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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Als Lester vorhin hier vorbeijoggte, ist Demetrius zu der Stelle geflitzt, wo wir die Leiche gefunden haben, und hat wie verrückt zu graben angefangen. Lester konnte sich denken, dass etwas nicht stimmte, und hat uns sofort übers Handy angerufen.«
    Jessica schaute sich um. Dieser Bereich des Fairmount Parks war sehr beliebt. Zwischen der Belmont Avenue und dem Schuylkill Expressway lagen mehrere Softball-Felder und Joggingstrecken sowie große Wiesen für Freizeitaktivitäten und Treffen aller Art. Hier fand jedes Jahr das »griechische Picknick« statt. Tag für Tag kamen viele Menschen hierher, oft mit ihren Hunden, mit Frisbeescheiben, Drachen und Fußbällen.
    Jessica fragte sich, warum nicht längst ein anderer Hund die Witterung der Leiche aufgenommen hatte, wenn die Tote schon vor Monaten hier vergraben worden war. Vielleicht war es ja so gewesen, nur hatten die Besitzer die Tiere zurück auf den Weg gezogen, weil sie glaubten, ihr Hund wollte ein Kaninchen jagen oder Ähnliches. Doch Jessica vermutete eher, es lag daran, dass Lesters Schäferhund ein ausgebildeter Leichenspürhund war. Solche Hunde waren ganz besondere Tiere, die einen Menschen durch die halbe Stadt zerrten, wenn sie erst einmal eine Fährte verfolgten. Jessica hatte schon Leichenspürhunde im Einsatz gesehen. Sie gaben nicht mehr auf, sobald sie eine Witterung aufgenommen hatten.
    Nicci wandte sich John Shepherd zu. »Haben wir alle Informationen von ihm?«
    »Ja.«
    »Sag ihm, wir melden uns wieder.«
    »Mach ich.«
    Shepherd überquerte den Platz, während Jessica, Byrne und Nicci Malone sich an den Rand des Grabes hockten. Die Erde rings um die flache Grube war mit blauen Plastikplanen bedeckt. Batteriebetriebene Scheinwerfer auf dreibeinigen Stativen erleuchteten den Fundort.
    Der Leichnam war ungefähr einsfünfundsechzig groß und teilweise bekleidet. Der Oberkörper wies starke Zersetzungserscheinungen auf. Eine vermoderte Jeans, ein dunkles T-Shirt. Die Turnschuhe schienen in relativ gutem Zustand zu sein.
    Byrne schaute Nicci an und zeigte auf den Leichnam. »Darf ich mir die Tote näher ansehen?«
    »Nur zu, Detective«, sagte Nicci.
    Jeder Detective der Mordkommission verfügte über eine besondere Fähigkeit, oft auch über mehrere – Verhöre, Vernehmungen, Befragungen in der Nähe des Tatorts, verdeckte Ermittlungen, Beschattungen. Zu Kevin Byrnes zahlreichen Fähigkeiten gehörte eine besondere Begabung für Ermittlungen an einem Tatort, und die meisten Kollegen waren klug genug, ihm den Vortritt zu lassen.
    Byrne streifte sich Latexhandschuhe über und borgte sich eine große Taschenlampe von einem der Polizisten. Er ließ den Lichtstrahl langsam über den Leichnam gleiten.
    Nach ein paar Sekunden blitzte etwas Goldenes auf. Byrne kniete sich auf die Plastikplane und schaute es sich genauer an.
    »Mein Gott«, sagte er leise.
    »Was ist?«
    Byrne zögerte kurz, ehe er sich weiter über die Tote beugte. Er nahm zwei Bleistifte aus der Tasche, hielt sie wie Essstäbchen über den Leichnam und zog etwas aus dem Grab, das wie ein Schmuckstück aussah. Er hielt es ins Licht. Es war ein Armband mit Anhängern. Fünf Anhänger an einer Goldkette. Kleine goldene Engel.
    »Was ist, Kevin?«, wiederholte Jessica ihr Frage.
    Byrne drehte das Armband um und warf einen Blick hinter den Verschluss. Er richtete den Lichtstrahl genau auf das Metall. Plötzlich wurde er kreidebleich. Ohne ein Wort zu sagen, steckte er das Armband in eine Beweistüte.
    Jessicas Blick schweifte von ihrem Partner zu Nicci. Es kam nicht oft vor, dass Kevin Byrne die Fassung verlor oder dass es ihm die Sprache verschlug, doch Jessica sah, dass er um Fassung rang.
    »Was ist los?«, fragte sie ein drittes Mal. »Kennst du das Armband?«
    Byrne stand auf und wandte sich von dem flachen Grab ab. »Ja«, sagte er. »Ja, ich kenne es.«
    Jessica wartete auf weitere Auskünfte, doch Byrne schwieg.
    »Nun sag schon. Woher kennst du das Armband?«
    Byrnes grüne Augen schimmerten im Mondlicht fast schwarz.
    »Ich habe es ihr geschenkt.«

15.
    J OSEPH S WANN SCHAUTE sich die Abendnachrichten an. Die Polizei hatte in einem flachen Grab im Fairmount Park einen Leichnam gefunden. Ein Hubschrauber kreiste über dem Fundort.
    Obwohl es schon über zwei Monate her war, erinnerte Swann sich so gut an die Nacht, als er sie vergraben hatte, als wäre es gestern gewesen. Er wusste noch, dass der Himmel an dem Abend tiefblau gewesen war und dass der Mond ihn gesucht hatte. Doch

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