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Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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    Er war da?
    Ich war an dem Tag da!
    Ich glaube, ich habe ihn gesehen!
    SCHNITT ZU:
    Ein Coffee-Shop, eine dieser Cookie-Ketten in der Walnut Street, gleich um die Ecke vom Rittenhouse Square. Über alternativen Wochenzeitschriften hängen Kaffee-Kultfiguren.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie ist nicht älter als neunzehn, mit heller Haut, einem schmalen, interessanten Gesicht und krausem Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat.
    »Einen großen Latte«, sage ich. Ben Johnson in Die letzte Vorstellung. »Und ich nehme einen von den Biscotti da. Einen von denen da.« Ich muss beinahe lachen. Natürlich lache ich nicht. Ich bin ›niemals aus der Rolle gefallen‹ und werde nicht jetzt damit beginnen. »Ich bin neu in der Stadt«, füge ich hinzu. »Ich habe seit Wochen kein freundliches Gesicht gesehen.«
    Sie bereitet meinen Kaffee zu, steckt den Biscotto in eine Tüte, drückt einen Deckel auf den Kaffeebecher und gibt alles auf dem Touchscreen ein. »Woher stammen Sie?«
    »West-Texas«, sage ich mit einem breiten Lächeln. »El Paso. Big Bend Country.«
    »Wow«, sagt sie, als hätte ich behauptet, vom Neptun angereist zu sein. »Da haben Sie aber eine weite Reise hinter sich.«
    »Haben wir das nicht alle?« Ich reiche ihr einen Fünfer.
    Sie hält kurz inne, als hätte ich eine tiefsinnige Bemerkung gemacht. Ich trete hinaus in die Walnut Street und fühle mich groß und stark. Gary Cooper in Ein Mann wie Sprengstoff. Größe ist eine Methode wie Schwäche.
    Ich trinke meinen Latte aus und betrete ein Herrenbekleidungsgeschäft, eine dieser teuren Boutiquen in der Nähe von Boyds. Mir meines modischen Äußeren durchaus bewusst, posiere ich kurz neben der Tür und versammele meine Bittsteller. Einer kommt auf mich zu.
    »Hallo«, sagt der Verkäufer. Er ist dreißig, sein Haar kurz geschnitten. Er trägt einen Anzug, Stiefel und ein zerknittertes graues T-Shirt unter einem marineblauen Jackett mit drei Knöpfen, das mindestens eine Nummer zu klein ist. Offenbar eine Art Mode-Statement.
    »Hallo«, erwidere ich. Ich zwinkere ihm zu, worauf er leicht errötet.
    »Was darf ich Ihnen heute zeigen?«
    Ihr Blut auf meinem Buchara?, denke ich in meiner Rolle als Patrick Bateman. Mit entblößten Zähnen strahle ich ihn an wie Christian Bale. »Ich möchte mich nur ein wenig umsehen.«
    »Ich helfe Ihnen gern, und ich hoffe, Sie gewähren mir das Privileg. Ich heiße Trinian.«
    Natürlich heißt er so.
    Ich denke an die großartigen St.-Trinians-Komödien aus dem England der Fünfziger und Sechziger und überlege, ob ich eine Anspielung machen soll. Mein Blick fällt auf die orangerote Skechers-Uhr an seinem Handgelenk, und ich begreife, dass es reinste Energieverschwendung wäre.
    Stattdessen runzle ich die Stirn – gelangweilt und gehemmt durch meinen ungeheuren Reichtum und meine gute Stellung. Jetzt wächst sein Interesse. In dieser Szene sind Missbrauch und Intrigen enge Verbündete.
    Zwanzig Minuten später geht mir ein Licht auf. Vielleicht habe ich es die ganze Zeit gewusst. Im Grunde geht es einzig und allein um die Haut. Die Haut ist dort, wo du aufhörst und die Welt beginnt. Alles, was du bist, dein Verstand, deine Persönlichkeit, deine Seele, wird von deiner Haut gehalten und gezügelt. Hier in meiner Haut bin ich Gott.
    Ich steige in meinen Wagen. Mir bleiben nur ein paar Stunden, um in meine Rolle zu schlüpfen.
    Ich denke an Gene Hackman in Extrem – Mit allen Mitteln.
    Oder vielleicht Gregory Peck in The Boys from Brazil.

42.
    Mateo Fuentes stoppte Eine verhängnisvolle Affäre, als der Schuss abgefeuert wurde. Er spulte den Film vor und zurück, zurück und vor. Er ließ den Film in Zeitlupe laufen, sodass man jedes Bild betrachten konnte. Als auf der rechten Seite des Bildes eine Hand auftauchte, drückte er wieder auf Stopp. Der Schütze trug einen Latexhandschuh, doch es war nicht seine Hand, die ihr Interesse erregte, obwohl sie der Marke und dem Modell der Pistole bereits auf der Spur waren. Die Ballistik arbeitete derzeit mit Hochdruck an der Identifikation der Waffe.
    Die Hauptrolle in dem Film spielte im Augenblick die Jacke. Es schien eine dieser Satinjacken zu sein, die Baseballteams oder Roadies bei Rockkonzerten trugen: dunkel, glänzend und mit einem gerippten Bündchen am Handgelenk.
    Mateo druckte das Bild aus. Die Farbe der Jacke war nicht eindeutig zu erkennen. Sie war schwarz oder dunkelblau. Das deckte sich mit

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