Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Besonderheit.
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Im 18. Jh. wurde die Konstantinssäule im unteren Bereich mit einem stützenden Mantel ummauert.
|35| Bei einem Erdbeben 1648 sowie bei Stadtbränden 1652 und 1660 litt das schon so oft restaurierte Monument erneut erheblich,
und so ließ Sultan Mustafa II. (1695–1703) Anfang des 18. Jhs. den unteren Teil bis zu einer Höhe von fast 11 m mit einem
Steinmauerwerk rundherum stabilisieren.
Um das Sanktuarium rankt sich die Legende, dass Kaiser Konstantin bei dessen Errichtung persönlich Reliquien vermauert haben
soll, darunter etwa das Palladium der Athena, das der Sage nach Aeneas aus Troia nach Rom gebracht hatte. Es hieß, die Stadt,
in der das Palladium sei, sei nicht zu zerstören. Hier zeigt sich erneut, wie sich der abergläubische Kaiser – da das Christentum
noch nicht fest verankert war – gerne nach allen Seiten hin absicherte. Außerdem sollen sich die Axt, mit der das Holz für
die Arche Noah geschlagen wurde, das Salbgefäß der Maria Magdalena, aus dem sie Jesus salbte, die Brotkörbe der wunderbaren
Brotvermehrung, der Stein aus dem für Moses und Aaron Wasser sprudelte, und nicht zuletzt ein Teil des Kreuzes Christi im
Sanktuarium befinden. All diese Stücke soll Helena, die Mutter Konstantins, im Jahre 324 aus Jerusalem mitgebracht haben.
Dass diese Legenden nicht nur bei den Bürgern auf fruchtbaren Boden fielen, zeigten archäologische Untersuchungen 1929/30.
Man stellte fest, dass nach der Restaurierung von 1909 vermutlich zwischen 1918 und 1923 Raubgräber (angeblich Abgesandte
des Vatikans) auf der Suche nach den Reliquien einen Tunnel aus einem angemieteten Zimmer eines Nachbargebäudes direkt bis
unter die Säule getrieben hatten, doch waren sie, als dies auffiel, noch vor Abschluss ihrer »Arbeit« außer Landes verwiesen
worden.
Wie es bei den meisten Legenden der Fall ist, so scheint auch bei dieser zumindest ein wahrer Kern vorhanden zu sein. Bei
Restaurierungsarbeiten bis 2007 haben Schallwellenmessungen im Sockel der Säule einen kuppelförmigen Hohlraum festgestellt,
in dem z. B. auch Reliquien liegen könnten. Um diese Frage letztendlich zu klären, müsste jedoch die Säule in stärkerem Umfang
beschädigt werden – und vielleicht sind ja auch Legenden nicht nur unterhaltsam, sondern, wie ein Denkmal selbst, durchaus
auch erhaltenswert …
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|36| Schlangensäule
Dem Apollon geweiht
Verwundert verharrt so mancher Besucher Istanbuls heute vor einer auf den ersten Blick äußerst eigenwilligen Säule, die sich
aus der Tiefe emporzuwinden scheint. Hierbei handelt es sich um die sog. Schlangensäule (türk.
Burmalı Sütün
). Nach dem Sieg der Griechen unter Pausanias über die Perser in der Schlacht von Platäa (479 v. Chr.) stifteten 31 griechische
Städte vom Zehnten ihrer Beute dem Apollon von Delphi eine bronzene Säule, die die Form dreier ineinandergeschlungener Schlangen
hatte. Im unteren Bereich, wo die Windungen der Schlangenkörper horizontaler verlaufen als weiter oben, findet man die Namen
der teilnehmenden Städte. Gemäß der Überlieferung soll sie aus den eingeschmolzenen Schilden der gefallenen persischen Soldaten
gegossen worden sein.
Die Schlangensäule war ursprünglich vor dem Apollontempel in Delphi aufgestellt gewesen und gelangte erst zur Zeit Konstantins
nach Konstantinopel und zwar, so eine von Ibn-i-Kemal (1468–1534) aufgezeichnete Legende, als Mittel gegen die große Schlangenplage.
Zuvor, so seine weiteren Ausführungen, sei es unmöglich gewesen, sich der Giftschlangen wegen auf dem Platz unbeschadet zu
bewegen. Doch nachdem die Säule, die »nach einem absonderlichen Entwurf hergestellt worden war«, ihren neuen Platz auf dem
Hippodrom einnahm, »wichen alle Schlangen von diesem Ort / Die, die blieben, richteten keinen Schaden an«. In einem anderen
Bericht heißt es, dass man in der ganzen Stadt nach der Installation des Denkmals keine Schlangen zu Gesicht bekam – zumindest
solange sie noch nicht beschädigt worden war.
Der tatsächliche Grund für die Überführung des Denkmals nach Konstantinopel dürfte jedoch ein anderer gewesen sein. Möglicherweise
sollte, so wie dies in der Römischen Kaiserzeit öfters zu beobachten ist, ein historischer Bezug bzw. eine Kontinuität in
der eigenen Vergangenheitsdarstellung hergestellt werden – in diesem Fall bezüglich der Abwehr der Perser und der zahlreichen
Auseinandersetzungen mit den »Neupersern«,
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