Byrne & Balzano 02 - Mefisto
Morgen.«
»Wann?«
»Weiß ich nicht. Gegen zehn vielleicht.«
»Wurde der Film in den Rückgabebehälter geworfen oder ins Geschäft gebracht?«
»Man hat ihn mir persönlich gebracht.«
»Was hat der Kunde gesagt, als er den Film zurückgebracht hat?«
»Nur, dass da was nicht stimmte. Er wollte sein Geld zurück.«
»Das war alles?«
»Ja, das war alles.«
»Er hat nicht zufällig erwähnt, dass jemand einen richtigen Mord in den Film eingefügt hat?«
»Sie können sich nicht vorstellen, was für Kunden in den Laden kommen. Ich meine, da haben mir schon Leute Memento zurückgebracht und gesagt, dass mit dem Band was nicht stimmt. Sie haben behauptet, der Film auf dem Band wäre falsch geschnitten. Das ist doch unglaublich, oder?«
Jessicas Blick wanderte von Kilbane zu Terry Cahill.
»Memento ist eine Geschichte, die rückwärts erzählt wird«, erklärte dieser.
»Ach so«, murmelte Jessica. »Na gut.« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Kilbane zu. »Wer hat Eine verhängnisvolle Affäre ausgeliehen?«
»Ein Stammkunde.«
»Wir brauchen den Namen.«
Kilbane schüttelte den Kopf. »Das ist ein Stammkunde. Ein stinknormaler Typ. Der hat nichts damit zu tun.«
»Wir brauchen den Namen«, wiederholte Jessica.
Kilbane starrte sie an. Man hätte meinen können, dass ein Loser wie Kilbane hätte wissen müssen, dass die Cops sich so nicht abspeisen ließen. Wenn er andererseits cleverer gewesen wäre, wäre er kein solcher Loser gewesen. Kilbane wollte gerade etwas erwidern, als sein Blick auf Jessica fiel. Vielleicht flackerte ein Phantomschmerz in seinem Rücken auf und erinnerte ihn an Jessicas kräftigen Fausthieb. Er gab klein bei und nannte den Namen des Kunden.
»Kennen Sie die Frau auf dem Band der Überwachungskamera?«, fragte Palladino. »Die Frau, die mit dem Mann gesprochen hat?«
»Was, diese blöde Kuh?« Kilbane verzog das Gesicht, als könnte ein Möchtegern-Playboy und Sexprotz wie er auf keinen Fall etwas mit einer übergewichtigen Frau mittleren Alters zu tun haben, die in der Öffentlichkeit mit Lockenwicklern herumlief. »Nein, wirklich nicht.«
»Haben Sie die Frau früher schon mal in Ihrem Laden gesehen?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Haben Sie sich den ganzen Film angeschaut, bevor Sie ihn zu uns geschickt haben?«, fragte Jessica, obwohl sie die Antwort kannte. Sie wusste, dass ein Mann wie Eugene Kilbane nicht widerstehen könnte.
Kilbane blickte kurz auf den Boden. Offenbar hatte er. »Ja.«
»Warum haben Sie uns den Film nicht persönlich gebracht?«
»Das hatten wir doch schon.«
»Sagen Sie es uns noch einmal.«
»Sie könnten etwas netter zu mir sein.«
»Warum sollte ich?«
»Weil ich Ihnen zu einem großen Durchbruch in diesem Fall verhelfen kann.«
Die Detectives starrten ihn an. Kilbane räusperte sich. Es hörte sich an wie ein Traktor, der versuchte, aus einem Schlammloch herauszufahren. »Ich brauche Ihre Zusicherung, dass Sie meine kleine Indiskretion von neulich vergessen.« Er hob sein Hemd. Der Game Zipper, den er an seinem Gürtel getragen hatte, wodurch er seine Bewährungsauflagen verletzt hatte und daher sofort zurück in den Knast hätte wandern können, war verschwunden.
»Zuerst hören wir uns an, was Sie uns zu sagen haben.«
Kilbane dachte über das Angebot nach. Es lief zwar nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte, aber mehr konnte er offenbar nicht herausschlagen. Er räusperte sich noch einmal und ließ den Blick durch den Raum gleiten. Vielleicht glaubte er, alle würden in Erwartung seiner umwerfenden Enthüllung die Luft anhalten. Das geschah nicht. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, seine Information noch ein paar Sekunden für sich zu behalten.
»Der Typ auf dem Band?«, sagte Kilbane. »Der Typ, der Eine verhängnisvolle Affäre zurück ins Regal gestellt hat?«
»Was ist mit dem?«
Kilbane beugte sich vor und wartete noch einen Augenblick, um die Spannung zu erhöhen, ehe er sagte: »Ich weiß, wer das ist.«
43.
»Hier riecht es wie in einem Schlachthaus.«
Er war spindeldürr und sah aus wie ein Mann, an dem die Zeit und die Geschichte spurlos vorübergegangen waren. Dafür gab es einen guten Grund. Sammy DuPuis lebte noch immer in den Sechzigern. Heute trug er eine schwarze Strickjacke aus Alpakawolle, ein Hemd mit spitzem Kragen in zwei verschiedenen Blautönen, eine grau schillernde Lederhose und elegante spitze Halbschuhe. Sein Haar, das er über den Kopf nach hinten gekämmt hatte, war mit so viel
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