf.
    The Palace war sein zweiter Film mit Whitestone. Darin spielte er einen verwitweten Chirurgen, der einen Jungen behandelte, der bei einem von der Mutter dieses Jungen gelegten Feuer schwere Verbrennungen davontrug. In seiner Rolle als Ben Archer führte Parrish Hauttransplantationen bei dem Jungen durch und entdeckte allmählich, dass sein Patient hellsehen konnte und dass korrupte staatliche Behörden den Jungen in ihre Gewalt bringen wollten.
    Logistisch betrachtet, waren an diesem Tag recht einfache Dreharbeiten geplant. Dr. Benjamin Archer verlässt ein Restaurant in Süd-Philadelphia und sieht einen mysteriösen Mann in einem dunklen Anzug, dem er folgt.
    Seth nahm seinen Cappuccino und stellte sich an eine Ecke. Drehbeginn war erst in einer halben Stunde.
    Das Beste an den Außenaufnahmen – an allen Aufnahmen, besonders aber an den Außenaufnahmen in einer Stadt – waren für Seth Goldman die Frauen. Ob junge Frauen, Frauen mittleren Alters, reiche Frauen, arme Frauen, Hausfrauen, Studentinnen oder berufstätige Frauen, sie alle standen auf der anderen Seite der Absperrungen – vom Glanz gefesselt, von der Berühmtheit fasziniert – aufgereiht wie sexy , parfümierte Enten in einer Kunstgalerie. In großen Städten wurden sogar die Filmtechniker flachgelegt.
    Und Seth Goldman war weit davon entfernt, Filmtechniker zu sein.
    Seth nippte von seinem Kaffee und tat so, als würde er die tüchtige Crew bewundern. Doch in Wahrheit bewunderte er die blonde Frau auf der anderen Seite der Absperrung, genau hinter einem der Streifenwagen, die die Straße versperrten.
    Langsam näherte Seth sich der Frau. Er sprach leise in sein abgeschaltetes Funkgerät, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen. Schritt für

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