Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Kaisers sollte die Anlage zwar zunächst unvollendet bleiben, ist aber
dennoch heute das einzige noch sichtbare Zeugnis seiner Bautätigkeit.
Wo einst die Gespanne der Rennparteien um die schnellsten Runden wetteiferten, geht es heute bei einer Rundfahrt deutlich
beschaulicher zu.
|31| Im Zuge der konstantinischen Neugründung der Stadt wurde der Hippodrom dann erweitert und schließlich fertig gestellt. Am
11. Mai 330 fanden hier die Gründungsfeierlichkeiten der neuen Hauptstadt statt. Die Rennbahn war eingefasst von zweistöckigen
Tribünenbauten, die sich auf gewaltigen Substruktionen mit 25 Kammern und Tonnengewölben erhob und ca. 15 bis 20 Sitzreihen
hatte. Die Schätzungen über das Fassungsvermögen an Zuschauern gehen aufgrund verschiedener Befundinterpretationen weit auseinander;
sie differieren zwischen 50 000 und 150 000. Entlang der sich über 400 m erstreckenden Längsseiten befanden sich Wandelhallen mit Geschäften und Lokalen, wo man sich
verköstigen lassen konnte und der neueste Klatsch und Tratsch die Runde machte. Unter dem großen Halbrund am Südwestende,
der Sphendone (»Wölbung«), lagen die Stallungen und Remisen für die Wagen. In der Mitte der Rennbahn, die etwa 3,50 m unter
dem heutigen Geländeniveau lag, bildete die Spina zwischen den Wendepunkten eine bauliche Begrenzung der beiden Bahnhälften,
denen heute der äußere Straßenring folgt. Auf diesem etwa 390 m langen gemauerten Podest befanden sich einst verschiedene
Siegesdenkmäler, von denen heute nur noch drei erhalten sind. Ein repräsentativer Torbau, die
porta triumphalis
, begrenzte im Nordosten den Hippodrom; hier befanden sich die Räume der Teilnehmer. Weitere Zugänge befanden sich an den
Längsseiten. Auf dem Turm im Norden stand das »eherne Viergespann«, das im Zuge des Vierten Kreuzzugs nach Venedig gelangte
und sich heute im Original im Museo Marciano befindet.
Zunächst ein Ort für Wagenrennen, Tierhatzen und Spiele, entwickelte sich der Hippodrom seit dem 4. Jh. mehr und mehr auch
zu einem politischen Forum und wurde ein Zentrum des öffentlichen Lebens. Aus den Rennparteien, die farblich benannt waren
und mit denen sich die Zuschauer in hohem Maße identifizierten, entstanden allmählich auch politische Gruppierungen. So bekannte
man sich zur blauen oder zur grünen Mannschaft, was etwa mit »konservativ« oder »reformfreudig« gleichgesetzt wurde, oder
zu den Weißen bzw. Roten. Dies führte nicht zuletzt dazu, dass der Sieg einer bestimmten Mannschaft durchaus politische Folgen
mit sich bringen und letztendlich bis zum Thronverlust des Kaisers führen konnte. So nahmen im Folgenden auch Revolutionen
auf den Tribünen des Hippodroms ihren Anfang.
Eines der folgenschwersten Ereignisse fand 532 statt: Durch die Unterdrückung eines Aufstands erhoben die Blauen und die Grünen
gemeinsam den nach ihrer Parole
»Nika!«
(»Siege!«) benannten Nika-Aufstand. Die Forderung galt Justinian, der seine beiden engsten Berater entlassen sollte. Obgleich
er dieser entsprach, legten sich die Unruhen nicht und ein großer Teil der Stadt wurde daraufhin in Brand gesteckt.
Anhänger des zum Gegenkaiser ausgerufen Flavius Hypatios, die sich im Hippodrom versammelten, ließ Justinian I. durch seine
Truppen an Ort und Stelle niedermetzeln. 30 000 Tote sollen den Berichten zufolge die Wettkampfstätte bedeckt haben. Nachdem der Aufstand niedergeworfen war, wurden die
entstandenen großen Schäden behoben sowie das anschließende Kathisma-Palais und der in Teilen zerstörte Stufenbau wiederhergestellt.
Für einige Jahre sollten daraufhin die Spiele ruhen.
|32| Niedergang und Zerstörung
Wie zahlreiche andere Bauten blieb auch der Hippodrom nicht vor mehrfacher Zerstörung bewahrt. Im Jahre 406 ruinierte vermutlich
ein Brand die Sitze, die Kaiser Arcadius (395–408) wieder ausbessern ließ. An der Wende zum 6. Jh. wurde die Anlage wiederholt
stark beschädigt, und 507 kamen die tragenden Gewölbekonstruktionen zum Einsturz.
Im 6. Jh. wurden die Mauerdurchbrüche des mächtigen Gewölbes zugemauert.
Mitte des 6. Jhs. wurde die Sphendone durch ein Erdbeben stark beschädigt, und die Gewölbe mussten durch Hilfskonstruktionen
stabilisiert werden. Zudem wurden nun die Öffnungen an den Gewölben zugemauert und die dabei entstandenen Kammern als Zisterne
genutzt.
Wenngleich im 12. Jh. die Wagenrennen sich nicht mehr der Beliebtheit früherer Tage erfreuten,
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