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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Bett gebracht werden musste. Draußen donnerte und blitzte es. Drinnen saß Sophie mit ihrer Angst.
    Jessica hatte mit allen Tricks versucht, sie abzulenken. Sie hatte angeboten, ihr eine Geschichte vorzulesen. Kein Glück. Sie hatte Sophie gefragt, ob sie sich noch einmal Findet Nemo ansehen wolle. Wollte sie nicht. Sie wollte sich nicht einmal Die kleine Meerjungfrau ansehen, und das war fast so etwas wie eine Sensation. Jessica hatte angeboten, mit Sophie zusammen das Malbuch Peter Cottontail anzumalen (nein), das Lied Der Zauberer von Oz zu singen (nein), Abziehbilder auf die angemalten Eier in der Küche zu kleben (nein).
    Schließlich legte sie Sophie ins Bett und setzte sich auf die Bettkante. Jedes Mal, wenn ein Donnerschlag in der Dunkelheit krachte, schaute Sophie sie an, als wäre das Ende der Welt gekommen.
    Jessica versuchte, an etwas anderes als an Patrick zu denken. Bisher war es ihr nicht gelungen.
    Jemand klopfte an die Tür. Vermutlich war es Paula.
    »Ich bin gleich wieder da, mein Schatz.«
    »Nein, Mama.«
    »Es dauert nur ein paar Sekunden.«
    Das Licht flackerte.
    »Das hätte mir gerade noch gefehlt.« Jessica starrte auf die Nachttischlampe, als könnte sie sie bezwingen. Sie hielt Sophies Hand. Das kleine Mädchen klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihr fest. Zum Glück ging das Licht nicht aus. Gott sei Dank . »Mama geht nur rasch an die Tür. Es ist Paula. Möchtest du Paula nicht sehen?«
    »Doch.«
    »Ich bin sofort wieder da«, sagte Jessica. »Okay?«
    Sophie nickte mit bebenden Lippen.
    Jessica küsste ihre Tochter auf die Stirn und drückte ihr Jools in den Arm, den kleinen Braunbären. Sophie schüttelte den Kopf. Jessica gab ihr den beigefarbenen Bären. Nein. Es war schwer, immer auf dem Laufenden zu sein. Die Lieblingsbären wechselten. Schließlich nahm sie Timothy, den Pandabären, entgegen.
    »Bin gleich wieder da.«
    »Okay.«
    Jessica stieg die Treppe hinunter, als es drei Mal hintereinander klingelte. Das hörte sich nicht nach Paula an.
    »Bin schon da«, rief sie.
    Jessica blinzelte durch die kleine, facettierte Glasscheibe in der Haustür. Sie war vollkommen beschlagen. Sie sah nur die Scheinwerfer eines Rettungswagens auf der anderen Straßenseite. Offenbar hielt nicht mal ein Taifun Carmine Arrabiata von seiner wöchentlichen Herzattacke ab.
    Jessica öffnete die Tür.
    Es war Patrick.
    Sie hätte die Tür beinahe zugeknallt, widerstand aber dem Reflex. Jessica schaute auf die Straße und suchte den Streifenwagen, der Patrick beschatten sollte, konnte ihn aber nirgends entdecken. Die Sturmtür öffnete sie nicht.
    »Was willst du, Patrick?«
    »Jess«, sagte er. »Du musst mir zuhören.«
    Wut stieg in ihr auf und geriet in einen Wettstreit mit ihrer Angst. »Du scheinst da etwas nicht zu begreifen …«
    »Jess. Bitte. Ich bin’s.« Patrick trat von einem Bein aufs andere. Er war völlig durchnässt.
    »Was bist du für ein Mensch? Du hast diese Mädchen behandelt«, sagte sie. »Bist du nicht auf die Idee gekommen, uns darüber zu informieren?«
    »Ich habe täglich hunderte von Patienten«, erwiderte Patrick. »Niemand kann von mir erwarten, dass ich mich an alle erinnere.«
    Draußen tobte der Sturm. Sie mussten beide schreien, um sich zu verständigen.
    »Blödsinn. Du hast sie alle im letzten Jahr behandelt.«
    Patrick senkte den Blick. »Vielleicht wollte ich mich nicht erinnern.«
    »Was? Damit du nicht in die Sache reingezogen wirst? Willst du mich veräppeln?«
    »Jess, könntest du nicht wenigstens …«
    »Du hättest nicht herkommen sollen, Patrick. Das bringt mich in eine verdammt unangenehme Lage. Geh nach Hause.«
    »Herrje, Jess. Du glaubst doch nicht etwa, dass ich was damit zu tun habe.«
    Das war eine gute Frage. Das war die Frage schlechthin.
    Jessica wollte ihm gerade eine Antwort geben, als ein Donnerschlag ertönte und das Licht für einen Moment erlosch. Die Lichter flackerten, flammten auf, erloschen erneut, erstrahlten wieder.
    »Ich … ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll, Patrick.«
    »Gib mir fünf Minuten, Jess. Fünf Minuten, und dann bin ich wieder verschwunden.«
    Jessica sah den Kummer in seinen Augen.
    »Bitte«, bettelte er. Er war nass bis auf die Knochen, eine Mitleid erregende Gestalt.
    Seltsamerweise musste Jessica an ihre Waffe denken. Sie lag oben im Dielenschrank, im obersten Fach, wo sie immer lag. Sie dachte tatsächlich an ihre Waffe und fragte sich, ob es ihr gelingen würde, die Glock rechtzeitig zu holen,

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