Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari

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antwortete. Er saß auf der Kante seines Schreibtisches. »Ich habe vier Bücher über Filme geschrieben, Detective. Und mich faszinieren Filme, seit meine Mutter mich 1974 vor einem Kino abgesetzt hat, damit ich mir Benji ansehen konnte.«
    Jessica war überrascht. »Benji hat den Grundstein für Ihr lebenslanges wissenschaftliches Interesse an Filmen gelegt?«
    Butler lachte. »Na ja, stattdessen habe ich mir Chinatown angesehen. Danach war ich nicht mehr derselbe.« Er zog eine Pfeife von einem Ständer auf dem Schreibtisch, die er zuerst reinigte, ehe er sie stopfte und anzündete. Ein süßlicher Duft breitete sich aus. »Ich habe jahrelang Filmkritiken in der alternativen Presse geschrieben und mir dafür fünf bis zehn Filme die Woche angesehen, von der außergewöhnlichen Kunstfertigkeit eines Jacques Tati bis hin zur unbeschreiblichen Banalität eines Pauly Shore. Ich besitze 16-mm-Film-Kopien von dreizehn der meiner Meinung nach besten fünfzig Filme, die je gedreht wurden, und ich nähere mich dem Kauf von Nummer vierzehn, Jean-Luc Godards Weekend. Falls Sie sich wundern, ich bin ein großer Fan der neuen französischen Welle und ein wahnsinniger Frankreichliebhaber.« Butler zog an seiner Pfeife und fuhr fort. »Einmal habe ich mir Berlin Alexanderplatz in der Gesamtlänge von fünfzehn Stunden angesehen. Ein andermal den Director's Cut von John F. Kennedy – Tatort Dallas, was mir wie fünfzehn Stunden vorkam. Meine Tochter besucht eine Schauspielschule. Wenn Sie mich fragen, ob es einen Kurzfilm gibt, den ich mir aufgrund des Inhalts nicht ansehen würde, müsste ich Nein sagen. Ein Filmnarr wie ich ist immer bemüht, seinen Horizont zu erweitern.«
    »Ungeachtet des Inhalts«, sagte Jessica und warf einen Blick auf das Foto auf Butlers Schreibtisch. Auf dem Bild stand Butler mit einer lächelnden Jugendlichen vor einer Bühne.
    »Ungeachtet des Themas«, wiederholte Butler. »Für mich – und da spreche ich sicher auch im Namen meiner Kollegen – geht es nicht unbedingt um den Inhalt des Films oder den Stil oder das Motiv oder das Thema, sondern in erster Linie um die Übertragung von Licht auf Zelluloid. Die Tatsache, dass hier etwas Bleibendes geschaffen wurde. Ich glaube nicht, dass viele Filmexperten John Waters' Pink Flamingos als Kunst bezeichnen würden, und doch bleibt es ein wichtiges künstlerisches Produkt.«
    Jessica versuchte, diese Gedanken nachzuvollziehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie bereit war, solch eine Philosophie zu akzeptieren. »Sie sagen also, es gibt keine Snuff-Filme?«
    »Ganz recht. Doch ab und zu taucht in Hollywood ein Mainstream-Film auf, der das Feuer anfacht und das Märchen von den Snuffs neu belebt.«
    »Über welche Hollywoodfilme sprechen Sie?«
    »Nun ja, 8MM zum Beispiel«, sagte Nigel. »Und dann dieser alberne argentinische Horrorstreifen Snuff von Mitte der Siebziger. Ich glaube, zwischen dem Konzept eines Snuff-Films und dem, was Sie mir geschildert haben, gibt es einen bedeutenden Unterschied.«
    »Und welchen?«
    »Die von Ihnen beschriebenen Szenen können kaum als erotisch bezeichnet werden.«
    Jessica war fassungslos. »Ein Snuff-Film ist erotisch?«
    »Den Spekulationen zufolge – zumindest in den simulierten Szenen typischer Snuff-Filme, die tatsächlich produziert und vertrieben wurden – findet man Elemente aus Pornofilmen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel gibt es normalerweise ein junges Mädchen oder einen Jungen und einen Darsteller, der diese tyrannisiert. In der Regel sind recht heftige sexuelle Elemente im Spiel, ziemlich viel Hardcore und Sadomaso. Das, worüber Sie sprechen, scheint mir eher einen verworrenen Geisteszustand zu bezeugen.«
    »Das heißt?«
    Butler lächelte wieder. »Mein Fachgebiet sind Filmstudien, keine psychischen Krankheiten.«
    »Sagt Ihnen die Auswahl der Filme etwas?«, fragte Jessica.
    »Nun, Psycho auszuwählen scheint mir recht nahe liegend zu sein. Zu nahe liegend, wenn Sie mich fragen. Sobald eine Topliste der hundert besten Horrorfilme erscheint, steht Psycho immer weit oben, wenn nicht gar auf dem ersten Platz. Ich glaube, es beweist die mangelnde Fantasie dieses … Verrückten.«
    »Und was fällt Ihnen zu Eine verhängnisvolle Affäre ein?«
    »Ein interessanter Sprung. Die Filme liegen siebenundzwanzig Jahre auseinander. Der eine gehört in das Genre des Horrorfilms, und der andere ist eher ein Mainstream-Thriller.«
    »Und welchen würden Sie auswählen?«
    »Sie meinen, wenn ich ihn beraten