Byrne & Balzano 02 - Mefisto
F bis H«, erklärte Kilbane.
Aufgrund des steilen Winkels konnte man die Größe des Mannes nicht einschätzen. Er überragte das höchste Regal und musste daher vermutlich größer als einsfünfundsiebzig sein, ansonsten aber war er in jeder Hinsicht ein vollkommen unauffälliger Typ. Er stand still, mit dem Rücken zur Kamera, und schaute sich die Filme in dem Regal an. Bisher hatte das Videoband noch keine Aufnahme seines Profils geliefert und keinen Blick in sein Gesicht gestattet. Die Detectives hatten ihn nur von hinten gesehen, als er ins Bild getreten war. Er trug eine Bomberjacke, eine dunkle Baseballmütze und eine dunkle Hose. Über seiner rechten Schulter hing eine schmale Schultertasche aus Leder.
Der Mann nahm ein paar Kassetten in die Hand, warf kurz einen Blick auf die Hüllen, las die Inhaltsangaben und stellte sie dann wieder ins Regal. Er trat zurück, stemmte die Hände in die Hüften und überflog die Titel.
Dann näherte sich eine rundliche weiße Frau mittleren Alters von rechts. Sie trug ein Hemdblusenkleid mit Blumenmuster und Lockenwickler in ihrem dünnen Haar. Es sah so aus, als würde sie den Mann ansprechen. Der Kamera sein Profil verweigernd und den Blick starr geradeaus gerichtet, als würde er immer an die Position der Überwachungskamera denken, antwortete der Mann ihr und zeigte nach links. Die Frau nickte, lächelte und strich das Kleid über ihre ausladenden Hüften, als erwartete sie, dass der Mann das Gespräch fortsetzte. Das tat er nicht. Sie zog beleidigt ab und verschwand aus dem Bild. Der Mann sah ihr nicht nach.
Ein paar Minuten vergingen. Der Mann schaute sich noch ein paar Filme an, griff dann verstohlen in seine Tasche, entnahm ihr eine Videokassette und stellte sie ins Regal. Mateo spulte das Band zurück, spielte diese Szene noch einmal ab und hielt den Film dann an. Er holte das Standbild näher heran und verschärfte es, so gut es ging. Jetzt war die Abbildung auf der Vorderseite der Kassettenhülle recht gut erkennbar. Es war ein Schwarz-Weiß-Foto eines Mannes auf der linken und einer Frau mit lockigem blonden Haar auf der rechten Seite. Unten in der Mitte sah man ein gezacktes rotes Dreieck, das das Bild in zwei Teile spaltete.
Es war der Film Eine verhängnisvolle Affäre.
Die Spannung in dem Raum erreichte einen neuen Höhepunkt.
»Sehen Sie sich das an. Die Angestellten sollen darauf achten, dass die Kunden ihre Taschen vorne an der Theke abgeben«, sagte Kilbane. »Diese Idioten.«
Mateo spulte das Band bis zu der Stelle zurück, als der Kunde ins Bild getreten war, und spielte die entsprechenden Szenen im Zeitlupentempo ab. Dann hielt er den Film an und vergrößerte das Standbild. Obwohl es sehr körnig war, konnte man auf dem Rücken der Satinjacke kunstvolle Stickereien erkennen.
»Können Sie das näher heranholen?«, fragte Jessica.
»O ja«, erwiderte Mateo, der zur Hochform auflief. Auf diesem Gebiet war er unschlagbar.
Wie ein Zauberer bediente er seine Knöpfe, Tasten und Hebel. Es schien sich bei dem gestickten Bild auf dem Rückenteil der Jacke um einen grünen Drachen mit schmalem Kopf zu handeln, aus dessen Rachen eine dünne rote Flamme schoss. Jessica nahm sich vor, Schneider zu kontaktieren, die sich auf Stickereien spezialisiert hatten.
Mateo vergrößerte nun einen Ausschnitt rechts unten im Bild, auf dem die rechte Hand des Mannes zu sehen war. Es war eindeutig zu erkennen, dass er einen Latexhandschuh trug.
»Mein Gott«, rief Kilbane, schüttelte den Kopf und strich sich übers Kinn. »Da spaziert dieser Irre mit Latexhandschuhen in unseren Laden, und bei meinen Angestellten schrillen keine Alarmglocken. Die sind so was von blöd.«
Mateo wechselte an einen zweiten Monitor. Dort war das Standbild der Hand zu sehen, in der der Killer in Eine verhängnisvolle Affäre die Waffe hielt. Der rechte Ärmel der Person, die die Waffe festhielt, wies ein ähnliches geripptes Bündchen auf wie die Jacke auf dem Videofilm der Überwachungskamera. Das war zwar kein konkreter Beweis, aber die Jacken sahen definitiv ähnlich aus.
Mateo drückte auf ein paar Tasten und druckte die beiden Bilder aus.
»Wann wurde Eine verhängnisvolle Affäre ausgeliehen?«, fragte Jessica.
»Letzten Abend«, antwortete Kilbane. »Am späten Abend.«
»Wann?«
»Weiß ich nicht. Nach dreiundzwanzig Uhr. Das kann ich nachsehen.«
»Und Sie sagen, dass der Kunde den Film ausgeliehen und dann zurückgebracht hat?«
»Ja.«
»Wann?«
»Heute
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