Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
zapfenförmige Bronzespitze, die aber
im Jahr 869 bei einem Erdbeben herunterstürzte.
Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos (913–959) ließ den Obelisk, so eine Inschrift auf der östlichen Seite des Sockels,
zu Ehren seines Großvaters Basileios’ I. wieder ausbessern und mit vergoldeten Bronzeplatten verkleiden, auf denen Basileios
in heroischer Weise dargestellt war und seine Taten gerühmt wurden; als herausragende Symbole kaiserlicher Herrschaft verliehen
die beiden Obelisken auf dem Hippodrom – hier golden glänzend, dort rötlich leuchtend – den Spielen oder Versammlungen einen
würdigen Rahmen.
Erkennbar sind heute nur noch die Löcher im Stein, in denen einst die Platten verankert waren, die während des 4. Kreuzzuges
1204 von den Venezianern geraubt wurden.
[ Menü ]
|43| Magnaura
Empfangssaal des Kaisers
Während man bei einem Herrscherpalast geneigt ist, an ein einzelnes, durchaus repräsentatives Gebäude zu denken, so bezeichnet
der »Große Palast« in Konstantinopel ein ganzes Areal mit einer Ausdehnung von etwa 100 000 m2 und einer Vielzahl von Einzelkomponenten, die in Baugruppen hintereinanderlagen und sich vom Marmarameer bis hinauf
zum Hippodrom verteilten. Von der Reichsverwaltung über die Münzprägestätte bis hin zum Gefängnis waren hier die unterschiedlichsten
Institutionen untergebracht. Errichtet wurde der Palastkomplex von Konstantin I. im 4. Jh. auf einem Gelände, das vermutlich
bereits mit einzelnen Villen bebaut war.
Eine besondere Bedeutung im höfischen Zeremoniell kam der heute rekonstruierten
Magnaura
zu. Als Statussymbol oder gewissermaßen als »manieristisches Spielzeug« stand in diesem Empfangssaal, den man sich wohl als
großen dreischiffigen Hallenbau vorstellen darf, in erhöhter Position ein hydraulisch zu hebender Thron, umgeben von Löwen
und Vögeln, die mittels Mechanik brüllen bzw. zwitschern konnten. Der Überlieferung zufolge gelangte man vom Eingangsbereich
zur
Magnaura
über eine Allee, die direkt zum Hauptportal an der Westseite führte.
Bis ins 10. Jh. hinein wurde der Palastkomplex stetig in Richtung Westen erweitert; im 11. und 12. Jh. erhielt er nur noch
einzelne neue Bauglieder, wobei bereits ältere zum Teil nicht mehr genutzt wurden und verfielen. Ab der zweiten Hälfte des
13. Jhs. scheint er seine Funktion verloren zu haben. Durch schriftliche Quellen gehört der Kaiserpalast zu den am besten
bekannten Anlagen Konstantinopels, wenngleich er aufgrund der modernen Bebauung archäologisch von einzelnen Mauerzügen, die
v. a. Ende des 19./Anfang des 20. Jhs. untersucht wurden, lange Zeit praktisch kaum mehr fassbar war. Erst archäologische
Ausgrabungen, die auf einem ehemaligen Militärgelände seit 1997 stattfinden, konnten bisher einige Gewölbesäle, Bäder, Fresken
und Überreste einer Kirche zutagebringen.
Zwischen der Häuserzeile mutet die rekonstruierte Magnaura wie ein moderner Rohbau an.
[ Menü ]
|44| Theodosianische Landmauer
Ein Bollwerk vergrößert die Stadt
Bereits in prähistorischer Zeit entstand das Bedürfnis, sich vor Angriffen von außen durch entsprechende bauliche Maßnahmen
zu schützen. Im Laufe der Antike wurde diesem Schutzbedürfnis durch Zäune, Gräben, Wälle oder Mauern Rechnung getragen. Bis
ins Mittelalter hinein fertigte man immer ausgefeiltere, oft massive Verteidigungssysteme, wovon die Theodosianische Landmauer
in Istanbul (türk.
İstanbul Surları
) sicherlich eine der heute noch beeindruckendsten Anlagen ist. Unter Kaiser Theodosius II. und dem Prätorianer-Präfekten
Anthemius wurde der schnell wachsenden Stadt im Westen, in etwa 1,5 Kilometern Entfernung von der konstantinischen Mauer,
eine neue Landmauer zum Schutz gegen die »Barbaren« vorgelagert. Sie erstreckte sich über eine |45| Länge von sechs Kilometern von Süden nach Norden, vom Marmarameer bis zu der bestehenden Befestigung des Vorortes Blachernai
und ist Teil eines dreigliedrigen Verteidigungssystems bestehend aus Graben, Vormauer und Hauptmauer.
|44|
Restaurierter Abschnitt der Theodosianischen Landmauer, der später Teil der Befestigung Yedikule wurde.
|45| Hierdurch entstand ein etwa 60 m starkes Bollwerk, das die Stadt vor Angriffen schützte und durch ihre Anbindung an bestehende
Mauersysteme Teil einer 20 Kilometer langen Befestigungsanlage war. Im durch die Verlagerung der Befestigung mehr als verdoppelten
Stadtgebiet blieben auch über Jahrhunderte hinweg
Weitere Kostenlose Bücher