Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
ca. 80 Prozent des spätantiken
Bauwerks) ist der Aquädukt eines der auffälligsten Bauwerke im Stadtgebiet.
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Der »Bogen des grauen Falken« spannt sich weit über das Tal, durch das heute der Atatürk Boulevard führt.
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|40| Ägyptischer Obelisk
Souvenir vom Nil
Öffnet man nach der Heimreise den Koffer eines Türkeiurlaubers, so findet man mit großer Wahrscheinlichkeit Souvenirs aus
dem Bereich des Kunsthandwerks, Gewürze oder eine Lederjacke mit »mindestens 100 Jahren Garantie«. Doch dass Erinnerungsstücke
auch einige Nummern größer ausfallen können, zeigt ein den Hippodrom heute dominierendes und zugleich Istanbuls wohl ältestes
Denkmal – der ägyptische Obelisk (türk.
Dikiltaş
). Er stammt aus dem 15. Jh. v. Chr. und stand ursprünglich jenseits des Mittelmeeres in Karnak, wo ihn Pharao Thutmosis III.
(1479–1425 v. Chr.) anlässlich seiner Überquerung des Euphrat im Areal des Amun-Re-Tempels hatte aufrichten lassen. Der annähernd
20 m hohe Monolith besteht aus rötlichem Granit und trägt ägyptische Schriftzeichen auf allen vier Seiten: die Namen des thebanischen
Reichsgottes Amun sowie des Pharaos. Auf die Spina des Hippodroms wurde er während der Regierungszeit Kaiser Theodosius’ I.
versetzt. Der Stadtpräfekt Proculus ließ ihn als Monument seines Triumphes über Maximus und Victor im Jahre 390 auf einen
marmornen, mit Reliefs verzierten zweistufigen Unterbau stellen. Für den Transport nach Konstantinopel musste das gigantische
Souvenir zunächst zerschnitten werden, so dass dann nur noch der obere Teil aufgerichtet wurde. Auf dem Marmorblock, der die
neue Basis des zu Stein gewordenen Sonnenstrahls – so seine ursprüngliche Bedeutung – trägt, sind der Kaiser und Angehörige
seiner Familie in der Loge des Hippodroms zu sehen. Der Kaiser wird in verschiedenen Posen dargestellt: wie er die Aufstellung
des Obelisken verfolgt, als Zuschauer eines Wettrennens, bei der Verleihung des Siegerkranzes und wie ihm von Besiegten gehuldigt
wird.
Mit diesem gleichsam eleganten wie für das architektonische Umfeld fremdartigen Monolith haben sich schon früh nicht nur Historiker
und Archäologen beschäftigt. Gelehrte, Chronisten oder Schriftsteller, so z. B. im 17. Jh. Evliya Çelebi, der sich mit 16
Talismanen der Stadt auseinandersetzte, wussten Erstaunliches zu berichten. Eine Chronik aus dem 15. Jh. beschreibt detailliert
eine hervorzuhebende Besonderheit, die sich heute mancher im Feilschen ungeübte Tourist wünschen würde: Am Fuß des Obelisken
soll eine kupferne Hand angebracht worden sein, zu der Händler geführt wurden, die Waren in der Stadt verkaufen wollten. Das
Geld für die Ware wurde in die Hand gezählt, die sich, sobald der angemessene Preis erreicht war, ungeachtet ob niedrig oder
hoch, selbständig schloss. Ein enttäuschter anatolischer |41| Pferdehändler geriet ob des, seiner Ansicht nach bei weitem zu geringen, Preises jedoch in Wut und begann mit seinem Stock
um sich zu schlagen und zertrümmerte die Hand. Daraufhin wurde er ergriffen und ihm wurde der Kopf abgeschlagen; kaum zwei
Tage später starb sein Pferd, und die Haut des Tieres wechselte den Besitzer für genau die Summe, die die Hand zwei Tage zuvor
für angemessen erachtet hatte.
Demnach bleibt dem kauffreudigen Besucher heute nur noch eines: sich weiterhin im Feilschen zu üben …
Das Relief auf der Südseite des Sockels stellt Kaiser Theodosius I. mit Gattin und den beiden Söhnen als Zuschauer der Wettspiele
im Hippodrom dar.
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|42| Gemauerter Obelisk
Ein Denkmal für den Großvater
Von den Denkmälern, die einst auf der Spina des Hippodroms standen, haben drei die wechselhafte Geschichte der Stadt überdauert.
Hierzu gehört der 32 m hohe gemauerte Obelisk (türk.
Örmetaş
) am Südwestende der Rennbahn.
Nach dem 4. Kreuzzug 1204 blieb von dem einst mit Bronzeplatten verkleideten Obelisken nur noch die steinerne Unterkonstruktion
übrig.
Ähnelt er in seiner Form auch dem ägyptischen Obelisken, so erscheint er als ein aus einzelnen Kalksteinquadern zusammengesetztes
Monument jedoch geradezu bescheiden gegenüber dem majestätisch aufragenden Monolith. Doch trügt der heutige Zustand, da wir
lediglich die Unterkonstruktion eines sicherlich ebenfalls beeindruckenden Denkmals vor uns sehen. Vermutlich wurde er in
spätrömischer Zeit, vielleicht Ende des 4. Jhs., errichtet. Den Abschluss bildete eine
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