Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
Vom Netzwerk:
Sprachen handelte. Und alle Rätsel waren fast gelöst.
    Jessica stutzte. Wer machte denn so was?
    Sie warf ihrem Partner einen Blick zu. Die umfangreiche Sammlung bunter Kartons auf dem Bücherregal fesselte offenbar seine Aufmerksamkeit.
    »Meine Sammlung scheint Sie zu faszinieren«, sagte Laura Somerville zu Byrne. »Sie ist nicht sehr groß, aber gut ausgewogen.«
    »Ich komme mir vor wie ein Kind.«
    Laura Somerville lächelte. »Wie George Bernard Shaw einst gesagt hat: Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden, sondern wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen.«
    Männer und Spiele, dachte Jessica. Ihr Ehemann Vincent war genauso. Er war ebenfalls Detective beim Philadelphia Police Department und arbeitete im Rauschgiftdezernat Nord.
    »Was ist das hier?« Byrne hielt einen schmucken, quadratischen weißen Kasten hoch, dessen Seiten ungefähr fünfzehn Zentimeter lang waren. Der Kasten schien aus Elfenbein geschnitzt zu sein. Was immer es sein mochte – es war alt, zerbrechlich und hatte vermutlich einen Sammlerwert.
    Laura Somerville durchquerte das Zimmer und nahm Byrne den Kasten mit einer Geste aus der Hand, die erkennen ließ, dass er selten und wertvoll war. Sie stellte den Kasten auf das Sideboard.
    »Das ist ein sogenanntes Tangram«, erklärte sie.
    »Nie gehört«, sagte Byrne.
    »Ein faszinierendes Spiel«, sagte Laura. »Eine meiner Leidenschaften.« Sie schob einen kleinen Verschluss zur Seite und öffnete den Kasten behutsam. Er enthielt sieben kleine, sorgfältig aus Elfenbein geschnitzte Teile, sieben geometrische Figuren, die den Boden des Kastens exakt ausfüllten: fünf Dreiecke verschiedener Größe, ein Quadrat und ein Rhombus.
    »Es ist fast dreitausend Jahre alt«, sagte Laura. »Das Tangram«, fügte sie augenzwinkernd hinzu. »Nicht dieses Exemplar hier.«
    »Kommt es aus China?«, fragte Byrne.
    »Die Herkunft des Tangrams ist nicht eindeutig geklärt«, erwiderte Laura. »Wahrscheinlich stammt es ursprünglich aus China. Aber viele Spiele, die angeblich aus dem Fernen Osten kommen, wurden in Wahrheit in Europa erfunden. Man hat ihre Entstehung dem Osten angedichtet, damit sie exotischer erscheinen.«
    »Ist das ein Puzzle?«
    »Ja, ein sogenanntes Legepuzzle«, sagte Laura. »Legepuzzle gehen auf das so genannte Loculus oder Ostomachion des Archimedes aus dem dritten Jahrhundert vor Christus zurück.« Sie nahm eines der Teile aus der Schachtel und hielt es ins Licht. Das Elfenbeindreieck schimmerte in bunten Regenbogenfarben. »Dieses Exemplar wurde auf dem Markt in der Portobello Road in London gekauft«, fügte sie hinzu. »Von einem ehemaligen Verehrer.«
    Laura Somerville errötete leicht. So etwas kam vor, wenn ältere Damen sich an ehemalige Verehrer erinnerten.
    »Das kapiere ich nicht. Was ist denn das Ziel der Übung?«, fragte Byrne.
    Jessica lächelte in sich hinein. Typisch Kevin Byrne. Er war impulsiver als sie und hielt sich weniger an die Vorschriften. Das war einer der Gründe, warum sie als Partner so gut harmonierten.
    »Das Ziel der Übung, wie Sie es nennen, besteht darin, das Puzzle zusammenzufügen, junger Mann«, sagte Laura. »Man muss die Teile so anordnen, dass sie eine Figur ergeben.«
    Byrne grinste. »Okay«, sagte er. »Ich versuch’s mal.«
    Die Frau starrte Byrne einen Moment an, als hätte er sie soeben herausgefordert, gegen sie anzutreten. »Tatsächlich?«
    Byrne errötete leicht. Das war der Fluch der Iren: Wenn man sie in die Enge trieb oder herausforderte, erröteten sie. Sogar die härtesten Typen.
    Jessica wäre gerne endlich zur Sache gekommen, doch Byrne konnte andere Menschen besser einschätzen, wenn sie gesprächsbereit waren. Und diese Frau stellte keine Bedrohung dar. Sie war sozusagen nur ein Rädchen im Getriebe der Ermittlung. Außerdem hatten sie Zeit. Und hier herrschte eine angenehme Temperatur von unter zwanzig Grad.
    »Ja«, sagte Byrne.
    Laura Somerville griff in eine Schublade, zog eine schwarze Samtunterlage heraus und breitete sie auf dem Esstisch aus. Dann legte sie die Elfenbeinteile des Tangrams auf die Unterlage. Sie ging so behutsam damit um, als wären es die Reliquien eines Heiligen.
    Ein Viereck, fünf Dreiecke, ein Parallelogramm.
    Anschließend nahm Laura ein dickes, sorgfältig gebundenes Buch von einem der Regale. »Das ist ein Spielebuch«, sagte sie. »Es enthält Informationen zur Entwicklung des Tangrams und eine Sammlung von Tangram-Figuren. Der Autor lebt in Chester County.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher