Byrne & Balzano 02 - Mefisto
waren schlecht gewählt, um mit einem Mann wie Eugene Kilbane über die soziologischen Verzweigungen der Pornobranche zu diskutieren. Sie hatten zwei Mordopfer, und um die ging es hier.
Noch ehe es richtig begann, hatte Jessica Kilbane in die Knie gezwungen. Er griff in seine ramponierte Aktentasche aus Krokodillederimitat und förderte eine zweite Kassette zutage. »Wenn Sie das hier sehen, werden Sie bestimmt einen anderen Ton anschlagen.«
***
Sie saßen in einem kleinen Raum in der Audio-Videoabteilung. Kilbanes zweite Videokassette stammte aus der Überwachungskamera im Flickz, dem Laden, wo Eine verhängnisvolle Affäre ausgeliehen worden war. Offenbar hingen in dieser Videothek keine Attrappen.
»Warum funktionieren die Überwachungskameras in diesem Geschäft und im Reel Deal nicht?«, fragte Jessica.
Kilbane starrte sie fassungslos an. »Wer hat Ihnen denn das erzählt?«
Jessica wollte nicht, dass Lenny Puskas oder Juliet Rausch, die beiden Angestellten im Reel Deal, Schwierigkeiten bekamen. »Niemand, Eugene. Wir haben das selbst überprüft. Glauben Sie, das ist ein großes Geheimnis? Diese Kameras im Reel Deal stammen doch bestimmt von Ende der Siebziger, oder? Die sehen aus wie Schuhkartons.«
Kilbane seufzte. »Im Flickz habe ich größere Probleme mit Dieben, okay? Diese verdammten Kids klauen wie die Raben.«
»Was genau ist auf diesem Band zu sehen?«, fragte Jessica.
»Könnte vielleicht eine Spur für Sie sein.«
»Eine Spur?«
Kilbane sah sich in dem Raum um. »Ja, verstehen Sie? Eine Spur.«
»Sehen Sie sich oft CSI an, Eugene?«
»Manchmal. Warum?«
»Nur so. Und was soll das für eine Spur sein?«
Kilbane hob die Hände und lächelte, wodurch jeder annähernd nette Gesichtszug verschwand. »Das ist Unterhaltung«, sagte er.
***
Ein paar Minuten später standen Jessica, Terry Cahill und Eric Chavez dicht gedrängt in dem kleinen Bereich der Audio-Videoabteilung, in dem Material gesichtet und bearbeitet wurde. Cahill war mit leeren Händen aus der Buchhandlung zurückgekehrt. Kilbane saß auf dem Stuhl neben Mateo Fuentes. Mateo machte ein angewidertes Gesicht. Er verbog regelrecht den Körper, um die Entfernung zu Kilbane zu vergrößern, als würde der Mann wie ein Komposthaufen stinken. In Wahrheit roch er wie Vidalia-Zwiebeln und Aqua Velva. Jessica hatte das Gefühl, Mateo würde Kilbane auf der Stelle mit einem Desinfektionsmittel besprühen, falls er irgendetwas anfasste.
Jessica studierte Kilbanes Körpersprache. Kilbane schien nervös und aufgeregt zu sein. Seine Nervosität war für die Detectives nachzuvollziehen. Warum er allerdings aufgeregt war, blieb vorläufig ein Rätsel. Offenbar hatte er noch etwas auf Lager.
Mateo legte den Film aus der Überwachungskamera ein und drückte auf Play. Aus einem steilen Winkel war eine lange, schmale Videothek gefilmt worden, in der die Regale ähnlich wie im Reel Deal angeordnet waren. Fünf oder sechs Personen liefen durch den Laden.
»Das ist von gestern«, erklärte Kilbane. Das Band war weder mit einem Datum noch mit einer Zeitangabe versehen.
»Welche Uhrzeit?«, fragte Cahill.
»Weiß ich nicht«, erwiderte Kilbane. »Irgendwann nach zwanzig Uhr. Wir wechseln die Bänder gegen zwanzig Uhr, und diese Videothek hat bis Mitternacht geöffnet.«
Eine kleine Ecke des Schaufensters bewies, dass es draußen dunkel war. Falls es sich als wichtig erweisen sollte, müssten sie den Zeitpunkt des Sonnenuntergangs vom gestrigen Tag in Erfahrung bringen, damit sie eine genauere Zeit ermitteln konnten.
Zwei schwarze junge Mädchen, die in dem Regal mit den Neuerscheinungen stöberten, wurden von zwei schwarzen Jungen intensiv beobachtet, die sich aufspielten, Blödsinn machten und mit allen Mitteln versuchten, auf sich aufmerksam zu machen. Der Versuch scheiterte kläglich, und ein paar Minuten später trotteten sie davon.
Am unteren Rand des Monitors las ein seriös aussehender älterer Herr mit einem weißen Spitzbart und einer schwarzen Kangol-Kappe jedes Wort auf der Rückseite einiger Videokassetten in der Abteilung mit den Dokumentarfilmen. Seine Lippen bewegten sich beim Lesen. Kurz darauf verließ der Mann den Laden, und ein paar Minuten lang waren keine Kunden zu sehen.
Dann trat von der linken Seite ein neuer Kunde ins Bild und näherte sich dem Regal in der Mitte der Videothek, auf dem ältere Kassetten lagen.
»Das ist er«, sagte Kilbane.
»Wer?«, fragte Cahill.
»Werden Sie gleich sehen. Dieses Regal geht von
Weitere Kostenlose Bücher